Berlin (agrar-PR) - Die Gefährdung der Bevölkerung rund um die sieben ältesten deutschen
Atomkraftwerke wird von der Atomaufsicht seit Jahren dramatisch
unterschätzt. Ausbreitungsrechnungen von Greenpeace für einen schweren Reaktorunfall in den AKW
Biblis A und B, Brunsbüttel, Isar 1 und Philippsburg 1 belegen, dass
die radioaktive Kontamination vieler Anwohner bereits innerhalb weniger
Stunden den behördlichen Grenzwert für eine Evakuierung bis um das
Tausendfache überschreiten würde. Die Dosis käme über die Luft und
würde auch in geschlossenen Räumen aufgenommen. Ein schwerer
Reaktorunfall könnte durch einen Flugzeugabsturz oder einen
Terroranschlag aus der Luft ausgelöst werden. Greenpeace fordert, den sieben ältesten Atommeilern die Betriebsgenehmigung sofort zu entziehen.
Die Bevölkerung ist einem tödlichen Risiko ausgesetzt, dem sie nicht entkommen kann, sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. Die Aufsichtsbehörden kennen die Gefahr, aber sie handeln nicht. Greenpeace
liegen interne Dokumente unter anderem des Bundeskriminalamtes vor,
nach denen die deutschen Sicherheitsbehörden das Risiko eines
Terroranschlags aus der Luft auf ein Atomkraftwerk nicht mehr
ausschließen. Gleichzeitig ist die bisherige Abwehrtaktik, das AKW im Falle eines Angriffs zu vernebeln, gescheitert. Darin sieht selbst das Bundesumweltministerium ...keine wesentliche Verbesserung der Sicherheit der Kernkraftwerke... (Protokollentwurf Bund-Länder Fachgespräch vom 23.4.2007).
Aufgrund dieser Gefährdungslage strengt Greenpeace nun rechtliche Schritte gegen fünf AKW
an: Biblis A und B, Brunsbüttel, Isar 1 und Philippsburg 1. Dieses war
erst nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 10.4.2008
möglich geworden, nach dem das Gericht die persönliche Betroffenheit
eines Klägers als Klagevoraussetzung anerkannt hat. Die
Ausbreitungsrechnungen belegen, dass die 2 bis 25 Kilometer von den
jeweiligen AKW entfernt lebenden
Kläger einem tödlichen Risiko ausgesetzt sind. Die zu erwartende
Strahlendosis liegt für den Kläger aus dem Umkreis des AKW
Biblis in 25 Kilometer Entfernung von der Anlage bei 14.424
Millisievert in sieben Tagen. Ab einer Dosis von 7.000 Millisievert
liegt die Sterblichkeitsrate bei nahezu 100 Prozent. Ein Großteil der
Radioaktivität wird in den ersten Stunden nach dem Unfall durch die
Luft aufgenommen.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) räumte gestern ein, Atomkraftwerke könnten grundsätzlich zu einem Angriffsobjekt von Terroristen werden, die Gefahr sei jedoch gering. Die Zerstörung dieser Meiler aus der Luft würde zur schlimmsten Katastrophe führen, so Heinz Smital. Innenminister
Schäuble und Bundeskanzlerin Merkel müssen jetzt sagen, wessen
Interessen sie vertreten. Für den gewaltigen Profit der Atomkonzerne
wird die Gefährdung der Menschen bewusst oder fahrlässig verheimlicht
und verharmlost. Ein Abschalten der sieben ältesten AKW ist nach Greenpeace-Berechnungen sofort möglich, ohne dass die Stromversorgung beeinträchtigt wird.