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Beschluss zum Nationalparkprogramm eröffnete neue Ära des NaturschutzesSchwerin (agrar-PR) -
"Mit dem Beschluss der letzten DDR-Volkskammer zum
Nationalparkprogramm wurde eine neue Ära des Naturschutzes in
Deutschland eingeleitet. Auf das Land Mecklenburg-Vorpommern ging mit
der Wiedervereinigung das größte Paket aus dem Erbe des
Nationalparkprogramms über: Insgesamt drei Nationalparke, ein
Biosphärenreservat und ein Naturpark, sowie weitere fünf einstweilig
gesicherte Naturparke. Diese Großschutzgebiete haben sich in den
zurückliegenden 20 Jahren erfolgreich entwickelt", bilanzierte
Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus heute auf der
Landespressekonferenz. Aus den damaligen zehn Gebieten sind bis heute
zwölf geworden. Auf der Strecke ist nur der geplante Naturpark Rügen
geblieben. Dafür sind in der Mecklenburgischen Schweiz, im Sternberger
Seenland und am Stettiner Haff durch Initiativen aus den Regionen
heraus neue hinzugetreten.
"Nach der Begeisterung der Wendezeit
ist es schon bald zu der einen und anderen Turbulenz um diese
Großschutzgebiete gekommen. Neue Nutzungsinteressen, Investorenwünsche
aber auch ehrgeizige gemeindliche Planungen stießen im wahrsten Sinne
des Wortes in einigen Großschutzgebieten an die Grenzen der
Genehmigungsfähigkeit. "Insbesondere die Null-Nutzungs-Philosophie in
den Nationalparken kollidierte mit den aus einer flächendeckend
genutzten mitteleuropäischen Kulturlandschaft gewachsenen Ansichten und
Erfahrungen. Da bleiben Spannungen nicht aus. Aber diese Konflikte sind
lösbar, mit Geduld, Einfühlungsvermögen und Kompromissbereitschaft.
Unterm Strich überwiegen deutlich die Vorteile für die Menschen, die
Umwelt und auch für die Wirtschaft in den Regionen", unterstreicht der
Minister die Bedeutung der Großschuztgebiete.
Das werde insbesondere an den Nationalparken
deutlich, die aus der Tourismuswerbung nicht mehr weg zu denken sind.
"Bei Besucherumfragen rangieren sie im Angebot Naturtourismus auf Platz
1. Sie stellen inzwischen eine eigene hochwertige touristische
Destination dar und fungieren als Qualitätsmarke unseres Landes. Immer
mehr Unternehmen im Umfeld der Nationalparke bemühen sich um einen
offiziellen Partnerstatus, um mit der Verbundenheit zum Nationalpark zu
werben und wirtschaftlichen Vorteil zu haben. Inzwischen wird ein gutes
Drittel aller im gewerblichen Tourismus getätigten Umsätze in den
Großschutzgebieten realisiert, obwohl sie zusammen nur 17,2 % der
Landesfläche ausmachen", unterstreicht der Minister die wirtschaftliche
Bedeutung. Beeindruckend sei auch die Zahl der in den Gebieten von den
Mitarbeitern betreuten Gäste. Seit einigen Jahren liegt sie bei etwa 1
Million pro Jahr. 2009 waren es knapp 1,2 Millionen! In seinen zwölf
Großschutzgebieten beschäftigt das Land insgesamt 310 Mitarbeiter.
Um
die Schutzziele in den Nationalparken durch das hohe Besucheraufkommen
nicht zu gefährden, ist eine intelligente und wirksame Besucherlenkung
notwendig.
Als erfolgreiche Beispiele nannte der Minister die
Nationalpark-Card in der Vorpommerschen Boddenlandschaft und das
Kranich-Ticket im Müritz-Nationalpark. Mit beiden wird dem Erwerber die
störungsfreie Beobachtung des Kranichrast-Spektakels im Herbst mit
"Erlebnisgarantie" gesichert. Die kontingentierte Teilnehmerzahl hat
die Nachfrage eher belebt als abgeschreckt.
Der Minister hob auch das Engagement in den Biosphärenreservaten
hervor. Der Schwerpunkt der Arbeit im Schaalsee z.B. liegt auf
Modellprojekten zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Dabei
geht es um grundsätzliche energetische Fragestellungen in der
Landwirtschaft und der kommunalen Versorgung, aber auch um ganz
konkrete Projekte, z. B. den Moorschutz. Im Biosphärenreservat
Südost-Rügen hat es deutliche Fortschritte in den letzten Jahren
gegeben. So konnte eine eigenständige Verwaltung aufgebaut und ein
modernes und gut besuchtes Informationszentrum im Granitz-Haus eröffnet
werden.
"Im Elbetal stehen ebenfalls noch viele Aufgaben vor uns.
Jetzt ist das Gebiet lediglich als Naturpark festgesetzt. Das
entspricht nicht den Anerkennungskriterien für ein UNESCO-
Biosphärenreservat. Aber hier werden wir Schritt für Schritt in enger
Abstimmung mit dem Kreis und den Kommunen in den nächsten Jahren weiter
arbeiten.
Auch die Naturparke tragen zur
wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung der Regionen bei. Die
Verbundenheit der Bürger sei groß, wie man am Beispiel des Naturparkes
Sternberger Seenlandschaft sehen kann. Dort kümmert man sich ganz
besonders um den Biber und seine Wirkungen an den Gewässern.
Mit
entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung in den Schutzgebieten ist
die finanzielle Ausstattung. Seit Anfang der neunziger Jahre bis heute
standen im Jahresdurchschnitt für alle Gebiete knapp 10 Mio. € an
Landesmitteln zur Verfügung. Das ist weniger als die Hälfte des
Jahresbudgets des Nationalparks Bayerischer Wald.
"Angesichts der
finanziellen Situation ist die Einwerbung von Drittmitteln für die
Gebiete ein überlebenswichtiges Geschäft. Aber auch hier gibt es
Fortschritte. So konnten Fördermittel in Höhe von 53,6 Mio. €
eingeworben werden, die direkt den Großschutzgebieten zu Gute kommen.
Vieles davon wurde in die Infrastruktur der Gebiete investiert. Dazu
gehört z. B. das deutschlandweit meistbesuchte Nationalparkzentrum am
Königsstuhl", erklärt der Minister.
Umweltminister Backhaus
verwies abschließend auf den Deutschen Naturschutztag, der vom 27.9.
bis 1.10. 2010 in Mecklenburg-Vorpommern(Stralsund) stattfinden wird.
"Dass sich über 400 hauptamtliche und ehrenamtliche Aktivisten für den
Naturschutz in unserem Land treffen, werte ich als Anerkennung für
unsere Leistungen auf diesem Gebiet. Wir werden diese Zeit intensiv
nutzen, nicht nur für Diskussionen in den Fachgremien, sondern auch
für zahlreiche Exkursionen in den Großschutzgebieten unseres Landes".
Hintergrund
Am
24. Mai – wird europaweit der internationale Tag der Parke begangen.
Vor nunmehr 101 Jahren wurde in Schweden der erste Nationalpark auf dem
alten Kontinent ausgewiesen. Knapp 40 Jahre nach dem Yellowston
Nationalpark in den USA folgten mit der Schweiz und Italien weitere
Länder diesem Beispiel. Es wurden großflächige Gebiete aus der Nutzung
genommen und der freien Naturentwicklung überlassen. In Deutschland
entstand 1970 im Bayerischen Wald der erste Nationalpark.
Mit der gesellschaftlichen Umwälzung von 1989 gelang es auch Deutschland ein neues Kapitel im Naturschutz aufzuschlagen.
Im
September 1990 fasste die letzte DDR-Regierung den Beschluss zum
Nationalparkprogramm der DDR, das mit dem Einigungsvertrag übernommen
wurde. Pressemeldung Download: | |
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