12.06.2013 | 19:20:00 | ID: 15242 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

20 Jahre erfolgreicher kooperativer Trinkwasserschutz

Norden (agrar-PR) - Das Ziel: Erfolge sichern und aktuelle Herausforderungen gemeinsam meistern // Presseinformation vom 12. Juni 2013

Seit zwanzig Jahren praktiziert Niedersachsen das Kooperationsmodell - diese enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft war jahrelang erfolgreich und hat nachweislich zu einer geringeren Nährstoffbelastung in den Trinkwassergewinnungsgebieten geführt. Umweltminister Stefan Wenzel, der seine Teilnahme am Grundwasser-Workshop in Cloppenburg wegen der Hochwasserereignisse an der Elbe kurzfristig absagen musste, lobte dennoch ausdrücklich das Engagement der Wasserversorgungsunternehmen, die seit 2008 die Geschäftsführung der Kooperationen vom Land übernommen haben.

Beim 18. Grundwasser-Workshop des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) wurde jedoch deutlich, dass gegenläufige Entwicklungen die Erfolge der Kooperationsarbeit in Frage stellen: Wiesen und Weiden werden in Ackerland umgewandelt, die Landwirtschaft ist zunehmend intensiver, die Viehbestände sind größer geworden. Eine Folge: Es gibt immer mehr Wirtschaftsdünger, der in landwirtschaftlichen Betrieben bei der Tierhaltung anfällt. In einigen Regionen Niedersachsens wird diese Situation verschärft durch die sehr hohe Dichte von Biogasanlagen und dem damit verbundenen Anfall von Gärresten. Durch den intensiven Düngeranfall können die Nährstoffe von den Pflanzen nicht mehr ausreichend verwertet werden, was zu Auswaschung und damit ansteigenden Stickstoffkonzentrationen im Grundwasser führt. In Wasserschutzgebieten sollen daher als eine erste Maßnahme künftig keine Biogasanlagen mehr gebaut werden. Das regelt eine vom Umweltministerium erlassene Verordnung. „Wenn die neue Verordnung in Kraft getreten ist, wird die Errichtung von Biogasanlagen in Trinkwasserschutzgebieten generell nicht mehr möglich sein", betonte Mathias Eberle, Referatsleiter aus dem Umweltministerium.

"Das Kooperationsmodell stößt an seine Grenzen. Wir müssen zu einem nachhaltigen Nährstoffmanagement kommen", sagte Eberle. Ein wichtiger Ansatzpunkt sei die so genannte Landesverbringensverordnung zur Erfassung der Nährstoffströme. Wenn Wirtschaftsdünger - also beispielsweise Gülle oder Gärreste aus der Biogaserzeugung - in Umlauf gebracht wird, müssen die Daten elektronisch an die Landwirtschaftskammer gemeldet werden. Auch das für 2014 geplante Güllekataster zur flächenscharfen Dokumentation der Wirtschaftsdüngerausbringung könne helfen, das Grundwasser zu schonen. Ferner sollen künftig strengere Anforderungen an die Genehmigungsverfahren von Stallneubauten gestellt werden.

Stephan-Robert Heinrich aus der Direktion des NLWKN ergänzte, dass neben Stickstoff auch Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln in den Förderbrunnen einzelner Trinkwassergewinnungsgebiete nachgewiesen wurden. Landesweite Untersuchungsergebnisse belegen ebenfalls zahlreiche Funde von Abbauprodukten. Laut Heinrich geht es nun darum, mit den Beteiligten Lösungsstrategien zur Verminderung des Eintrags in das Grundwasser zu erarbeiten und umzusetzen.

„Wir befinden uns sicherlich auf dem richtigen Weg, aber die Nitratentwicklung bleibt im Fokus", unterstrich Hubertus Schültken vom NLWKN in Hildesheim. Die aktuellen landesweiten Auswertungen belegen nach wie vor sehr hohe Nährstoffüberschüsse von ca. 80 kg Stickstoff pro Hektar. „Landesweit entspricht dies einem Stickstoffüberschuss von 200.000 Tonnen, die die Qualität des Grundwassers und der Oberflächengewässer massiv gefährden". Um die Trinkwasserressourcen nachhaltig zu schützen und um gleichzeitig die von der Europäischen Union im Zusammenhang mit der Wasserrahmenrichtlinie geforderten Qualitätsziele beim Grundwasser zu erreichen, muss künftig konsequent darauf geachtet werden, dass die Anforderungen der Düngeverordnung 1:1 umgesetzt werden. Das bedeutet auch, dass die Nährstoffe in der Gülle effizienter genutzt werden, um somit Mineraldünger einzusparen. Dies schone den Geldbeutel des Landwirtes und sei gleichzeitig ein aktiver Beitrag zum Grundwasser- und Klimaschutz. Insofern seien die strengeren Anforderungen der geplanten Novelle der Düngeverordnung, wie zum Beispiel ein Verbot der Gülleausbringung im Herbst oder die Schaffung von mehr Lagerraum, ausdrücklich zu begrüßen.

Die Betriebsstelle Cloppenburg des NLWKN liegt im Zentrum der niedersächsischen Veredlungswirtschaft und steht vor besonderen Herausforderungen, betonte der zuständige Dezernent Dr. Romuald Buryn. Aus diesem Grund arbeitet der NLWKN in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen an Strategien zur Verminderung der Nährstoffüberschüsse. Wie auch in anderen Betriebsstellen bildet die inhaltliche Ausgestaltung der fünfjährigen Arbeitsprogramme, der sogenannten Schutzkonzepte zur Umsetzung von Wasserschutzmaßnahmen in den Trinkwassergewinnungsgebieten, einen weiteren fachlichen Schwerpunkt. Hinzu kommt laut Buryn die fachliche Koordinierung der Beratung und Umsetzung der Grundwasserschutzmaßnahmen. Begleitet wird die Maßnahmenumsetzung durch ein intensives Grundwassergüte-Monitoring der beteiligten Wasserversorgungsunternehmen, um die Maßnahmenwirksamkeit zu messen. Aufschlussreiche Ergebnisse hierzu werden im Regionalbericht Hase dargestellt.

Die Qualität des Grundwassers wird in Niedersachsen im Rahmen von verschiedenen Messprogrammen umfassend vom NLWKN überwacht. Was genau und wie oft das Grundwasser an einer der mehr als 1000 Messstellen untersucht wird, richtet sich nach dem jeweiligen Messprogramm. „Hierbei ist das Nitrat ein sehr häufig untersuchter Parameter, der in Trinkwassergewinnungsgebieten, aber auch in der Zielkulisse der EG-Wasserrahmen-richtlinie den Hauptbelastungsfaktor darstellt", sagte Heinrich. Neben Routineprogrammen könne das vorhandene Messnetz auch sehr flexibel für spezielle Fragestellungen im Rahmen von Sonderuntersuchungen genutzt werden, um auf aktuelle Probleme und Fragestellungen reagieren zu können. „So wurden beispielsweise seit 2008 Untersuchungen zu Pflanzenschutzmitteln intensiviert".

Umweltministerium und NLWKN sind sich einig darin, dass die bestehenden Probleme nur in enger Kooperation zwischen Wasserwirtschaft und Landwirtschaft zu lösen sind. Das Kooperationsmodell zum Trinkwasserschutz kann laut Minister Wenzel auf Dauer allerdings nur erfolgreich bleiben, wenn die „gute fachliche Praxis" landesweit zu 100 Prozent umgesetzt wird. Erst dann können die zahlreichen Aktivitäten im Trinkwasserschutz voll greifen. Hierzu sind wichtige Schritte eingeleitet, aber es bleibt dennoch viel zu tun, so der Minister. „Über die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie zur Grundwassergüte hinaus sind bei der Umsetzung der guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft zunehmend die Belange des Klimaschutzes zu berücksichtigen", betonte Wenzel.

Das Interesse am 18. Grundwasser-Workshop des NLWKN war wieder sehr groß: Mit 200 Anmeldungen erreichte die Veranstaltung einen Teilnehmerrekord. Das vielseitige Programm richtet sich gleichermaßen an die Vertreter der Wasserwirtschaft und an die Landwirtschaft sowie an die beteiligte Fachverwaltung. Der Grundwasser-Workshop ist seit 1996 in der Wasserwirtschaft in Niedersachsen etabliert und trifft auch über die Landesgrenzen hinaus auf großes Interesse: Die traditionelle Veranstaltung bietet den unterschiedlichen Fachleuten der Wasserwirtschaft und den am Kooperationsmodell Beteiligten ein landesweites Forum für den fachlichen Austausch zum Trink- und Grundwasserschutz in Niedersachsen.


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