16.09.2010 | 00:00:00 | ID: 6725 | Ressort: Umwelt | Tier

Was ist Beifang?

Berlin (agrar-PR) - Eine mörderische Verschwendung!
Mehr als 80 Millionen Tonnen Fisch und Meerestiere holt die globale Fischindustrie Jahr für Jahr aus den Ozeanen  –  viel zu viel, denn vier Fünftel aller Fischbestände sollten wir heute schon schonen, statt sie weiter intensiv und an der Grenze ihrer Belastbarkeit zu befischen.

Doch damit nicht genug: Dank unsinniger Fischereigesetze und altmodischer Fangtechniken verschwendet die Fischindustrie zusätzlich viele Millionen Tonnen Meereslebewesen pro Jahr. Sie landen unbeabsichtigt in den Netzen als so genannter „Beifang“. Bei manchen Fischarten fällt kaum Beifang an, bei anderen wiederum werden pro Kilogramm Fisch bis zu 20 Kilogramm Meerestiere mitgefangen.

Unterm Strich heißt das: Beifang ist eine gigantische Verschwendung, die ganze Arten an den Rand des Aussterbens bringt, die Basis der Fischerei bedroht und den empfindlichen Lebensraum Meer zerstört – ganz abgesehen davon, ob wir es ethisch vertreten können, dass Lebewesen wie Müll behandelt werden. Warum diese Verschwendung?

Gesetzlich verordneter Wahnsinn

Wenn europäische Fischer andere Fische fangen als auf ihrer Lizenz vermerkt, dann dürfen sie diese nach dem EU-Gesetz nicht mit nach Hause bringen, sondern müssen sie zurückwerfen. Dieser Fang ist somit „Discard“, das bedeutet Rückwurf, und geht wieder über Bord. Die meisten Fische überleben diese Tortur nicht.

So wird beim Fang auf Scholle, Seezunge oder Krabben mehr als die Hälfte der gefangenen Lebewesen wieder ins Meer geworfen – selbst dann, wenn Fische darunter sind, die wiederum auf der Wunschliste anderer Fischer stehen.
Doch im Dezember 2008 machte Brüssel einen Schritt in die richtige Richtung: Die EU-Fischereiminister verabschiedeten ein so genanntes „High-Grading“-Verbot für die Nordsee. Damit ist der Rückwurf von marktfähigen Fischen, die legal gefangen wurden und die der Fischer anlanden darf, untersagt. Diese Maßnahme hat zur Folge, dass nicht mehr nur die größten und wertvollsten Exemplare an Bord zurückbehalten werden. Ohne Rücksicht auf Verluste

Doch Schuld sind nicht nur schlechte Gesetze, sondern auch die zerstörerischen Fangtechniken, mit denen noch immer die Mehrheit der Schiffe auf Beutezug gehen. Zu den verheerendsten Geräten gehören die Baumkurren-Schleppnetze, die in der Fischerei auf Scholle, Krabben und Seezunge eingesetzt werden. Die Kufen und Scheuchketten der Baumkurren pflügen durch den Meeresboden. In den Netzen landen daher unzählige Krebse, Seesterne, Muscheln und Jungfische, die der Fischer anschließend „entsorgen“ muss.   

In anderen Meeresgebieten verfangen sich auch Seevögel, Meeresschildkröten und Meeressäuger in den Fischereinetzen oder an den Haken der Langleinen, die eigentlich Tunfisch fangen sollen. In den meisten Fällen gelingt es diesen Tieren nicht, sich aus eigener Kraft zu befreien – sie ertrinken. Wale sind zwar oft kräftig genug, um sich loszureißen. Allerdings können sich Netzreste um Flossen, Fluke und Kopf wickeln und tiefe Verletzungen verursachen.  

Beifang kann verhindert werden

Etwa 300.000 Wale, Delfine und Tümmler ertrinken jährlich als ungewollter Beifang in Netzen. Damit sterben durch Beifang mehr Wale als zur Blütezeit des Walfangs vor einigen Jahrzehnten. Auch zigtausende Haie, Seevögel und Meeresschildkröten kommen unnötig um.

Dabei liegen die Lösungen schon bereit: Durch den Einsatz von so genannten „Schlauen Netzen“, speziellen Haken oder akustischen Signalen kann der Beifang deutlich verringert werden. Politik und Fischerei sollten nicht länger fackeln, sondern schnell auf solche Techniken umrüsten. Dann gibt es wieder Hoffnung für die Meeresbewohner.
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