Frankfurt (agrar-PR) -
Umweltschützer und Regierungsvertreter unterzeichnen dringenden Appell Mit einem eindringlichen Appell haben Vertreter
mehrerer Staaten und Umweltorganisationen, darunter die Bundesrepublik
Deutschland und der WWF, zum Stopp der Entwaldung Madagaskars
aufgerufen. In einem gemeinsamen Communiqué machen die Unterzeichner
auf die immer dramatischere Naturzerstörung aufmerksam, und fordern
stärkere Bemühungen zum Schutz der Wälder.
Besonders der illegale Holzeinschlag hat in den
vergangenen Monaten extrem zugenommen, vor allem in den Schutzgebieten
Masoala und Marojejey im Nordosten. Die Unterzeichner fordern sofortige
und umfassende Schutzmaßahmen vor allem für diese Nationalparks, aber
auch die anderen Waldgebiete auf Madagaskar. Umgehend müssten strengere
Gesetze zur Kontrolle des Holzhandels und eine bessere Überwachung der
Schutzgebiete umgesetzt werden. Die Regierung Madagaskars sei
aufgefordert zu zeigen, dass sie es mit dem Naturschutz auf der Insel
ernst meint.
"Uns ist bewusst, dass die illegale Entwaldung ein
altes Problem ist, gegen das die Regierung schon viel unternommen hat,
allerdings sind die neuen Probleme hausgemacht", so WWF
Madagaskar-Expertin Dorothea August. "Verantwortungslose kriminelle
Holzhändler profitieren von den Schwächen der staatlichen Behörden. Das
lässt Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Bemühungen Madagaskars
aufkommen".
Sollte der illegale Holzeinschlag nicht gestoppt
werden, droht ein einzigartiges Naturerbe der Erde zerstört zu werden.
Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr endemische (also nur hier
vorkommende) Arten. Madagaskar wird deshalb als achter Kontinent
bezeichnet. Von den bisher entdeckten 109 Säugetierarten sind 80
Prozent endemisch, von 260 Reptilienarten sogar 95 Prozent. Nur noch 10
Prozent der einstigen Waldflächen, die den Hauptlebensraum darstellen,
sind erhalten. Der Waldverlust bedroht insbesondere das Überleben der
30 nur auf Madagaskar vorkommenden Lemurenarten. Die ländliche
Bevölkerung profitiert von der Naturzerstörung kaum, denn sie wird mit
einem Bruchteil der international üblichen Marktpreise abgespeist.
"Das größte Problem ist der kriminelle Handel mit
Holz, das ohne Herkunftsnachweis als Möbelstücke oder Papier vor allem
in Europa und den USA landet", so Dorothea August vom WWF. „ Wir
fordern aus diesem Grund bereits seit Jahren ein europäisches Gesetz,
das die Holzhändler zu einem Nachweis verpflichtet, dass ihr Rohstoff
aus legalen Quellen stammt“. Ein Entwurf für ein solches Gesetz wurde
vor einigen Monaten vom EU-Parlament vorgelegt und muss nun die Hürde
des EU-Agraministerrats nehmen.
Der WWF ist auf Madagaskar bereits seit seiner
Gründung im Jahr 1963 aktiv. Die Erhaltung der Feuchtregenwälder und
ihrer Artenvielfalt auf der Ostseite Madagaskars und der Aufbau von
Schutzgebieten in Masoala und Marojejey bilden wichtige
Arbeitsbereiche.