04.04.2011 | 12:48:00 | ID: 8944 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Landesnaturschutzpreis 2010 verliehen

Stuttgart (agrar-PR) - In Stuttgart verlieh am Samstag (2. April 2011) Umweltministerin Tanja Gönner den Landesnaturschutzpreis 2010.

Der von der Stiftung Naturschutz bereits zum 15. Mal ausgelobte Preis steht unter dem Motto "Dorf und biologische Vielfalt - Aktiv für Schwalbe & Co.". "In den vergangenen Jahren hat auch in kleineren Gemeinden und Dörfern ein Strukturwandel stattgefunden. Zahlreiche früher in alten Gemäuern, Gebäuden und Gebälken wie auch naturnahen Gärten noch vorhandene ökologische Nischen sind verschwunden. Damit ist auch der Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen bedroht, wenn beispielsweise Nistmöglichkeiten für Schwalben oder Höhlen für Fledermäuse verloren gehen", betonte Gönner.

Mit dem Landesnaturschutzpreis würdige die Stiftung herausragendes und beispielhaftes Engagement zum Erhalt natürlicher Lebensräume und zum Schutz der biologischen Artenvielfalt. Unter insgesamt 27 eingereichten Projekten hatte der Stiftungsrat vier Projekte ausgewählt, die sich den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Preis teilen. "Das Engagement der vielen Initiativen in den Städten und Gemeinden verdient große Anerkennung. Wenn wir heute vier Projekte mit einem Preis würdigen, dann stehen diese stellvertretend für ein breites Engagement in der Bevölkerung für den Naturschutz", so Umweltministerin Tanja Gönner. Die vier Preisträger sind:

- Ev. Gesamtkirchengemeinde Großaltdorf-Lorenzenzimmern in Zusammenarbeit mit dem Ortschaftsrat (Landkreis Schwäbisch Hall)

- NABU Mengen-Scheer-Hohentengen-Ostrach (Landkreis Sigmaringen)

- NABU Seckach- und Schefflenztal e. V. (Neckar-Odenwald-Kreis)

- Netzwerk Sanierung Treppen und Trockenmauern am Castellberg/Ballrechten-Dottingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald)

Den Preisträgern sei es gelungen mit kreativen Initiativen und viel Engagement in ihren Gemeinden und Dörfern kleine ökologische Oasen für vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schaffen, so Gönner. "Besonders erfreulich ist, dass dabei weitere Mitstreiter gewonnen werden konnten, und so die Projekte auf eine von der Bürgerschaft mitgetragene Grundlage gestellt werden konnten."

Mit Blick auf den Regierungswechsel forderte die Ministerin die künftige Landesregierung dazu auf, dem Natur- und Artenschutz weiterhin die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken. "Die neuen Regierungspartner werden schnell in der Realität ankommen und merken, dass der Spielraum einer Landesregierung begrenzt ist", so Gönner. So stehe die Umweltpolitik vor großen Herausforderungen wie einem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. "Vielen kann es mit der Energiewende nicht schnell genug gehen. Und auch nach meinen Vorstellungen müssen wir mehr Tempo bei den Ökoenergien zulegen. Allerdings dürfe dabei das Augenmaß nicht verloren gehen, mahnte Gönner.

"Beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Modernisierung der Energieinfrastruktur mit neuen Stromnetzen und Energiespeichern dürfen Interessenkonflikte mit dem Naturschutz auch künftig nicht ausgeblendet und übergangen werden." So entstünden mit dem Ausbau der Bioenergien zwangsläufig neue Monokulturen wie Maisfelder, die bisher vorhandene Lebensräume verdrängten. Auch der Ausbau der Wasserkraft stoße an ökologische Grenzen, weil die Querbauten die Durchgängigkeit von Fließgewässern beeinträchtigten. Und auch der Bau neuer Windräder sei in der Vergangenheit oftmals an naturschutzrechtlichen Vorgaben gescheitert. "Es braucht auch weiterhin eine sorgfältige Abwägung", so Gönner.


Kurzbeschreibung Landesnaturschutzpreis: Preisträger und Projekte


Evangelische. Gesamtkirchengemeinde Großaltdorf-Lorenzenzimmern in Zusammenarbeit mit dem Ortschaftsrat

Förderung heimischer Artenvielfalt durch naturnahen Pfarrgarten und Beteiligung an der landesweiten Initiative „Kultur-Natur-blüht-auf“

Auf Initiative von Pfarrer Bernd Hofmann wurde 2004 mit zahlreichen Helfern ein 1.300 Quadratmeter großer Pfarrgarten naturnah angelegt und seither entsprechend gepflegt. Es wurden z.B. Trockenmauern, eine Streuobstwiese sowie ein Wildbienennistplatz angelegt und Schmetterlings- bzw. Wildbienenpflanzen angesät. Im Frühjahr 2008 wurde dann im Rahmen des gleichnamigen und auch von der Stiftung Naturschutzfonds geförderten Projektes des NABU der Arbeitskreis "Kultur-Natur-blüht-auf" gegründet. Seither arbeiten 14 Mitglieder der Kirchengemeinde, die Gemeinde Großaltdorf sowie der NABU gemeinsam an der Umsetzung und Ausweitung des Projektes.

Das langfristig angelegte Projekt, das sich auch durch eine intensive Presse- und Öffentlichkeit auszeichnet, blieb in der Gemeinde nicht ohne Wirkung: So manche Gemeindemitglieder haben inzwischen Anregungen aus dem Projekt übernommen und beispielsweise ebenfalls Wildblumenmischungen statt Einheitsrasen in ihrem Garten ausgesät.


NABU Mengen-Scheer-Hohentengen-Ostrach

Förderung und Bewahrung der Biodiversität vor unserer Haustür

Der NABU Mengen hat vor einigen Jahren festgestellt, dass bei zahlreiche Arten wie z.B. den Mehl- und Rauchschwalben oder den Mauerseglern erhebliche Bestandsrückgänge zu verzeichnen waren. Aus diesem Anlass begannen die Mitglieder, insbesondere im Ortsteil Ennetach sowie in angrenzenden Ortschaften mit Maßnahmen zum Vogelschutz sowie zur Förderung der pflanzlichen Artenvielfalt. Seit 2005 bietet der NABU jedes Frühjahr Nisthilfen u.a. für Mehlschwalben und Mauersegler sowie fachliche Beratung an; mehr als 60 Nisthilfen wurden seither ausgeteilt. An der Kirche in Ennetach wurde je ein Nistkasten für Turmfalken und für Schleiereulen angebracht, mit Erfolg: sechs junge Turmfalken sind dort ausgeflogen.

Durch den Bau einer Nestplattform auf einer Kirche konnte der Storch nach vierzig Jahren wieder nach Rulfingen geholt werden. Seit 2006 setzt sich der NABU außerdem für die Anlage von artenreichen Blumenwiesen ein. Hierzu legte er ein "Versuchsfeld Blumenwiese" an, richtete eine Wiesenblumen-Börse ein und entwickelte die "Mengener Mischung". Das Projekt wird gut angenommen: Inzwischen sieht man in den Gärten zunehmend Wildblumen-Inseln und -Ecken. Was das Projekt besonders hervorhebt, ist zum einen seine breite Ausrichtung, zum anderen, dass rd. 50 Personen beteiligt sind und auch Kinder, z.B. als Junior-Ranger, einbezogen werden.


NABU Seckach- und Schefflenztal e.V.

Hilfsprogramm für Mehlschwalben und andere Gefiederte

Der NABU Seckach- und Schefflenztal hat sich darauf spezialisiert den Bestand immer seltener werdenden Vogelarten zu stützen und Vögel auch wieder anzusiedeln. Von 2006-2008 führte er umfangreiche Maßnahmen in Mittel- und Unterschefflenz durch. So wurde ein Schwalbenbaum angefertigt und aufgestellt, ein nicht mehr genutztes Hochsilo wurde als Brutraum für Schleiereule, Turmfalke, Waldkauz und Fledermäuse umgebaut. Um Störchen die Ansiedlung zu erleichtern, wurden in den beiden Ortsteilen zwei Masten mit Plattformen für die Storchennester, an denen zusätzlich künstliche Nisthilfen für höhlenbrütende Vögel und Fledermäuse angebracht wurden, aufgestellt. Des Weiteren wurden aus Weiden geflochtene Nistkörbe für Waldohreulen, Turmfalken und andere Greifvögel erstellt und in Bäumen angebracht.

Es ist den Projektverantwortlichen gelungen, sowohl verschiedene Altersgruppen als auch mehrere örtliche Betriebe (Handwerksbetriebe, Unternehmer, Landwirte) einzubinden. Hervorzuheben ist die dadurch erzielte hohe Akzeptanz in der Bevölkerung; neue Zielgruppen konnten außerdem für die Anliegen des Artenschutzes sensibilisiert und für die ehrenamtliche Arbeit gewonnen werden.


Netzwerk Sanierung Treppen und Trockenmauern am Castellberg in Ballrechten-Dottingen

Für den Winzer und die Natur: Sanierung der Weinbergstrockenmauern und Steintreppen am Castellberg

Ein Projekt in einer besonderen Größenordnung wurde am Castellberg auf die Beine gestellt: Von 2006 - 2010 wurden die durch Witterungseinflüsse stark geschädigten Trockenmauern und Treppenanlagen der Rebanlage saniert und somit wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen gesichert bzw. neu geschaffen. Rund eine Million Euro umfasste das Projekt, das auch von der Stiftung Naturschutzfonds mit einem Betrag von rund 30.000 Euro gefördert wurde. Das Engagement von Herrn Werner Bußmann vom Arbeitskreis Natur und Umwelt ist besonders hervorzuheben, der das Projekt auf den Weg brachte und gemeinsam mit der Gemeinde ein großes Netzwerk an Mitstreitern mit rund 250 Mitgliedern aufbaute. Es sind sowohl Naturschutzverbände, Schulen, Einzelpersonen und die Gemeinde als auch Firmen, die Zeitung sowie örtliche Vereine vertreten.

Das Projekt geht bezüglich des Engagements und der Vernetzung der Beteiligten weit über das "normale" Maß hinaus. Insbesondere wurden auch Kinder und Jugendliche von Beginn an in das Projekt eingebunden. So wurden beispielsweise Mauerpatenschaften gegründet und Exkursionen sowie andere Aktionen durchgeführt. (PD)

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