04.08.2009 | 00:00:00 | ID: 1545 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Backhaus: Moorschutzkonzept ist international einmalig

Schwerin (agrar-PR) - "Wegen der Komplexität und der fachübergreifenden Betrachtungen handelt es sich um ein auch im internationalen Vergleich einmaliges Konzept. Der in Mecklenburg-Vorpommern entwickelte Ansatz zur Abschätzung der Klimarelevanz der Moore soll nach derzeitigem Verhandlungsstand Eingang in die internationalen Klimaschutzverhandlungen zur Verabschiedung eines "post-Kyotoprotokolls" finden."

Dies sagte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus heute auf der Landespressekonferenz in Schwerin anlässlich der Vorstellung des Konzeptes zum Schutz und zur Nutzung der Moore in Mecklenburg-Vorpommern.

Mecklenburg-Vorpommern verfüge über 300.000 Hektar Moore, die jährlich rund sechs Millionen Tonnen Treibhausgase freisetzen. Als eines der moorreichsten Bundesländer trage das Land daher eine besondere Verantwortung für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung intakter Moorstandorte. Das heute im Kabinett vorgestellte "Konzept zum Schutz und zur Nutzung der Moore" sei die konsequente Weiterentwicklung und Anpassung des Moorschutzkonzeptes aus dem Jahr 2000.

"Die Fortschreibung war notwendig geworden, weil die ökologischen Zielstellungen des Bodenschutzes, des Naturschutzes, des Gewässerschutzes und des Klimaschutzes durch europäische Richtlinien konkretisiert wurden, sich infolge der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die auf Moorstandorten wirtschaftenden Betriebe geändert haben und letztlich auch, weil die Klimarelevanz der Moore mittlerweise wesentlich stärker in den Fokus gerückt ist", teilte Minister Backhaus mit.

Das Moorschutzkonzept soll dazu beitragen, dass
1. intakte Moorstandorte erhalten bleiben,
2. weiterhin Maßnahmen zur Erhöhung der Grundwasserstände auf ungenutzten sowie genutzten Mooren umgesetzt werden,
3. extensive Grünlandnutzung mit einem angepassten ganzjährigem Wassermanagement gefördert wird und
4. produktive Nutzungsmöglichkeiten unterstützt und weiterentwickelt werden, die keine Entwässerung benötigen (nasse Land- und Forstwirtschaft, die sogenannten Paludikulturen).

Minister Backhaus hob hervor, dass mit der Weiterentwicklung des Moorschutzkonzeptes die Ziffer 137 der Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und CDU erfüllt wurde. Er betonte, dass auch das neue Konzept auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruht.

Minister Backhaus: "Die Fortschreibung des Moorschutzkonzeptes enthält zahlreiche Vorschläge, wie eine aktive Herangehensweise an die Thematik Moorschutz aussehen kann. Zusammengefasst kann man die Vorschläge in folgenden Maßnahmegruppen bündeln:

-   Wiedervernässung ohne Nutzung,

-   Wiedervernässung mit Nutzung (Paludikultur),

-    Neuwaldbildung nach Wiedervernässung,

-         Revitalisierung von Waldmooren,

-         extensive Grünlandnutzung bei hohen Grundwasserständen,

-         Umwandlung von Acker in Grünlandnutzung.

Bei Umsetzung der Zielgrößen des Konzeptes würden jährlich etwa 800.000 Tonnen Kohlendioxidäquivalente eingespart."

Der Minister verwies darauf, dass sich die Leistungen intakter Moore keinesfalls allein auf den Klimaschutz reduzieren lassen. Moore seien im Bereich des Wassermanagements der Schlüssel für Gewässer-, Boden- sowie Arten- und Biotopschutz. Naturnahe und auch wiedervernässte Moore stabilisieren den Landschaftswasserhaushalt und sind wichtige Bausteine bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Intakte Moore beheimaten zahlreiche FFH-Lebensraumtypen und sind damit wichtige Bestandteile des europaweiten Schutzgebietssystems NATURA 2000. Etwa 28 Prozent aller Moorflächen des Landes liegen in FFH-Gebieten, in Vogelschutzgebieten sind es 40 Prozent. Weiterhin trage die Umsetzung des Moorschutzkonzeptes dazu bei, die Zielstellungen der Biodiversitätsstrategie des Bundes zu erfüllen.

Minister Backhaus: "Moore besitzen auch ein touristisches Potenzial. Es ist deshalb vorgesehen, einen Teil der Moore erlebbar zu machen und das "Erlebnis-Moor" mit Aspekten der Umweltbildung zu verknüpfen. Dabei können wir auf die positiven Erfahrungen mit den Klimawäldern im Projekt Waldaktie aufbauen."

Der Landwirtschafts- und Umweltminister informierte darüber, dass für die Umsetzung der Konzeptvorschläge jährlich rund 12 Mio. Euro im aktuellen Haushalt des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz eingestellt sind. Weitere Mittel seien durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu erwarten.

Minister Backhaus: "Darüber hinaus beabsichtige ich analog zur Waldaktie ein weiteres ökologisches Wertpapier – die Mooranleihe – aufzulegen. Als potenzielle Käufer sehe ich insbesondere die Privatwirtschaft und deren bereits bestehende Unternehmensnetzwerke wie zum Beispiel die Initiative "2 Grad – Deutsche Unternehmen für den Klimaschutz", in der sich die Allianz, die Deutsche Bahn, Burda und andere namhafte Unternehmen engagieren. Diesen und vergleichbaren Netzwerken soll das Konzept vorgestellt und die Mooranleihe angeboten werden. Die gewonnenen Mittel sollen in einen Moorfonds fließen, der die Finanzierung bereits vorliegender Moorschutzvorhaben zusätzlich unterstützen kann. Ich möchte damit zeigen, dass Naturschutz kein Zusatzgeschäft sein muss, sondern sich vielfach durchaus selbst finanzieren kann. Rund 9.000 bisher verkaufte Waldaktien belegen dies heute schon. Künftig wird auch die Mooranleihe eine wichtige Rolle spielen."
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