Potsdam (agrar-PR) -
Brandenburg begeht den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai. Der Tag der biologischen Vielfalt ist im diesen Jahr dem Thema „Invasive Arten“ gewidmet, um, so Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD), auf diese Gefährdung für die biologische Vielfalt hinzuweisen. In der Ökologie werden unter invasiven Organismen Neuankömmlinge in der Tier- und Pflanzenwelt (Neobotika) verstanden, die sich durch eine hohe Vermehrungs- und Ausbreitungsrate auszeichnen. Invasive Pflanzen- oder Tierarten wurden bewusst oder unbewusst durch
Menschen in neuen Lebensräumen verbreitet, in denen sie natürlicher
Weise nicht vorkommen. Folgerichtig haben die Vertragsstaaten der
Rio-Konvention zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen, um das weitere
Vordringen invasiver Arten zu verhindern.
Eine unerwartet hohe Anzahl von Tier- und Pflanzenarten anderer
Erdteile wurden vom Menschen eingeschleppt und finden in Brandenburg
teilweise gute Lebensbedingungen. Sie treten massiv auf, verdrängen
heimische Arten aus ihren Lebensräumen und verursachen so erhebliche
ökonomische und ökologische Schäden. Weltweit müssen die Kosten für
Ernteeinbußen oder Schäden in der Forstwirtschaft auf mehrere Hundert
Millionen Euro geschätzt werden. Im Bereich des Naturschutzes gelten
invasive Arten nach der Zerstörung von Lebensräumen als die zweitgrößte
Bedrohung der biologischen Vielfalt der Erde.
Woidke: „Eine kontinuierliche Erfassung der gebietsfremden Arten ist
unbedingt erforderlich, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu
können, dies stellt das Land Brandenburg vor neue Herausforderungen.“
Die Alten und die Neuen
Nicht alle Neuankömmlinge werden zum Problem, aber gerade auch in
Brandenburgs Tier- und Pflanzenwelt gibt es zahlreiche Beispiele für
Konflikte zwischen den „Neuen“ und den „Alten“.
Einige der invasiven Arten gelten auch als gesundheitsgefährdend.
Bekannt geworden ist das aus Nordamerika stammende Beifußgewächs
Ambrosia, das mit seinen aggressiven Pollen Allergien auslösen und für
Menschen gefährlich werden kann. Das Land Brandenburg arbeitet derzeit
an einem Aktionsprogramm, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern und
die Bürger über die Gefahren im Umgang mit Ambrosia zu informieren.
So niedlich ein Waschbär auch aussehen mag: In deutschen Wäldern
breitet sich der aus Amerika stammende und hier ausgewilderte Kleinbär
dramatisch aus. Der mittlerweile fast überall in Brandenburg
anzutreffende amerikanische Waschbär bedroht das heimische Niederwild
und auch die mit viel Aufwand aufgezogenen und ausgesetzten
Sumpfschildkröten.
Der Marderhund, ein dem Waschbären ähnelnder Wildhund, hat sich im
Osten Deutschlands seit Mitte der Neunzigerjahre drastisch vermehrt.
Der äußerst anpassungsfähige und konkurrenzstarke Allesfresser - er
ernährt sich unter anderem von Kleinsäugern, Jungvögeln, Lurchen,
Früchten und Beeren - stammt aus Ostasien und wurde in den 1930er
Jahren von Pelztierzüchtern westlich des Urals freigesetzt.
Mittlerweile ist er in Deutschland vor allem in Mecklenburg-Vorpommern
und Brandenburg anzutreffen.
Wollhandkrabben werden für die heimischen Fischer und für das Leben im
See zur Plage: Nach Europa wurden sie Anfang des 20. Jahrhunderts
vermutlich als Larven mit dem Ballastwasser von Handelsschiffen
eingeschleppt. Nach Untersuchungen von Ökologen stellen Wollhandkrabben
eine Bedrohung für die europäische Fließgewässerfauna dar, weil sie
hier kaum natürliche Feinde haben und sich deshalb ungehemmt vermehren
können.
Der mit Holz aus Nordamerika eingeschleppte Pilz Ophiostoma novo-ulmi ist Erreger des Ulmensterbens.