09.12.2009 | 00:00:00 | ID: 4074 | Ressort: Umwelt | Tier

Minister Backhaus stellt Grundsätze zum Wolfsmanagement vor

Kiel (agrar-PR) - Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus hat heute auf einer Pressekonferenz in Schwerin Grundzüge des  "Managementplans für den Wolf in M-V" vorgestellt. Der Plan war in den vergangenen Monaten durch zwei Experten in enger Abstimmung mit einer Facharbeitsgruppe aus etwa 20 Vertretern von Vereinen und Verbänden sowie aus Wissenschaft und Behörden erarbeitet worden.

 "Mit dem Plan ist die Grundlage für ein flächendeckendes Wolfsmanagement in M-V auf Ebene der Landkreise gegeben", so Backhaus. Neben den bisherigen Mitarbeitern des Wolfsmanagements werde es allmählich in allen Landkreisen, z. B. bei den Kreisjagdverbänden, Forstämtern oder Naturparken Ansprechpartner in Sachen Wolf direkt vor Ort geben. "Die Zuständigkeit reicht dabei von der ersten Bewertung von Hinweisen auf die Anwesenheit von Wölfen über Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Beratung von Nutztierhaltern. Mit dem Managementplan haben nun alle Beteiligten eine belastbare und klare Handlungsgrundlage und –anleitung", so der Minister.

"Der Plan ist auch geeignet, den unbegründeten, aber möglicherweise hin und wieder doch vorhandenen Ängsten in der Bevölkerung zu begegnen", so Backhaus weiter. "Wir wollen ein weitestgehend konfliktarmes Leben mit den streng geschützten Wölfen. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns das genauso gut gelingt, wie vielen anderen Wolfsregionen Europas", so der Minister.

Ca. 100 Jahre hat man in Mecklenburg-Vorpommern keinen Wolf in freier Wildbahn gesehen. Erstmals im Jahre 2006 gab es Hinweise auf Wölfe in  Mecklenburg-Vorpommern -  korrespondierend mit den Wolfsbeobachtungen in Sachsen und Brandenburg.

Dem Managementplan liegen die Wolfsbeobachtungen  und – bewegungen in  den zurückliegenden Jahren zugrunde. Das von Wölfen in Deutschland besiedelte Gebiet umfasst derzeit einige Rudel-, Paar- bzw. Einzelwolfterritorien auf einer Fläche von insgesamt ca. 4.000 km², davon etwa 1.000 km² in Mecklenburg-Vorpommern. Wobei besiedeltes Gebiet nicht bedeutet, dass hier der Wolf dauerhaft sesshaft ist und auch Nachkommen zeugt.

Im Jahr 2009 konnten in 4 Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns (Lübtheener Heide, Prignitz, Kyritz-Ruppiner Heide und Ueckermünder Heide) Wölfe bestätigt werden. Alle vier Vorkommen, die jeweils  aus einem oder zwei Tieren bestehen sind grenzübergreifend mit anderen Bundesländern (Niedersachsen und Brandenburg oder Polen). Die Gesamtflächen der Kernlebensräume erstrecken sich jeweils auf 300 Quadratkilometer und befinden sich zu unterschiedlich großen Teilen in M-V. Diese großen Flächen und Wanderungsbewegungen der Wölfe erschweren eben auch eine klare territoriale Zuordnung. 

"Das Land bereitet sich auf die Ansiedlung des Wolfes vor. Wir wollen ein weitestgehend konfliktarmes Leben mit den streng geschützten Wölfen. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns das genauso gut gelingt, wie vielen anderen Wolfsregionen Europas. Der Wolf ist sehr scheu. Er  wird nicht in den Vorgärten und Hinterhöfen der Siedlungen und in Städten auftauchen. Panikmache ist deshalb nicht nur fehl am Platze, sondern auch gefährlich.  Wir müssen sachlich mit dem Thema umgehen.  Es gibt keine Entscheidung für oder gegen den Wolf. Der Wolf ist eine geschützte  Art. Deshalb sind wir schon vom Gesetz her verpflichtet, den Fortbestand der Art zu gewährleisten.  Deshalb muss auch klar sein,  welche Maßnahmen wir ergreifen können und müssen, wenn der Wolf auftaucht. Dazu dient der Managementplan", betont der Minister.  

Zu den wesentlichen Grundsätzen des Managementplanes gehört die Minimierung von Schäden an Haustieren durch Prävention

Die Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere sind bisher die Hauptprobleme bei der Wiederbesiedlung Mecklenburg-Vorpommerns. Durch die Zuwanderung der Wölfe ist es wieder notwendig, dass Tierhalter ihre Tiere vor eventuellen Übergriffen schützen müssen. Diese Schutzmaßnahmen halten nur sehr zögerlich Einzug in die Praxis. Deshalb will das Land die finanziellen Mehraufwendungen  der Tierhalter fördern. (Stallanlagen, Zäune, Herden-Schutzhunde) Die geplanten Maßnahmen müssen über den Mindestschutz hinausgehen und sich an dem gegenwärtigen "Stand der Technik" orientieren.

Insbesondere wird an dem Herdenschutz mittels Herdenschutzhunden gearbeitet.

"Die Minimierung von Schäden an Haustieren  ist eine wesentliche Maßnahme zur Akzeptanzerhöhung bei den Tierhaltern. Deshalb ist die Unterstützung solcher Präventionsmaßnahmen in erster Linie unter naturschutzpolitischen Zielen  zu sehen.  Vorbeugende Maßnahmen finden ihren Schwerpunkt in den Gebieten, in denen das Vorhandensein von Wölfen bekannt bzw. in Kürze zu erwarten ist.

2.      Kompensation von Schäden an Hautieren durch finanzielle staatliche Hilfen

In Deutschland gibt es keinen  Rechtsanspruch auf Schadenskompensation. Dennoch hat  Mecklenburg-Vorpommern  zum Vorgehen bei künftigen Schäden einen Plan erarbeitet und dafür auch Mittel im  eigenen Haushalt eingestellt.

Durch Wolfsaktivitäten geschädigte Nutztierhalter erhalten den entstandenen Direktschaden ersetzt allerdings nur dann, wenn sie den Mindestschutz eingehalten bzw.  wenn sie entsprechende Präventionsmaßnahmen ergriffen haben. Eine unverzügliche Klärung von Schadensfällen vor Ort ist durch vom Land beauftragte Rissgutachter gewährleistet.

Im Sinne der Rechtsklarheit werden sogenannte Wolfsgebiete entsprechend der aktuellen Wolfsbesiedlung plus 30 Kilometer Umgriff benannt, in denen Präventionsförderung geleistet wird. Diese Kulisse wird bei Bedarf zeitnah aktualisiert. Derzeit umfasst sie die Landkreise Ludwiglust, Parchim, Güstrow südlich der B 104, Müritz, Mecklenburg-Strelitz südöstlich  der B 197, Ostvorpommern  östlich  der B 197 und der Peene sowie Uecker-Randow.

Der Minister appellierte an die Medien, ihn bei der sachlichen Aufklärung zu unterstützen,

"Das Märchen vom Rotkäppchen und dem Wolf ist eben nur ein Märchen. Biologen zufolge gibt es keinen Beweis, dass Wölfe Menschen anfallen."
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