18.05.2010 | 00:00:00 | ID: 5716 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Beschluss zum Nationalparkprogramm eröffnete neue Ära des Naturschutzes

Schwerin (agrar-PR) -
"Mit dem Beschluss der letzten DDR-Volkskammer zum Nationalparkprogramm wurde eine neue Ära des Naturschutzes in Deutschland eingeleitet. Auf das Land Mecklenburg-Vorpommern ging mit der Wiedervereinigung das größte Paket aus dem Erbe des Nationalparkprogramms über:  Insgesamt drei Nationalparke, ein Biosphärenreservat und ein Naturpark, sowie weitere fünf einstweilig gesicherte Naturparke. Diese Großschutzgebiete haben sich in den zurückliegenden 20 Jahren erfolgreich entwickelt", bilanzierte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus heute auf der Landespressekonferenz.  Aus den damaligen zehn Gebieten sind bis heute zwölf geworden. Auf der Strecke ist nur der geplante Naturpark Rügen geblieben. Dafür sind in der Mecklenburgischen Schweiz, im Sternberger Seenland und am Stettiner Haff durch Initiativen aus den Regionen heraus neue hinzugetreten.

"Nach der Begeisterung der Wendezeit ist es schon bald zu der einen und anderen Turbulenz  um diese Großschutzgebiete gekommen. Neue Nutzungsinteressen, Investorenwünsche aber auch ehrgeizige gemeindliche Planungen stießen im wahrsten Sinne des Wortes in einigen Großschutzgebieten an die Grenzen der Genehmigungsfähigkeit. "Insbesondere die Null-Nutzungs-Philosophie in den Nationalparken kollidierte mit den aus einer flächendeckend genutzten mitteleuropäischen Kulturlandschaft gewachsenen Ansichten und Erfahrungen. Da bleiben Spannungen nicht aus. Aber diese Konflikte sind lösbar, mit Geduld, Einfühlungsvermögen und Kompromissbereitschaft.  Unterm Strich überwiegen deutlich die Vorteile für die Menschen, die Umwelt und auch für die Wirtschaft in den Regionen", unterstreicht der Minister die Bedeutung der Großschuztgebiete.

Das werde insbesondere an den Nationalparken deutlich,  die aus der Tourismuswerbung nicht mehr weg zu denken sind. "Bei Besucherumfragen rangieren sie im Angebot Naturtourismus auf Platz 1. Sie stellen inzwischen eine eigene hochwertige touristische Destination dar und fungieren als Qualitätsmarke unseres Landes. Immer mehr Unternehmen im Umfeld der Nationalparke bemühen sich um einen offiziellen Partnerstatus, um mit der Verbundenheit zum Nationalpark zu werben und wirtschaftlichen Vorteil zu haben. Inzwischen wird ein gutes Drittel aller im gewerblichen Tourismus getätigten Umsätze in den Großschutzgebieten realisiert, obwohl sie zusammen nur 17,2 % der Landesfläche ausmachen", unterstreicht der Minister die wirtschaftliche Bedeutung.  Beeindruckend sei auch die Zahl der in den Gebieten von den Mitarbeitern betreuten Gäste. Seit einigen Jahren liegt sie bei etwa 1 Million pro Jahr. 2009 waren es knapp 1,2 Millionen! In seinen zwölf Großschutzgebieten beschäftigt das Land insgesamt 310 Mitarbeiter.

Um die Schutzziele in den Nationalparken durch das hohe Besucheraufkommen nicht zu gefährden,  ist eine intelligente und wirksame Besucherlenkung notwendig.

Als erfolgreiche Beispiele nannte der Minister die Nationalpark-Card in der Vorpommerschen Boddenlandschaft und das Kranich-Ticket im Müritz-Nationalpark. Mit beiden wird dem Erwerber die störungsfreie Beobachtung des Kranichrast-Spektakels im Herbst  mit "Erlebnisgarantie" gesichert. Die kontingentierte Teilnehmerzahl hat die Nachfrage eher belebt als abgeschreckt.

Der Minister hob auch das Engagement in den Biosphärenreservaten hervor.  Der Schwerpunkt der Arbeit im Schaalsee z.B. liegt auf Modellprojekten zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Dabei geht es um grundsätzliche energetische Fragestellungen in der Landwirtschaft und der kommunalen Versorgung, aber auch um ganz konkrete Projekte, z. B. den Moorschutz. Im Biosphärenreservat Südost-Rügen hat es deutliche Fortschritte in den letzten Jahren gegeben. So konnte eine eigenständige Verwaltung aufgebaut und ein modernes und gut besuchtes Informationszentrum im Granitz-Haus eröffnet werden.

"Im Elbetal stehen ebenfalls noch viele Aufgaben vor uns. Jetzt ist das Gebiet lediglich als Naturpark festgesetzt. Das entspricht nicht den Anerkennungskriterien für ein UNESCO- Biosphärenreservat. Aber hier werden wir Schritt für Schritt in enger Abstimmung mit dem Kreis und den Kommunen in den nächsten Jahren weiter arbeiten.

Auch die Naturparke tragen zur wirtschaftlichen und touristischen  Entwicklung der Regionen bei. Die Verbundenheit der Bürger sei groß, wie man am Beispiel des Naturparkes Sternberger Seenlandschaft sehen kann. Dort kümmert man sich  ganz besonders um den Biber und seine Wirkungen an den Gewässern.

Mit entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung in den Schutzgebieten ist die finanzielle Ausstattung. Seit Anfang der neunziger Jahre bis heute standen im Jahresdurchschnitt für alle Gebiete knapp 10 Mio. € an Landesmitteln zur Verfügung. Das ist weniger als die Hälfte des Jahresbudgets des Nationalparks Bayerischer Wald.

"Angesichts der finanziellen Situation ist die Einwerbung von Drittmitteln für die Gebiete ein überlebenswichtiges Geschäft. Aber auch hier gibt es Fortschritte.  So  konnten Fördermittel in Höhe von 53,6 Mio. € eingeworben werden, die  direkt den Großschutzgebieten zu Gute kommen. Vieles davon wurde in die Infrastruktur der Gebiete investiert. Dazu gehört z. B. das deutschlandweit meistbesuchte Nationalparkzentrum am Königsstuhl", erklärt der Minister.

Umweltminister Backhaus verwies abschließend auf den Deutschen Naturschutztag, der vom 27.9. bis 1.10.  2010 in Mecklenburg-Vorpommern(Stralsund) stattfinden wird. "Dass sich über 400 hauptamtliche und ehrenamtliche Aktivisten für den Naturschutz in unserem Land treffen, werte ich als Anerkennung für unsere Leistungen auf diesem Gebiet. Wir werden diese Zeit intensiv nutzen, nicht nur für  Diskussionen in  den Fachgremien, sondern auch für zahlreiche Exkursionen in  den Großschutzgebieten unseres Landes".

Hintergrund

Am 24. Mai – wird europaweit der internationale Tag der Parke begangen. Vor nunmehr 101 Jahren wurde in Schweden der erste Nationalpark auf dem alten Kontinent ausgewiesen. Knapp 40 Jahre nach dem Yellowston Nationalpark in den USA folgten mit der Schweiz und Italien weitere Länder diesem Beispiel. Es wurden großflächige Gebiete aus der Nutzung genommen und der freien Naturentwicklung überlassen. In Deutschland entstand 1970 im Bayerischen Wald der erste Nationalpark.

Mit der  gesellschaftlichen Umwälzung von 1989 gelang es auch Deutschland ein neues Kapitel im Naturschutz aufzuschlagen.

Im September 1990 fasste die letzte DDR-Regierung den Beschluss zum Nationalparkprogramm der DDR, das mit dem Einigungsvertrag übernommen wurde.
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