11.11.2014 | 20:40:00 | ID: 19111 | Ressort: Umwelt | Tier

Fall von Hasenpest bei Feldhasen in Schleswig-Holstein – Ministerium: Durch Vorsichtsmaßnahmen Übertragung auf Menschen vermeiden

Kiel (agrar-PR) -

In Schleswig-Holstein ist der erste Fall von Hasenpest bei einem Feldhasen nachgewiesen worden. Die Krankheit ist auf Menschen übertragbar. Deshalb sollten Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, rät heute (11. November 2014) das für Tierseuchenbekämpfung zuständige Umweltministerium in Schleswig-Holstein.

Der Hase war im nördlichen Landesteil tot aufgefunden worden.

 

Das Ministerium empfiehlt, dass Hasen, Kaninchen oder andere Nagetiere, die ihre natürliche Scheu verloren haben, teilnahmslos oder tot aufgefunden werden, nicht angefasst werden sollten. Dies dient auch dem Schutz vor möglichen anderen Krankheiten. Jäger werden gebeten, sowohl Hasen, die lebend keine Scheu und kein Fluchtverhalten zeigen, wie auch Hasen, die auffällige Organbefunde aufweisen, zur Untersuchung an das Landeslabor einzusenden. Das Ministerium wird Jäger noch mit weiteren Informationen versorgen.

 

Hasen und Kaninchen werden in Schleswig-Holstein bei möglichen Anzeichen von Hasenpest zur Untersuchung ins Landeslabor eingesendet. Von den 2014 durchgeführten 13 Untersuchungen wurde jetzt erstmals ein Hase positiv getestet. Dies ist der erste Befund seit Anfang der 90er Jahre.

 

Hintergrund:

 

Die Tularämie ist eine Zoonose, also eine vom Tier auf den Menschen übertragbare Erkrankung.  Sie wird durch Bakterien der Art Francisella tularensis hervorgerufen. Schon geringe Keimzahlen reichen aus, um eine Infektion beim Menschen auszulösen. Die Krankheit ist auf viele Nagetiere übertragbar und wird auch als Nagerpest bezeichnet. Neben besonders häufigen Nachweisen bei Hasen, daher auch der Name Hasenpest,  kann die Krankheit auch auf Kaninchen übertragen werden.

 

Tularämie wird unter anderem durch den unmittelbaren Kontakt mit einem infizierten Tier übertragen. Auch die Zubereitung und der Verzehr von nicht genügend durchgegartem Fleisch birgt ein Infektionsrisiko. Im tiefgekühlten Wildbret bleibt die Ansteckungsfähigkeit über Monate hinweg erhalten. Beim Umgang mit dem rohen infizierten Fleisch, etwa beim Auftauen, ist eine Infektion nicht ausgeschlossen. Durch Durchgaren wird der Erreger zuverlässig abgetötet. Eine Übertragung kann auch durch die Inhalation erregerhaltigen Staubes oder kleiner Bluttröpfchen, in denen sich der Erreger befindet, oder durch Zecken und Steckmücken (selten) erfolgen.

In den fünfziger Jahren wurde auf der Halbinsel Eiderstedt eine höhere Zahl von Infektionen beim Menschen festgestellt. 2011 wurde bei einem Mann eine Hautinfektion, die auf Francisella tularensis zurückzuführen war, diagnostiziert.

 

Die Infektion von Menschen ist sehr selten. Sie hat in Abhängigkeit von der Eintrittspforte verschiedene Verlaufsformen: Neben grippeähnlichen Symptomen können Hautgeschwüre (bei Infektion über Verletzungen der Haut), Lymphknotenschwellungen, Blasenbildung im Mund- und Rachenraum oder Lungenentzündung (nach Einatmen) sowie Fieber auftreten. Die Infektion kann insbesondere bei Betroffenheit der Lunge tödlich verlaufen, sie ist jedoch medikamentös behandelbar. Wichtig ist bei einem Verdacht auf eine Infektion daher, rasch einen Arzt aufzusuchen und beim Nachweis ein rascher Therapiebeginn.

 

Tularämie scheint unter den Nagetieren keine besondere Ausbreitungstendenz zu haben. In einem Zeitraum von drei Jahren (2006-2009) wurden im Rahmen einer Studie in Niedersachsen 2.205 Hasen und 47 Wildkaninchen aus fast dem gesamten Landesgebiet Niedersachsens untersucht. Bei 29 Feldhasen und einem Wildkaninchen wurde der Erreger Tularämie nachgewiesen. 2014 gab es in Niedersachsen bis Ende Oktober vereinzelt Nachweise.

 

Beim Tier treten neben akuten Verläufen mit Fieber und Schwäche, die innerhalb weniger Tage zum Tod führen, auch Formen mit Organveränderungen auf. Hier kommt es zu vergrößerten Lymphknoten, Milz und Leber. Häufig treten weiße stecknadelkopfgroße Herde an den genannten Organen auf.

 

Erstmals wurde die Krankheit 1911 in den USA beschrieben, in den 1930er Jahren dann auch in Europa.

 

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