Düsseldorf (agrar-PR) - Umweltminister Eckhard Uhlenberg hat heute gemeinsam mit dem
Vorsitzenden der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft, Klaus
Nottmeyer-Linden, die Rote Liste für Vögel in Nordrhein-Westfalen
vorgestellt. Demnach sind einige Vogelarten wieder nach
Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt, die schon als ausgestorben galten.
„Der Artenschutz in Nordrhein-Westfalen ist auf dem richtigen Weg und
zeigt Erfolge“, so das positive Fazit des Ministers. „Wir dürfen aber in
unseren Bemühungen nicht nachlassen, natürliche Lebensräume für Vögel
sowie andere Pflanzen und Tiere zu schaffen und zu erhalten. Dass die
Landesregierung dieses Vorhaben tatkräftig unterstützt, zeigt unser
Naturschutzetat. Noch nie wurde in Nordrhein-Westfalen so viel Geld in
den Naturschutz investiert wie in den Jahren 2009 und 2010, pro Jahr
rund 53 Millionen Euro“, erläuterte Uhlenberg.
Eines der erfolgreichsten Artenschutzprojekte in Nordrhein-Westfalen
ist die Rückkehr des Wanderfalkens. Nachdem die Art 1970 verschwunden
war, kam es 1990 wieder zur ersten Brut. Seitdem wuchs der Bestand auf
mittlerweile über 130 Brutpaare an. Auch der Uhu kehrte wieder zurück.
Mehr im Verborgenen – wie es der nächtlichen Lebensweise entspricht –
leben mittlerweile mehr als 200 Brutpaare in Nordrhein-Westfalen.
Weitere Erfolgsgeschichten sind die Rückkehr des Schwarzstorches in die
nordrhein-westfälischen Mittelgebirge sowie die Sicherung der Bestände
des Großen Brachvogels in den Feuchtwiesen-Schutzgebieten im
Münsterland.
Für Minister Uhlenberg sind diese Projekte ein Beleg dafür, dass
Artenschutz auch in einem stark besiedelten Flächenland wie
Nordrhein-Westfalen möglich ist: „Es sind jahrzehntelange Bemühungen
notwendig, die oft von ehrenamtlich tätigen Einzelpersonen und
Arbeitsgruppen – aber auch von den Biologischen Stationen in
Nordrhein-Westfalen realisiert werden. Mein Dank geht deshalb
insbesondere an die ehrenamtlichen Naturschützer, die eine ganz
wertvolle Arbeit für den Erhalt der Artenvielfalt in Nordrhein-Westfalen
leisten.“
Den Erfolgen bei den nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrten Vögeln
stehen Arten gegenüber wie die Rohrdommel, die nicht mehr nachzuweisen
ist, oder Haubenlerche und Ortolan, für die es kaum noch geeignete
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen gibt. Zudem haben es viele
Kleinvogelarten wie Haussperling, Star, Feldlerche oder Rauchschwalbe
immer schwerer, geeignete Brutplätze zu finden. Grund ist vor allem die
moderne Landwirtschaft, die vielen Vögeln nicht mehr ausreichend Platz
und Nahrung bietet.
Klaus Nottmeyer-Linden, Vorsitzender der Nordrhein-Westfälischen
Ornithologengesellschaft (NWO) sieht als Hauptverantwortlichen die immer
modernere und effizientere Landwirtschaft: „Fast jede zweite Vogelart,
die Agrarflächen nutzt, hat in den letzten 25 Jahren abgenommen, obwohl
der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche nach wie vor knapp 50
Prozent der Landesfläche beträgt. Es liegt also nicht primär an der
Quantität, sondern an der zunehmend unzureichenden Lebensraum-Qualität.
Dies gilt für den Acker ebenso wie für das Grünland.“
„Um diesen Trend umzukehren und die Situation der Kleinvogelarten zu
verbessern, arbeiten wir derzeit an einem Landesprogramm ‚Naturschutz
2020’“, ergänzt Minister Uhlenberg. „Der Schutz der ‚Allerweltsarten’ in
der Agrarlandschaft wird deshalb einen Schwerpunkt unserer zukünftigen
nordrhein-westfälischen Naturschutzstrategie bilden. Dazu gehört zum
Beispiel der Ausbau des Vertragsnaturschutzes oder Programme wie ‚1000
Fenster für eine Lerche’“, so der Minister. Bis heute wurden in
Nordrhein-Westfalen rund 24.000 Hektar Flächen für den
Vertragsnaturschutz ausgewiesen und 9000 „Brutfenster“ für Lerchen im
Wintergetreide eingerichtet.
Für Klaus Nottmeyer-Linden (NWO) ist das Lerchenprogramm ebenfalls
ein gutes Beispiel dafür, in welche Richtung der Artenschutz sich
entwickeln sollte: „Wir benötigen deutlich mehr derartige Hilfsangebote,
um die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zu schützen.
Neben der Feldlerche betroffen sind auch Rebhuhn, Wachtel, Kiebitz und
Goldammer.“
Die Rote Liste ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogelschutzwarte des
Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) und der
Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO). Rund 200
Ornithologen haben daran mitgearbeitet. Die Rote Liste erscheint etwa
alle zehn Jahre. Weitere Informationen zum Thema Artenschutz und Rote
Liste für Vögel in Nordrhein-Westfalen sind zu finden unter
www.umwelt.nrw.de und unter
www.nw-ornithologen.de.
* Rede von Umweltminister Eckhard Uhlenberg zum Pressefrühstück
"Vorstellung der Roten Liste für gefährdete Vogelarten in
Nordrhein-Westfalen" am 6.4.2010 in Düsseldorf: "Erfolge des
Artenschutzes in Nordrhein-Westfalen - Vorstellung Rote Liste für
gefährdete Vögel" (
PDF, 33 KB)
* Rede von Klaus Nottmeyer-Linden, Vorsitzender der
Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft, zum Pressefrühstück am
6.4.2010 in Düsseldorf (
PDF, 16 KB)
* Natur- und Artenschutz in Nordrhein-Westfalen: Daten und Fakten (
PDF, 22 KB)