20.04.2022 | 12:13:00 | ID: 32897 | Ressort: Umwelt | Tier

Was das Wetter bringt, bestimmt das Leben von Wiedehopf-Küken

Wien (agrar-PR) - Über das Verhalten von Vögeln mit ihren Jungen im Nest gibt es bis dato überraschend wenig wissenschaftliche Informationen. Eine aktuelle internationale Studie unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien belegt nun, dass der Einfluss des Wetters ein bestimmender Faktor ist, der sich auf Aspekte wie Brutleistung, Nahrungsangebot aber auch auf die Nestnutzung auswirkt. Die Erkenntnisse sind laut dem Forschungsteam auch von großer Relevanz für den Naturschutz und liefern neue Erkenntnisse bezüglich theoretischer Grundlagen der Habitatauswahl.
Einen geeigneten Lebensraum zu wählen, ist eine wichtige Entscheidung eines Individuums und beeinflusst beispielsweise die Lebenserwartung und die relative Überlebensrate (evolutionäre „Fitness“). Die Wahl des Lebensraums kann eine Vielzahl von Aspekten des Lebens betreffen, einschließlich der Wahl eines geeigneten Nahrungs- und Schlafplatzes. Für Vögel sind bis dato allerdings nur wenige wissenschaftliche Informationen über die Habitatnutzung in frühen Entwicklungsstadien z.B. bei Nestlingen verfügbar, insbesondere was die Nestraumnutzung betrifft. Vogelnester sind von großer Bedeutung, um Eier und Nachkommen vor Umweltfaktoren wie Wetterrisiken und Gefährdung durch Fressfeinde zu schützen.

Wetterbedingungen bestimmen die Nutzung im Nest
Welchen Einfluss unterschiedliche Wetterbedingungen auf Brutleistung, Nahrungsangebot und Nestraumnutzung haben, untersuchte deshalb eine Studie der Vetmeduni anhand von Wiedehopf-Küken (Upupa epops). Dazu Studienautor Herbert Hoi vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni: „Insbesondere der Ort der Futterübergabe durch die Eltern und die Beutegröße können zu einer unterschiedlichen Nistraumnutzung bei den Nestlingen führen. Die elterliche Fütterstrategie und die Größe der Beute werden wiederum von den Wetterbedingungen beeinflusst, welche den bedeutendsten Faktor für die Nutzung des Nestinnenraumes durch die Küken darstellen.“ Zudem liefert die Studie wichtige neue Erkenntnisse über die Kommunikation zwischen Eltern und ihren Nachkommen.

„Du bist, was du frisst“: Beutegröße macht den Unterschied
Für ihre Studie verwendete das internationale Forschungsteam Kameraaufnahmen von 88 Wiedehopf-Nestern. Bei überdurchschnittlich feuchtem Wetter verbrachten die Küken mehr Zeit unter dem Einflugloch, vor allem, wenn deshalb auch kleine Beute geliefert wurde. Mit großer Beute versorgte Küken blieben jedoch bei jeder Wetterlage häufiger in einem weiter entfernten Nestbereich versteckt. Damit ist die Beute der wichtigste, die Nestraumnutzung direkt beeinflussende Faktor, was auf eine entscheidende Rolle großer Insekten für den Wiedehopf hindeutet. Zudem zeigte sich, dass langfristige Auswirkungen des Wetters die gesamte Nahrungsversorgung der Küken und damit auch ihr Verhalten beeinflussen. Es ist daher zu erwarten das Klimaänderungen Konsequenzen für den Bestand des Wiedehopfs haben werden. Weitere wichtige Variablen sind der verfügbare Nestplatz und die Umweltbedingungen rund um das Nest. Sie sind relevant für Strategien und Verhaltensweisen der Küken, einschließlich der sozialen Interaktionen zwischen den Nestkameraden, was sich auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungtiere auswirkt.

Relevanz für Naturschutz und die Theorie der Habitatauswahl
Laut Hoi scheinen die Studienergebnisse generell für die theoretischen Hintergründe der Habitatauswahl bei Vögeln von großer Bedeutung zu sein, insbesondere im Hinblick auf die unerwartet frühe Entwicklung solcher Habitatpräferenzen (Prägung) und die damit verbundene selektive Nutzung von Lebensräumen. „Außerdem sind unsere Erkenntnisse für Naturschutzfragen von Relevanz, da das Verhalten von Küken als Prädiktor für Umweltqualität verwendet werden kann“, so Hoi.

Service:
Der Artikel „Influence of different weather aspects on breeding performance, food supply and nest space use in hoopoe offspring“ von Soňa Nuhlíčková, Ján Svetlík, Manfred Eckenfellner, Felix Knauer und Herbert Hoi wurde in „Behavioral Ecology and Sociobiology“ veröffentlicht. https://link.springer.com/article/10.1007/s00265-021-03117-x

Siehe auch:
Nuhlickova, S; Svetlik, J; Eckenfellner, M; Knauer, F; Hoi, H (2021) "Interaction between nestling behaviour and nest-space use." Ethol Ecol Evol. 2021 33 (5) 496-514. https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/03949370.2020.1858173#:
~:text=Our%20results%20reveal%20that%20nestlings,influence%20their%
20nest%2Dspace%20use.
Darolova, A; Kristofik, J; Knauer, F; Hoi, H (2020) "Behavioural response of Eurasian Blackcaps to acoustically simulated conspecific and heterospecific male intruders". J Ornithol. 2020 161 (2) 447-458. https://link.springer.com/article/10.1007/s10336-019-01743-x

Über die Veterinärmedizinische Universität Wien:
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni beschäftigt 1.500 Mitarbeiter:innen und bildet zurzeit 2.500 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Lehr- und Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich und eine Außenstelle in Tirol gehören ebenfalls zur Vetmeduni. Die Vetmeduni spielt in der globalen Top-Liga mit: 2021 belegte sie den exzellenten Platz 8 im weltweiten Shanghai-Hochschulranking im Fach „Veterinary Science". www.vetmeduni.ac.at

Rückfragehinweis:
Dr.phil. Herbert Hoi
Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV)
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
Herbert.Hoi@vetmeduni.ac.at
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