Frankfurt (agrar-PR) -
Kein Herz für Haie: UN-Artenschutzkonferenz hält nicht alle bedrohten Arten für schützenswert. / Deutsche essen Dorn- und Heringshai unter Pseudonym Die internationale Staatengemeinschaft verweigert
Hammerhai und Weißspitzen-Hochseehai den Schutz. Auch der bedrohte
Dornhai darf weiterhin gefangen werden. Dagegen wird es für die stark
überfischten Bestände des Heringshais wahrscheinlich eine
Verschnaufpause geben. Die Umweltschutzorganisation WWF begrüßte das
Votum zugunsten dieser Haiart, die in Deutschland unter den Pseudonymen
„See-Stör“ oder „Kalbsfisch“ angeboten wird. Auch die geräucherten
Bauchlappen des bedrohten Dornhais werden hierzulande unter dem
romantischen Namen „Schillerlocken“ verkauft. „Wenn sich schon die
internationale Staatengemeinschaft nicht zu einem konsequenten Schutz
durchringen kann, dann sollten wenigstens die Verbraucher gänzlich auf
Hai-Spezialitäten verzichten“, sagt Konferenzteilnehmer Volker Homes,
Leiter WWF-Artenschutz. Auch wenn es heute mit der Entscheidung für den
Heringshai einen Teilsieg gegeben habe, würde die Liste der Verlierer
auf der UN-Artenschutzkonferenz in Doha länger und länger.
Ein weitgehend unregulierter internationaler Handel
mit erheblichen Gewinnen bedroht viele Haiarten immer stärker. „Vor
allem Weißspitzen-Hochseehai und Bogenstirn-Hammerhai enden wegen ihrer
sehr großen Flossen oft als Haifischflossensuppe in asiatischen
Restaurants“, sagt Volker Homes. Die Fangmethode („Shark Finning“) sei
dabei so grausam wie simpel: Die Fischer schneiden die
charakteristischen Flossen ab und werfen das sterbende oder tote Tier
zurück ins Meer. Zwischen 1950 und 2003 sind allein die offiziellen
Haifischfänge weltweit von etwa 273.000 auf fast 900.000 Tonnen
gestiegen. Hinzu kommt eine enorme, da lukrative Piratenfischerei. Zwar
sinken die Fangzahlen seit 2004 wieder leicht, doch das liegt nach
WWF-Angaben nicht an einem neuen Bewusstsein für die Bedrohung der Haie,
sondern an den weltweit einbrechenden Populationszahlen.
„Hai sind generell sehr anfällig für Überfischung“,
warnt Volker Homes. Der Grund hierfür sei, dass die Tiere sehr langsam
wachsen und die Geschlechtsreife teilweise erst im Alter von 30 Jahren
erreichen. Dadurch könnten sie hohe Fangzahlen nicht durch eine
schnellere Reproduktionsrate ausgleichen. Der WWF hofft nun, dass
aufgrund der knappen Abstimmungsergebnisse die Entscheidungen zu Hammer-
und Weißspitzen-Hochseehai im Abschlussgremium zur UN-Konferenz noch
einmal diskutiert und neu bewertet werden. Die Vertragsstaatenkonferenz
zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen geht am kommenden Donnerstag,
den 25. März zu Ende.