Berlin (agrar-PR) - Im Streit um die Kosten des Verkehrs und die zu
große Abhängigkeit der Wirtschaft von der Automobilindustrie hat der
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer vorgeworfen, seine Rolle zu
verkennen. Indem er sich auf die Seite des ADAC stelle und die
Vorschläge von Bundespräsident Horst Köhler für eine zukunftsfähige
Mobilität zurückweise, wende er sich indirekt auch gegen die Autofahrer.
Deren Mobilität sei nicht durch moderat steigende Benzinpreise wie im
Falle der Ökosteuer bedroht. Sie sei bedroht, weil der weltweit
explodierende Ölverbrauch die Preise nach oben treibe und das Öl
zunehmend knapper werde.
Inzwischen steige deshalb die Nachfrage nach
sparsamen Fahrzeugen. Deutsche Autohersteller würden diesen Trend jedoch
weitgehend ignorieren, indem sie weiter auf übermotorisierte PS-starke
Autos der sogenannten "Premiumklasse" setzten. "Es wäre hilfreicher,
wenn Peter Ramsauer die Hersteller zur Produktion leichterer und
sparsamerer Fahrzeuge auffordern würde", sagte der BUND-Verkehrsexperte
Werner Reh. "Unterlässt er dies, dann trägt er Verantwortung dafür, wenn
die nächste Ölkrise der deutschen Wirtschaft schweren Schaden zufügt",
so Reh.
Die Öffentlichkeit werde auch getäuscht, indem die
Produktion von "Premiumwagen" als Arbeitsplatz sichernde Zukunft der
Autoindustrie gepriesen werde. Damit würden viele Politiker genauso wie
die Manager der deutschen Autokonzerne erneut eine ökologische
Herausforderung verschlafen - diesmal den Trend zu kleineren und
leichteren Fahrzeugen. Für eine zukunftsfähige Mobilität seien
entschlossene Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung, zur Verlagerung auf
öffentliche Verkehrsmittel und ein Ausbau von Radwegen und
Fußgängerzonen erforderlich.
Reh warf der Industrie vor, die Probleme
schwindender Ölreserven und des fortschreitenden Klimawandels
auszublenden. Um den Erfordernissen des Klimaschutzes gerecht zu werden,
müssten die durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer Pkw bis
2020 auf etwa 80 Gramm pro Kilometer sinken. Dies bedeute eine
Verdoppelung der Effizienz neuer Autos. Gelinge dies nicht, würden die
Anhebung der Mineralölsteuer oder eine CO2-Abgabe für Pkw und
damit drastisch steigende Benzinpreise unvermeidlich.
Reh: "Die Autoindustrie muss handeln. Mit dem
Einsatz von dreihundert Euro lassen sich die CO2-Emissionen
eines VW-Golf um 40 Gramm - also um fast ein Viertel - senken. Diese
Kosten kommen durch die Spriteinsparung in etwa zwei Jahren wieder rein.
Wenn ein Kompaktwagen nur noch 800 Kilogramm statt 1,3 Tonnen wiegt,
werden bei angepasster Motorleistung und entsprechender Fahrweise noch
einmal vierzig Gramm CO2 pro Kilometer eingespart. Das Ziel
heißt zukunftsfähige Mobilität. Das ist die Richtung, die Köhler meint,
die dem Autofahrer nützt und in die Ramsauer offensichtlich getrieben
werden muss."