Wädenswil (agrar-PR) - Pilze sind für unsere Pflanzen von grosser
Bedeutung. Sie liefern ihnen Nährstoffe und unterstützen sie so beim
Wachstum. Nun zeigt sich, dass sie dabei einen sehr sozialen Ansatz
haben.
Nährstoffe aus dem Boden zu holen,
ist für viele Pflanzen gar nicht so einfach. Deshalb greifen sie auf
die Hilfe von so genannten Mykorrhiza-Pilzen zurück. Diese nehmen das
fein verteilte Phosphor und den Stickstoff aus der Erde auf und geben
beide gegen „Bezahlung" an die Pflanzenwurzeln ab.
Nun fand Marcel van der Heijden von der Forschungsanstalt Agroscope
Reckenholz-Tänikon ART heraus, dass diese Pilze offenbar eine sehr
soziale Ader haben. Denn es scheint ihnen oft egal zu sein, wie viel
Kohlenhydrat und Zucker eine Pflanze als Gegenleistung liefert - die
Düngergabe ist dieselbe.
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Pilzfäden bilden ein unterirdisches Netzwerk, an dem fast alle
Pflanzen eines Waldes oder einer Wiese angeschlossen sind. „Unklar ist
noch, wer das System unterhält", sagt van der Heijden. Er vermutet,
dass vor allem die grossen Pflanzen den Bärenanteil des Kohlenhydrats
in das Pilz-Netzwerk stecken.
Der Vorteil davon ist, dass bereits Keimlinge vom System
profitieren. Denn die Mykorrhiza-Pilze beliefern auch diese mit
Nährstoffen, obwohl sie praktisch noch kein Kohlenhydrat einspeisen.
Allerdings fanden sich bei einigen Arten auch marktwirtschaftliche
Tendenzen. Dort bekamen diejenigen Pflanzen am meisten Nährstoffe, die
auch am meisten Kohlenhydrate abgaben.
Ferner konnten Marcel van der Heijden und sein Mitautor Thomas
Horton von der State University of New York mit ihrer Recherche
belegen, dass Pflanzen in natürlichen Ökosystemen bis zu 90 Prozent
ihres Phosphors und 80 Prozent ihres Stickstoffs über das Netzwerk
erhalten.
Die Studie „Socialism in soil? The importance of mycorrhizal fungal
networks for facilitation in natural ecosystems" wurde im November 2009
im „Journal of Ecology" publiziert.
Mykorrhiza-Pilze im Biolandbau
Marcel van der Heijden und Mitarbeitende von ART werden in einem
nächsten Schritt das unterirdische Netzwerk von Pilzfäden und Wurzeln
entwirren. „Wenn wir verstehen, was da genau passiert, können wir die
Mykorrhiza-Pilze vielleicht gezielt in der Landwirtschaft einsetzen",
sagt er. Ihre Eigenschaft, Nährstoffe direkt an die Wurzeln der
Nutzpflanzen zu liefern, könnte wegen der künftigen
Mineraldüngerknappheit vermehrt gefragt sein. Vorerst könnte speziell
der Bio-Landbau, der keinen Mineraldünger verwenden darf, davon
profitieren.
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