01.12.2011 | 08:45:00 | ID: 11549 | Ressort: Umwelt | Pflanze

Waldzustandsbericht 2011 vorgestellt

Stuttgart (agrar-PR) - Situation bei Eiche und Fichte deutlich verbessert, Buche bereitet Sorgen, Klimawandel im Wald immer stärker spürbar.
„Der Wald prägt unser Land. 39 Prozent der baden-württembergischen Landesfläche sind mit Wald bedeckt. Der jährliche Waldzustandsbericht liefert uns verlässliche Informationen zum Gesundheitszustand des Waldes, damit wir ihn als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum erhalten und stärken können.

Die Ergebnisse im Jahr 2011 sind erfreulich, dem Wald geht es deutlich besser als in den vergangenen Jahren. Euphorie ist allerdings nicht angebracht", sagte der für den Forst zuständige Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, am Mittwoch (30. November 2011) bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2011 in Stuttgart.

Der Bericht wird im Auftrag der Landesregierung durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) erstellt und erfasst auf wissenschaftlicher Basis systematisch den Gesundheitszustand der Waldbestände im Land.

„Der Zustand der Wälder in Baden-Württemberg hat sich in diesem Jahr erneut verbessert. Der Anteil deutlich geschädigter Waldflächen ist im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf 33 Prozent gesunken. Auch der durchschnittliche Nadel- und Blattverlust ist um 1,4 Prozentpunkte auf 21 Prozent zurückgegangen. Damit liegt der Schädigungsgrad der Wälder acht Jahre nach dem Extrem-Trockenjahr 2003 erstmals wieder auf dem vorher beobachteten Niveau", erläuterte Forstminister Bonde die aktuellen Ergebnisse.

In Folge des Jahrhundertsommers hätten die Bäume unter massiven und langanhaltenden Kronenschäden und Wachstumseinbußen gelitten. Die Regeneration der Baumkronen sei nun weitgehend abgeschlossen. Die guten Ergebnisse führte der Minister auf den für den Wald insgesamt günstigen Witterungsverlauf in den Jahren 2010 und 2011 und die regenreichen Sommermonate zurück.


Zustand von Fichte, Kiefer und Eiche verbessert - Sorgenkind Buche

„Es stimmt zuversichtlich, dass sich der Kronenzustand bei Fichten, Kiefern und Eichen signifikant verbessert hat", sagte Bonde. Am deutlichsten habe sich die Situation bei den Eichen verbessert. Diese profitierten besonders von dem in diesem Jahr sehr geringen Vorkommen blattfressender Raupen, die in den vorangegangenen Jahren immer wieder zu starken Blattverlusten geführt hätten.

Sorgenkind sei in diesem Jahr die Buche - die flächenmäßig wichtigste Laubbaumart in Baden-Württemberg mit besonderer ökologischer Bedeutung. „In diesem Jahr haben sich besonders viele Früchte entwickelt, was die Bäume schwächt. Die starke Fruchtbildung folgt in immer kürzeren Abständen - ein Phänomen, das wir früher nicht kannten", so der Minister. Auch der Blattverlust sei bei den Buchen in den vergangenen sechs Jahren unverändert hoch gewesen. „Diese Entwicklungen können wir als unmittelbare Folgen des Klimawandels und häufiger Extremwetterlagen deuten", sagte Bonde.


Säurebelastung und Klimawandel

„Der Säureeintrag in den Boden durch Niederschlag hat sich in den Wäldern dank einer konsequenten Luftreinhaltepolitik, Filtern in industriellen Großfeuerungsanlagen, Katalysatoren in Automotoren und die Verminderung des Stickstoffausstoßes in der Landwirtschaft auf nahezu ein Drittel reduziert. Dennoch leidet der Wald noch heute unter den Schäden, die der Saure Regen in den 1970er und 1980er Jahren angerichtet hat", sagte der Forstminister. Die hohe Säurebelastung habe die Böden versauern lassen und die Nährstoffe ausgewaschen. Mit einem Programm zur Bodenschutz­kalkung werde in den kommenden zehn Jahren versucht, dies schrittweise auszugleichen und einen weitgehend naturnahen Bodenzustand wiederherzustellen.


Maßnahmenbündel für klimastabile Wälder

„Wir wollen die Wälder mit verschiedenen Maßnahmen fit für den Klimawandel machen", betonte Bonde. Ein weiterer Baustein in der Strategie sei der Waldumbau in Richtung laubholzreiche Mischbestände. „Laub- und Laubmischwälder erschließen den Boden mit ihren Wurzeln tiefer und intensiver als Nadelbaumarten, insbesondere tiefer als die flach wurzelnde Fichte. Damit sind sie stabiler gegenüber Umwelteinflüssen und Witterungsschwankungen", so der Minister. Dies sei notwendig, da sich der Klimawandel immer stärker auch auf die Wälder auswirke.

In den vergangenen zehn Jahren seien die Winter meist schneearm gewesen, und im Frühjahr etablierten sich häufig lang andauernde, warm-trockene Hochdruckwetterlagen. Im Winter könne der Bodenwasservorrat nicht maximal aufgefüllt werden, so dass es im Frühjahr rasch zu Trockenheit komme. Diese ungewöhnlichen Witterungsabläufe und die Häufung von Extremwetterlagen seien als Folgen des Klimawandels zu interpretieren.

„Eine konsequente Klimaschutzpolitik ist deshalb eine Daueraufgabe. Es ist nicht nur Aufgabe der Politik und der Wirtschaft, sondern jedes Einzelnen, zu überlegen, wie wir Kohlendioxid-Emissionen zurückfahren", betonte Bonde. Die grün-rote Landesregierung werde mit zukunftsweisenden Mobilitätskonzepten und einer entschlossenen Energiewende die notwendigen Schritte einleiten.


Holzaschekreislaufkonzept als ein Baustein der Energiewende

Bei der Energiewende spielten der Wald und das Holz eine zentrale Rolle: Der Anteil der Bioenergie an den erneuerbaren Energien betrage in Baden-Württemberg rund 72 Prozent, der Anteil von Holz daran über 40 Prozent.

„Der weitere Ausbau der Holzenergienutzung darf aber nicht zu Lasten des Waldes und der Waldböden gehen", unterstrich der Forstminister. Deshalb habe die FVA ein Forschungsprojekt zur Rückführung unbelasteter Holzasche in den Wald entwickelt. Die Idee dabei: Nachdem das Holz energetisch - beispielsweise zur Wärmegewinnung - genutzt worden sei, werde die zurückbleibende Asche wieder in den Wald ausgebracht. Dadurch würden den Böden wieder Nährstoffe zugeführt. Dieses Modell eigne sich für unbelastete Holzasche aus größeren Bioenergieanlagen.

„Da die Waldböden durch den Sauren Regen bereits großflächig vorbelastet sind, können wir die Energieholznutzung nur dann intensivieren, wenn die mit der Biomasse entzogenen Pflanzennährstoffe den Waldböden wieder zugeführt werden", so Bonde. Dabei gehe es nicht um eine Düngung im landwirtschaftlichen Sinn, sondern um eine sehr moderate Kompensation von Nährstoffverlusten zur langfristigen Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit.

„Diese Methode ist ein Baustein in einem Energieholzkonzept, das wir für den Staatswald derzeit entwickeln und im kommenden Jahr vorstellen wollen. Den Herausforderungen des Klimawandels begegnen wir mit einem Baukasten an Maßnahmen, um die Vitalität der Wälder und den Artenreichtum in unseren Wäldern für die Zukunft zu erhalten", so Forstminister Bonde. (PD)
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