23.07.2015 | 17:36:00 | ID: 20758 | Ressort: Umwelt | Tier

Der Waschbär ist die Ausnahme

Erfurt (agrar-PR) - Jagdstatistik gegenüber dem Vorjahr kaum verändert
„Die Statistik zeigt, dass die Thüringer Jägerinnen und Jäger einen wertvollen Beitrag für den Erhalt des Gleichgewichtes in unseren Ökosystemen leisten. Mit Unterzeichnung des Positionspapiers zur Schwarzwildbejagung im April durch Forstministerin Birgit Keller und die Präsidenten der Verbände der Jäger, Landnutzer und Grundeigentümer, haben wir in dem Zusammenwirken aller Beteiligten einen großen Schritt getan, um dem Problem regional zu hoher Schwarzwildbestände Herr zu werden. Im Herbst beginnt der Diskussionsprozess zum Thüringer Jagdgesetz mit dem Ziel, das Jagdwesen in Thüringen voranzubringen“, sagt Forststaatssekretär Dr. Klaus Sühl.

Thüringens Jagdstrecken blieben gegenüber dem vergangenen Jahr stabil. Das zeigt die jüngste Statistik des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft. Die naturgegebenen Schwankungen des Wildbestandes in Höhe und räumlicher Verteilung spiegeln sich auch in der Jagdstrecke wieder.

Während die Strecke beim Rotwild im Vergleich zum Vorjahr um etwa 6 Prozent sank, stieg sie beim Dam- und Muffelwild um etwa 20 Prozent an. Besonders deutlich zeigen sich diese Schwankungen beim Schwarzwild. Während im Jagdjahr 2012/13 noch eine Rekordstrecke von 37.400 Sauen zu verzeichnen war, verringerte sich diese bereits im Folgejahr 2013/14 um 40 Prozent, um dieses Jahr wieder um 10 Prozent anzusteigen. Dieses Auf und Ab ist zwar ganz natürlich, doch das Schwarzwild fordert mehr Aufmerksamkeit: Aufgrund eines milden Winters, der starken Fruchtbildung von Buche und Eiche sowie der landwirtschaftlich angebotenen Äsung kann sich der Schwarzwildbestand binnen eines Jahres sprungartig vermehren.

Das Ansteigen der diesjährigen Sauen-Strecke um zehn Prozent wird von der obersten Jagdbehörde als erstes Warnsignal gewertet: Kommt es zu einer explosionsartigen Vermehrung, ist es Aufgabe der Jäger, entstehende Wildschäden auf ein wirtschaftlich verträgliches Maß zu senken.

Bei den Strecken des Raub- und Niederwildes fällt auf, dass sich der Waschbär seit seinem Auftauchen im Jahre 1993 zunehmend in Thüringen ausbreitet und mit 10.100 Tieren die bislang höchste Strecke verzeichnet. Allein im Eichsfeldkreis wurden 1.900 Waschbären erlegt. Weitere 160 sind als Unfallwild gemeldet. Die Jagdstrecke dokumentiert die unaufhaltsame Ausbreitung eines Neozoen, der durch seine invasive Art eine akute Gefahr für Kleinsäuger, Vögel und Lurche darstellt.

Hintergrund

Im Jagdwesen werden die Zahlen des erlegten Wildes, des im Straßenverkehr verunfallten Wildes (Unfallwild) und des an unbekannten Ursachen verendeten Wildes (Fallwild) als Jagdstrecke bezeichnet. Der Zeitraum bezieht sich dabei auf ein Jagdjahr, das am 1. April beginnt und am 31. März des Folgejahres endet. Die Daten sind Grundlage für wissenschaftliche Untersuchungen der Populationsentwicklung einzelner Wildarten und dienen als Weiser für die rechtzeitige Abwendung möglicher Wildschäden.

Der hohe Schwarzwildbestand führt manchenorts zu starken Problemen. Die bisherige Bejagung des Schwarzwildes konnte zwar den Wildschaden wieder senken, aber hinsichtlich der Schadenshäufigkeit und der sprungartigen Vermehrung des Schwarzwildes hatte sie keinen durchgreifenden Erfolg gebracht. Als Folge wurde am 21. April 2015 das „Positionspapier zur Schwarzwildjagd in Thüringen“ von Landwirtschaftsministerin Birgit Keller und den Präsidenten des Landesjagdverbandes Thüringen, Steffen Liebig, des Thüringer Bauernverbandes, Helmut Gumpert, des Waldbesitzerverbandes, Jörg Göring, des Thüringer Verbandes für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbezirkinhaber, Peter Leicht, und den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft land- und forstwirtschaftlicher Betriebe in Sachsen und Thüringen, Konrad von Posern, unterzeichnet. Durch die angeregte Kooperation zwischen Jägern, Landnutzern und Grundeigentümern sowie die Abstimmung regionaler Bejagungskonzepte sollen überhöhte Schwarzwildschäden künftig erfolgreicher und dauerhafter reduziert werden. Mit Flyern wurden die Beteiligten über die richtige Durchführung erfolgversprechender Jagdmethoden wie die Kirrjagd, die Drückjagd und die Erntejagd informiert. (tmil)
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