10.08.2009 | 00:00:00 | ID: 1615 | Ressort: Umwelt | Pflanze

Überflüssiges „Un“kraut oder erhaltenswerter Schatz der Dörfer?

Recklinghausen (agrar-PR) - Das Echte Herzgespann ist LANUV- Pflanze des Monats
Pflanze des Monats August des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) ist das Echte Herzgespann. Der bis zu anderthalb Meter hohe Lippenblütler hat kleine rötliche, in Quirlen angeordnete Blüten und leicht behaarte Blätter. Im Jahre 1485 wurde die Pflanze im „Hortus Sanitatis“, dem ersten Heilkräuterbuch in deutscher Sprache, erwähnt und spielte über Jahrhunderte in der Volksmedizin eine wichtige Rolle, ehe sie weitgehend in Vergessenheit geriet.

Der Fachausdruck „Leonurus cardiaca“, den schon der griechische Philosoph Theophrast im 4. Jhdt. v. Chr. kannte, weist auf die Anwendung des Echten Herzgespanns bei Herzbeschwerden hin. Dass es die Durchblutung und Beruhigung des Herzmuskels tatsächlich fördert, belegen aktuelle Forschungsergebnisse der Universität Leipzig. Darüber hinaus wird es in der Volksmedizin bei Magenkrämpfen, Blähungen, Kropf, Angstzuständen, Hitzewallungen und Schlaflosigkeit empfohlen. Daneben ist die Pflanze aber auch eine gute Nektarpflanze für Bienen.

Das Echte Herzgespann ist eine relativ kurzlebige Staude, die sich immer wieder neu aussäen muss.
Offene und nährstoffreiche Standorte sind dafür wichtig. Solche Bedingungen boten früher vor allem Dörfer mit ihren Viehweiden und Hühnerhöfen, Brachflächen, offenen Wegrändern und Mauerfüßen, Zäunen und Hecken. Doch diee einst so typischen dörflichen Elemente werden immer seltener. Es ist an der Zeit, dem Echten Herzgespann, das auch stellvertretend für andere, früher charakteristi-sche und häufige Dorfpflanzen stehen kann, wieder mehr Beachtung zu schenken.

Der Fortbestand dieses „Kulturfolgers“ ist eng mit dem Strukturwandel in unseren Dörfern verknüpft:
Das Vieh ist weitgehend aus dem Dorfkern verschwunden. Hofflächen, Plätze, Straßen und Wege wurden versiegelt, pflegeleichte Kurzrasen oder Pflanzungen mit Bodendeckern nach städtischem Vorbild angelegt. Aus Heilkräutern wurden „Un“kräuter, für die man sich nicht mehr interessierte. Mangels Lebensraum ist das Echte Herzgespann heute stark gefährdet und vielerorts längst verschwunden.

Dabei kann es auch heute in Dörfern noch Platz für diese dem Menschen einst so wichtige Arten geben.
Das Landesamt appelliert, die Standorte des Echten Herzgespanns gezielt zu erhalten. Dazu sollte auf weitere Versiegelungen und auf die Anpflanzung von Bodendeckern verzichtet und Hecken und Mauern erhalten werden. Freiflächen, auf denen dorftypische Pflanzen wachsen, auch Wege- und Straßenränder, sollten grundsätzlich nicht mit Herbiziden behandelt und nicht zu häufig gemäht werden.

Übrigens wird in manchen Gartencentern das Herzgespann heute wieder als Garten- bzw. Bienenfutterpflanze angeboten, allerdings in einer anderen, viel stärker behaarten Unterart, die bei uns früher nicht vorkam. Wäre es da nicht viel besser, auf die Erhaltung der letzten Vorkommen des heimischen Echten Herzgespanns zu achten?
Pressekontakt
Herr Peter Schütz
Telefon: 02361 - 305-1337
E-Mail: Peter.Schuetz@lanuv.nrw.de
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Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
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45659 Recklinghausen
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