12.03.2015 | 13:10:00 | ID: 19899 | Ressort: Umwelt | Tier

Häufung von Wolfsangriffen in Ostbrandenburg: Vogelsänger berät mit betroffenen Landwirten

Beeskow (agrar-PR) - Innerhalb nur weniger Tage mussten Landwirte in Pfaffendorf und im Gut Hirschaue in Birkholz (Oder-Spree) drei Wolfsangriffe auf Nutztierbestände erleben.In allen Fällen richtete mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens ein Wolf erheblichen Schaden in landwirtschaftlichen Wildtierhaltungen an – Damwild wurde entweder sofort getötet oder musste aufgrund schwerer Verletzungen getötet werden. Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger hat deshalb gestern betroffene Landwirte, Bürger aus den beiden Gemeinden, Vertreter des Landkreises Oder-Spree sowie Wolfschutzexperten des Landesamts für Umwelt zu einer Abstimmungsrunde zu diesem Thema nach Potsdam eingeladen. 

„Unser erstes Ziel war, ein genaueres Bild der Lage vor Ort zu bekommen“, so der Minister. Weiterhin wurden Fragen der Entschädigung der Tierverluste besprochen sowie kurzfristige und langfristige Maßnahmen für den Wolfsschutz.

Information

Um die Tierhalter in der unmittelbaren Region stärker für Risiken im Zusammenhang mit der Rückkehr der Wölfe zu sensibilisieren und auf wirksame Schutzmaßnahmen hinzuweisen und die Landwirte zu beraten, wird das Landesamt für Umwelt eine Information im Anschluss an die Schulungsveranstaltung zum Agrarförderantrag 2015 des Kreises Oder-Spree am 2. April ab 11:00 Uhr im Schützenhaus Beeskow für alle interessierten Tierhalter anbieten.

Mitarbeiter des Wolfsmanagements des Landesamts für Umwelt werden außerdem die beiden betroffenen landwirtschaftlichen Wildtierhalter in Pfaffendorf und Birkholz besuchen, um vor Ort konkrete Schutzmaßnahmen zu besprechen.

Schadensausgleich

Bereits in der kommenden Woche sollen 11 Genetikproben, die in den beiden Wildtiergattern sichergestellt werden konnten und an das Forschungsinstitut Senckenberg, Abteilung Wildtiergenetik, übermittelt wurden, zweifelsfrei Wölfe als Schadensverursacher identifizieren. Seitens des Landesamts für Umwelt wurde unmittelbar nach Eingang der Ergebnisse eine kurzfristige Bearbeitung der Anträge auf Entschädigung bei Wolfsrissen zugesagt.

Schutz vor Wolfsangriffen

Der wirksamste Schutz vor Wolfsangriffen ist in beiden Betrieben ein wolfssicherer Zaun. Insbesondere im Gut Hirschaue mit seinen 11 Kilometern Zaun ist eine kurzfristige Aufrüstung der bestehenden Einzäunung mit einem wirksamen Schutz vor Wolfsübergriffen kaum zu erreichen. Für die kommenden Monate soll vorerst durch das Ziehen einer bodennah geführten stromführenden Litze die nötige Sicherheit gewährleistet werden. Längerfristig sollen die Zäune mit Untergrabungsschutz von den Betrieben versehen werden. Für die Finanzierung des wolfssicheren Zaunes können die Landwirte Anträge nach der neuen Richtlinie Natürliches Erbe stellen, die in diesem Jahr nach der Genehmigung durch die Europäische Kommission wieder in Kraft gesetzt wird. Die Zäune werden unter dem Stichwort „Investition zur Schaffung von Akzeptanz für geschützte Tierarten“ mit 100 Prozent gefördert. Gebietskulisse sind das Schutzgebietssystem Natura 2000 und sonstige Gebiete mit hohem Naturwert im ländlichen Raum Brandenburgs. Die Förderung muss mindestens 500 Euro betragen (Bagatellgrenze).

Brandenburger Wolfsmanagement hat sich bewährt

Brandenburg hat neben Sachsen sehr früh Vorkehrungen für ein erfolgreiches Wolfsmanagement getroffen. Bereits lange vor Rückkehr der ersten Wölfe wurde ein erster Wolfsmanagementplan in den Neunzigerjahren aufgestellt. Seit der Rückkehr der Wölfe und der beginnenden ersten Ansiedlungen konnten sehr viele Erfahrungen gesammelt werden. Gemeinsam mit den Betroffenen Nutztierhaltern und den Landnutzer- und Naturschutzverbänden sowie den Jagdverband wurde 2013 ein neuer Wolfsmanagementplan erarbeitet. Dieser Plan des Landes, der für viele Naturschützer als Vorlage für ein bundesweites Wolfsmanagement dienen kann, bietet auch eine Handhabe für den Umgang mit Entschädigungszahlungen für Tierhalter und für Maßnahmen zum Schutz vor Wolfsübergriffen auf Tierhaltungen. Dank der Förderung von Präventionsmaßnahmen, Unterstützung im Schadensfall und Informationsveranstaltungen konnte Brandenburg Probleme, die mit der Rückkehr der Wölfe aufkamen, bislang gut in den Griff bekommen.

Für den Zeitraum von 2000 bis Februar 2015 wurden in 126 Fällen Wolfsübergriffe auf Nutztierbestände nachgewiesen. Insgesamt 484 Nutztiere – 411 Schafe, 4 Ziegen, 59 Stück Damwild, 10 Kälber wurden entschädigt. Schwerpunkte waren bislang die Niederlausitz zwischen der A 15 und der Landesgrenze, das Gebiet um Lauchhammer-Schwarzheide, darüber hinaus der Niedere Fläming, der Bereich der Zauche-Belziger Landschaftswiesen. Für die Entschädigung von Nutztierrissen wurden seit 2007 rund 74.000 Euro gezahlt. Seit 2008 hat das Land über das Förderprogramm Natürliches Erbe aus dem EU-Agrarfonds ELER 532.000 Euro für Präventionsmaßnahmen in Tierhaltungen ausgereicht. Davon wurden 314.000 Euro für die Anschaffung wolfssicherer Zäune genutzt. Weitere 119.000 Euro hat der NaturSchutzFonds Brandenburg im Rahmen einer Projektförderung an Tierhalter gezahlt. In einem Pilotprojekt in den Belziger Landschaftswiesen zur modellhaften Erprobung von Maßnahmen zum Wolfsschutz wurden zwischen Oktober 2014 und Februar 2015 99.500 Euro durch das Landesumweltamt und den NaturSchutzFonds zu Verfügung gestellt.

Bis zur Jahresmitte sind 50.000 Euro durch das Umweltministerium für Maßnahmen zur Prävention vor Wolfübergriffen auf gewerbliche Nutztierhaltungen eingeplant. Darüber hinaus werden im Rahmen des EU-Agrarfonds ELER über das Förderprogramm Natürliches Erbe Maßnahmen zur Wolfsprävention in Landwirtschaftsbetrieben unterstützt.

Neu ist in der laufenden EU-Förderperiode bis 2020 die Unterstützung für die Anschaffung von Herdenschutzhunden. Derzeit werden Empfehlungen zur Zucht, Ausbildung, Haltung und für den Umgang mit Herdenschutzhunden erarbeitet.
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