Erfurt (agrar-PR) -
Gemeinsame Pressemitteilung des BDEW, der IHK und des TMLNU „Eine Grundvoraussetzung für Entscheidungen der Landesregierung
zur Entwicklung von langlebigen Infrastrukturen ist unstrittig die
Kenntnis der demografischen Entwicklung und der prognostizierten
Entwicklungen von Siedlungsstrukturen“, stellte heute Minister Dr.
Sklenar anlässlich der Übergabe des Papiers in Erfurt fest. Mit dem
seit 2006 fortgeschriebenen Thesenpapier sieht der Thüringer Minister
für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Dr. Volker Sklenar, die
sachorientierte Politik auf dem Gebiet der Abwasserentsorgung und
Wasserversorgung in Thüringen bestätigt.
„Zu den
Perspektiven der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung in Thüringen“
lautet der Titel eines Thesenpapiers, welches die IHK Erfurt und die
Landesgruppe Mitteldeutschland des Bundesverbandes der Energie- und
Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) dem Minister überreichte. Neben der
alternden Gesellschaft thematisierte es z.B. sinnvolle Grenzwerte, die
Kostenstruktur sowie die Herausforderung Klimawandel.
„Die
Entscheidungsfreiheit der Kommunen über das „Wie“ der Erfüllung der
ihnen obliegenden Aufgaben muss strikt gewahrt bleiben. Dies gilt auch
im Hinblick auf das jüngst ergangene Urteil des Europäischen
Gerichtshofes zum Beschluss des Oberlandesgerichts Thüringen zu
Konzessionen. Die Selbstverwaltungsrechte der Kommunen dürfen künftig
auch nicht durch die von der EU-Kommission diskutierte
Konzessionsrichtlinie der EU beschnitten werden. Weitergehende
Ausschreibungspflichten lehnen wir ab“, erklären Gerald Grusser,
Hauptgeschäftsführer IHK Erfurt und Rainer Otto, Vorstandsmitglied der
BDEW Landesgruppe Mitteldeutschland, anlässlich der Präsentation des
Thesenpapieres.
„Die thüringische Wirtschaft hat
einen enormen Wandel bewältigt. Dieser setzt das Angebot qualitativ
hochwertiger und innovativer Produkte sowie Leistungen auch bei
Wasser/Abwasser voraus. Nationale Sonderwege, die
wettbewerbsverzerrende Sonderbelastungen der einheimischen Wirtschaft
zur Folge hätten, sind zu vermeiden“, so Gerald Grusser,
Hauptgeschäftsführer der IHK Erfurt. „Bei Umsetzung europäischer
Richtlinien ist auf ein angemessenes Kosten-Nutzen-Verhältnis zu
achten“, so Grusser weiter.
„Durch den
demografischen Wandel werden künftig vielerorts die Probleme von
Industrie, Gewerbe und von Wasserver- und Entsorgern verschärft. Die
Anpassungsmaßnahmen der Ver- und Entsorgung als
gesamtgesellschaftliches Problem können daher nur gemeinsam gelöst
werden“, so Rainer K. Otto, Vorstandsmitglied der BDEW-Landesgruppe
Mitteldeutschland.
Der durchschnittliche
Wasserverbrauch im Haushalt und Kleingewerbebereich hat sich im
Freistaat Thüringen in den zurück liegenden Jahren stabilisiert. Mit 91
Litern pro Einwohner und Tag liegt er heute weit unter dem Durchschnitt
der meisten europäischen Mitgliedstaaten. Die Kosten für Trinkwasser
pro Einwohner und Jahr liegen mit rd. 80 Euro (85 Euro) ebenso wie die
Kosten für Abwasserbeseitigung (Gebühren und Beiträge) mit 86 Euro (110
Euro) unter dem Bundesdurchschnitt.
Hintergrundinformation:
Der
Stand der Trinkwasserver- und Abwasserbeseitigung ist in Thüringen sehr
hoch. Im Freistaat betreiben 111 Wasserversorgungsunternehmen ca. 3500
Grundwasserfassungen (Brunnen). Um die Abwasserbeseitigung kümmern sich
141 Abwasserentsorger.
Im Vergleich zu den anderen
Bundesländern ist Thüringen ein relativ niederschlagsarmes Land. Im
langjährigen Durchschnitt beträgt der mittlere Gebietsniederschlag 641
mm/Jahr (Bundesdurchschnitt 753 mm/Jahr). Mehr als zwei Drittel des
Trinkwasserbedarfs werden aus dem Grundwasser gedeckt.
Seit
der Wende wurden in Thüringen rd. 1,53 Mrd. Euro in die
Wasserversorgung investiert (davon rd. 440 Mio. Euro Fördermittel),
zuletzt 2007/08 jeweils 58 Mio. Euro.
Die Trinkwasserkosten
und Abwassergebühren haben sich in den letzten Jahren deutlich
stabilisiert. Seit 2000 betrug der Anstieg der Trinkwasserkosten
lediglich 0,7 Prozent. Er betrug im Jahr 2008 1,1 Prozent und lag damit wieder deutlich unterhalb der Inflationsrate von 2,6 Prozent.
Die Abwassergebühren gingen 2008 sogar um rund drei Prozent zurück.