Berlin (agrar-PR) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) hat die künftigen Koalitionäre von Union und FDP aufgefordert,
das Anbauverbot des Genmais MON 810 beizubehalten und sich von ihrem
Pro-Gentechnikkurs zu verabschieden. Die Ankündigung, die Nulltoleranz
für in der Europäischen Union nicht zugelassene gentechnisch veränderte
Organismen zu kippen, wäre "der Anfang vom Ende der Gentechnikfreiheit
in Deutschland", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Wenn in der
EU nicht zugelassene gentechnisch veränderte Organismen über
Lebensmittel und Tierfutter unkontrolliert in die Supermarktregale
gelangen, wird dem Verbraucher jede Wahlfreiheit genommen", sagte
Weiger. Nach EU-Recht sei die Einfuhr von Lebens- und Futtermitteln
verboten, die mit nicht zugelassenen Genkonstrukten verunreinigt sind.
Bisher seien hauptsächlich Lieferungen aus den USA davon betroffen.
Weiger: "Es wäre absurd, EU-Gesetze zu ändern, nur
weil die USA die gentechnischen Verunreinigungen ihrer Exporte nicht in
den Griff bekommen. Statt Industrieinteressen zu bedienen, sollten
Union und FDP die Forderungen der überwältigenden Mehrheit der
Bevölkerung nach gentechnikfreien Lebensmitteln ernst nehmen." Das
Ohne-Gentechnik-Siegel von Bundesagrarministerin Ilse Aigner sei der
erste Schritt zu mehr Transparenz für die Verbraucher gewesen. Dahinter
dürfe eine künftige Regierung nicht zurückfallen. Union und FDP müssten
sich für die Nutzung und Verbreitung des Ohne-Gentechnik-Siegels
engagieren.
Notwendig sei zudem eine Initiative der
Bundesregierung, die von den USA als Hauptanbauland von
Gentech-Pflanzen ein funktionierendes Warentrennungssystem verlange, um
Verunreinigungen mit gentechnisch veränderten Organismen in Zukunft zu
vermeiden. Der BUND forderte die künftigen Koalitionäre außerdem auf,
sich auf EU-Ebene gegen die Neuzulassung gentechnisch veränderter
Pflanzen einzusetzen.
Die Folgen eines ungeregelten Einsatzes der
Agrogentechnik zeigten sich besonders deutlich in Kanada, wo
gentechnisch veränderte Pflanzen seit 1996 angebaut werden.
Mittlerweile seien dort sämtliche Anbauflächen von Raps und Soja
gentechnisch kontaminiert. Dazu sagte der kanadische Farmer Percy
Schmeiser: "Nur ein bisschen Gentechnik geht nicht. Dass Koexistenz in
Wirklichkeit Kontamination bedeutet, sieht man in meiner Heimat, wo
alle Äcker und alle entsprechenden heimischen Lebensmittel verunreinigt
sind. In Europa, wo Gentech-Pflanzen auf weniger als 0,1 Prozent der
Ackerfläche wachsen, besteht noch die Chance, dem Wildwuchs der
Gentechnik Einhalt zu gebieten. Dafür müssen die Politiker den Mut
haben, sich dem Druck der Gentechnik-Lobby zu widersetzen. Sie müssen
den Willen der Menschen achten, die in ihrer überwältigenden Mehrheit
keine Gentechnik wollen."
Schmeiser war 1998 verklagt worden, nachdem
Gentech-Rapspflanzen des Unternehmens Monsanto seine Felder
verunreinigt hatten. Der Konzern hatte daraufhin von Schmeiser eine
Million Dollar Schadensersatz wegen illegalen Anbaus von patentiertem
Gentechnik-Saatgut verlangt. Seitdem ist Schmeiser einer der weltweit
bekanntesten Opponenten gegen die Gentechnikindustrie. 2007 wurde er
dafür mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.