Hannover (agrar-PR) - In der Klimadiskussion sitzt die Landwirtschaft und insbesondere die
Tierhaltung als Verursacher von Treibhausgasemissionen mit auf der
Anklagebank, zugleich ist sie aber auch stark vom Klimawandel betroffen.
Die wissenschaftliche Datenbasis sei jedoch noch sehr lückenhaft,
fehlerfreie Daten für eine seriöse Bewertung fehlten, kritisierte
Landvolk-Vizepräsident Heinz Korte bei einem Vortragskolloquium in
Göttingen, das sich mit Konsequenzen und Zusammenhängen des Klimawandels
für die Fleisch- und Milchproduktion befasste. So schwankten die
Angaben über den Anteil der Tierhaltung in Deutschland am gesamten
Ausstoß von Treibhausgasen je nach Berechnungsmethode zwischen vier und
18 Prozent. „Die Auseinandersetzung mit der öffentlichen Meinung ist
deshalb für die Landwirtschaft unbedingt notwendig“, sagte Korte und
forderte eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und
Praxis. Ohne verlässliche Daten werde eher Schaden angerichtet als
sinnvoll gehandelt. Auf jeden Fall sei die Milchkuh in Bezug auf ihre
Klimarelevanz besser als ihr Ruf. Zudem unterstrich Korte die Bedeutung
der Milch als weltweit wichtigstem Lieferanten von tierischem Protein
für die menschliche Ernährung.
Verlässliche Daten zu ermitteln und daraus Empfehlungen für die
Praxis abzuleiten ist eines der Ziele des Forschungsverbundes KLIFF
(Klimafolgeforschung in Niedersachsen) des niedersächsischen
Wissenschaftsministeriums in Zusammenarbeit mit der Universität
Göttingen sowie weiteren Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Wichtige Forschungsziele sind die Auswirkungen des Klimawandels auf
Haltungssysteme, Fruchtbarkeit, Futterproduktion und Tiergesundheit.
Besonders davon betroffen sind Kühe, Schafe und Ziegen, die in der Regel
auf der Weide oder in Außenklimaställen gehalten werden und deshalb den
Klimaveränderungen besonders stark ausgesetzt sind. So haben steigende
Temperaturen eine geringere Futteraufnahme und damit einhergehende
Leistungsminderungen zur Folge. Auch das Auftreten der früher nur in
Afrika vorkommenden Blauzungenkrankheit beim Rind gibt einen
Vorgeschmack auf künftige Klimaentwicklungen. Schweine und Geflügel sind
in ihren klimatisierten Ställen dagegen weniger berührt.
Potenziale zur Emissionsminderung von Klimagasen aus der
Rindviehhaltung bestehen vor allem in der Leistungssteigerung pro Tier,
die eine Reduzierung der Tierzahlen ermöglicht. Dennoch mahnten die
Wissenschaftler eine ganzheitliche Betrachtung der Problematik an. Mehr
Kraftfutter zur Leistungssteigerung bedeute zugleich weniger Bedarf an
Grünlandfläche, dessen Umbruch zu Ackerland dann vermehrt CO2 freisetze.
Die größten Potenziale zur Minderung von Treibhausgasen bestehen bei
der Renaturierung von Mooren sowie bei der Verbesserung der Effizienz
der Stickstoffnutzung aus Wirtschaftsdüngern. Auch Biogas könne einen
Beitrag zur Minderung des Methanausstoßes leisten, hieß es in Göttingen.