Hannover (agrar-PR) - Viel versprochen, wenig gehalten! Die niedersächsische
Landesregierung knickt offenbar vor dem ersten Angriff der
Naturschutzverbände auf das Ersatzgeld widerstandslos ein. Seit Jahren
kritisiert der Berufsstand den viel zu hohen Flächenverbrauch. Allein
in Niedersachsen wurden im Durchschnitt des Jahres 2008 jeden Tag rund
elf Hektar für Siedlung und Verkehr beansprucht. Für
Kompensationsmaßnahmen mussten die Landwirte weitere zehn Hektar
täglich abtreten, damit reduzierte sich rein statistisch jeden Tag die
landwirtschaftliche Nutzfläche um die Größe fast eines halben Hofes.
Abhilfe sollte hier eine flexible Ersatzgeldregelung
leisten. Es ist beileibe nicht der von den Naturschützern angeprangerte
„Ablasshandel", sondern eröffnet die Chance zu mehr Qualität im
Naturschutz. Überall im Land ärgern sich Landwirte über Flächen, die
dem Naturschutz übereignet wurden, wo aber keinerlei Pflegemaßnahmen
ergriffen werden. Das Ersatzgeld könnte klamme Kommunen und Landkreise
in die Lage versetzen, die notwendige Pflege zu bezahlen. Das wäre
durchaus ein Dienst am Naturschutz.
Die Eingriffsregelung sollte den Flächenverbrauch
reduzieren, davon ist nichts zu spüren. Sie hat über
Kompensationsflächen lediglich zu einer rein zahlenmäßigen Zunahme
geschützter Flächen geführt, über deren Qualität aber schweigt sich die
Statistik aus. Überfällig ist aus landwirtschaftlicher Sicht auch der
verstärkte Rückgriff auf brachliegende Industrie- und Gewerbeflächen,
um den ungebremst hohen Flächenverbrauch zumindest abzu-bremsen. Von
dem Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, den Flächenverbrauch
von derzeit mehr als 100 ha bis zum Jahr 2020 auf 30 ha zu reduzieren,
ist die Bundesrepublik noch viel zu weit entfernt. Wie soll eine
weltweit wachsende Bevölkerung bei knapper werdenden Flächen zukünftig
ernährt werden? Dem kann sich die Gesellschaft auch hierzulande nicht
verschließen.
Mit dem jetzt im Niedersächsischen Landtag vorgelegten
Naturschutzgesetz schieben die Regierungsfraktionen die Verantwortung
von sich weg. Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander hat in
den Koalitionsgesprächen in Berlin erfolgreich für erweiterte
Länderrechte beim Ersatzgeld gekämpft. Im Landesgesetz soll die
Neuerung nun erst nach der Änderung im Bundesgesetz ins Spiel kommen,
Enttäuschungen vorprogrammiert. Sturmfest und erdverwachsen sollen die
Niedersachsen angeblich sein, aber manche kippen leider schon beim
ersten Windhauch um.