Frankfurt (agrar-PR) -
Tropenwälder bis zum Ende des Jahrhunderts abgeholzt – positive Nachrichten aus Brasilien
und Kolumbien Anlässlich des heutigen Tags der Tropenwälder warnt
der WWF vor den fatalen Folgen der Tropenwaldvernichtung. Wenn die
Abholzung der tropischen Wälder mit dem jetzigen Tempo fortschreitet,
werden sie weltweit spätestens bis zum Ende des Jahrhunderts abgeholzt
sein. Das hätte katastrophale Folgen für die Artenvielfalt und das
Weltklima. Jedes Jahr werden rund 13 Millionen Hektar Tropenwald
abgeholzt, das entspricht der Fläche von 36 Fußballfeldern pro Minute.
Weltweit gibt es nur noch etwa 10 Millionen Quadratkilometer tropische
Wälder.
„Wenn die Abholzung der Wälder nicht
schnellstmöglich gestoppt wird, wird es schon bald zu irreversiblen
Schädigungen in der globalen Waldstruktur kommen“, so WWF
Tropenwaldexperte Markus Radday. „Dadurch würden Tropenwälder als
Lebensraum und Klimastabilisator zunichte gemacht“.
Hauptursachen der Waldzerstörung sind Rodungen zur
Landumwandlung, durch Menschen verursachte Waldbrände und durch den
Klimawandel hervorgerufene Austrocknungen. Neben dem „legalen“ Raubbau
ist illegaler Holzeinschlag und Handel mit Holz aus illegalen Quellen
eine der Hauptursachen für die Zerstörung von Wäldern weltweit.
Schätzungen des WWF zufolge stammen bis zu 20 Prozent der Holzimporte
in die Europäische Union aus illegalem Einschlag. Den Tag der
Tropenwälder begeht der WWF Deutschland seit 1989 am 14. September, dem
Geburtstag des bedeutenden Amazonas-Forschers Alexander von Humboldt
(1769-1859).
Tropenwälder gelten als „Schatztruhe der
Biodiversität. Rund zwei Drittel aller bekannten Tier- und
Pflanzenarten leben dort. Nach Schätzungen des WWF werden jeden Tag bis
zu 150 Arten in Folge der Waldzerstörung ausgerottet. Tropische Wälder
speichern zudem etwa doppelt soviel Kohlenstoff wie Wälder außerhalb
der Tropen. In den Bäumen und Sträuchern wird die Hälfte des auf der
Erde gebundenen Kohlenstoffs gespeichert. Werden Wälder gerodet, so
wird der Großteil des Kohlenstoffes als Kohlendioxid (CO2) freigesetzt.
Schon jetzt stammen ca. 20 Prozent der weltweiten
Treibhausgasemissionen aus der Vernichtung von Wäldern. Besonders
schwerwiegend wirkt sich die Abholzung der Torfmoorwälder Indonesiens
aus. Sie speichern 50-mal so viel Kohlenstoff wie eine gleich große
Fläche Regenwaldes ohne Torfboden. „Die Zerstörung der Torfmoorwälder
ist in Bezug auf den Klimawandel eine tickende Zeitbombe“, so Markus
Radday.
Positive Meldungen aus Lateinamerika
Allerdings gibt es auch positive Meldungen zu
verzeichnen. Die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes hat sich nach
Angaben der brasilianischen Regierung deutlich verlangsamt. Im
zurückliegenden Messzeitraum ist die Entwaldung ersten Schätzungen
zufolge um 46 Prozent zurückgegangen und war so niedrig wie seit
20
Jahren nicht mehr. Die offiziellen Zahlen für den Zeitraum von August
2008 bis Juli 2009 werden im Spätherbst vorgelegt.
Auch aus Kolumbien gibt es positive Nachrichten.
Die Regierung unterzeichnete gerade gemeinsam mit
24 Organisationen
eine Erklärung, den Handel mit Holz aus illegalen Quellen zu stoppen.
Nach Meinung des WWF ist dieses Bündnis ein wichtiger Schritt zu einer
nachhaltigen Waldwirtschaft und wird die ganze Holzbranche in Kolumbien
revolutionieren. In der Vergangenheit waren in Kolumbien jährlich fast
50.000 Hektar Wald abgeholzt und über 20 Baumarten übernutzt worden.
Folgende Maßnahmen haben aus Sicht des WWF Priorität im Kampf gegen die Tropenwaldvernichtung:
Verbrauchern
und Wirtschaft empfiehlt der WWF, nur Holzprodukte mit FSC-Siegel zu
verwenden.
Alle Produkte mit diesem Label stammen aus einer
verantwortungsvollen Waldwirtschaft.
Auf europäischer Ebene
fordert der WWF dringend rechtliche bindende Regelungen, wie die
Einführung
einer Nachweispflicht für Unternehmen, dass ihre
Holzprodukte aus legalen Quellen stammen. Ein solcher
Verordnungsentwurf wurde im Herbst letzten Jahres von der EU-Kommission
vorgelegt. Dieser läuft
allerdings derzeit Gefahr, in den Diskussionen
im EU-Rat massiv verwässert zu werden. Der WWF ruft
besonders
Bundesagrarministerin Aigner auf, sich für eine wirksame Verordnung
einzusetzen
und die Abschwächungen nicht zu unterstützen.
Auf
internationaler Ebene drängt der WWF auf die schnelle Einigung auf ein
Verfahren zur
Entschädigung der großen Waldnationen für den Erhalt
ihrer Wälder im Rahmen des
REDD-Mechanismus. REDD („Reduced Emissions
from deforestation and forest degradation“) ist einer
der zentralen
Punkte des internationalen Post 2012 Klimaschutzabkommens, das auf der
Klimakonferenz
in Kopenhagen im Dezember ausgehandelt werden soll.