Stuttgart (agrar-PR) -
Naturschutzprojekte in Oberschwaben stellen sich vor / Darstellung der gelungenen Zusammenarbeit von Toto Lotto mit der Stiftung Naturschutzfonds und den Naturparken "Investitionen in den Naturschutz sind Zukunftsinvestitionen.
Deshalb legt Baden-Württemberg in seiner Naturschutzpolitik großen Wert
auf nachhaltige Projekte. Im Federsee-Becken und an den
Schwarzachtalseen ist es gelungen, zwei Meilensteine für den
Naturschutz im Land zu legen", sagte der baden-württembergische
Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Mittwoch
(26. August) anlässlich seines Besuches im Naturschutzgebiet Nördliches
Federseeried (Landkreis Biberach) und an den Schwarzachtalseen
(Landkreis Sigmaringen/Biberach).
Gemeinsam mit Dr. Friedhelm Repnik, Geschäftsführer der Toto-Lotto
GmbH, informierte er sich über die Naturschutzmaßnahmen vor Ort. "Der
Naturschutz im ländlichen Raum braucht verlässliche Partner. In der
Lotterie Glücksspirale hat der Naturschutz einen solch starken Partner
gefunden", lobte Hauk. So flossen aus den Mitteln der Glücksspirale
rund 15,2 Millionen Euro in Naturschutzmaßnahmen. Davon haben
insbesondere die Naturparke mit 8,2 Millionen Euro sowie die Stiftung
Naturschutzfonds mit circa 5,3 Millionen Euro profitiert. Die Stiftung
war allein durch die Unterstützung der Toto-Lotto GmbH in der Lage,
260 Projekte zu fördern. Außerdem wurden für rund 1,7 Millionen Euro
verschiedene Einzelmaßnahmen gefördert.
Federsee als Musterbeispiel von geglücktem Naturschutz
Im nördlichen Federseeried wird in einer großflächigen
Wiedervernässung von ehemaligen Moorgebieten wieder ein Lebensraum für
die moortypische Fauna und Flora geschaffen. Eine starke Entwässerung
sowie die intensive Nutzung des Feuchtgrünlandes hatte zu schweren
Defiziten der natürlichen Lebensräume geführt. "Der Naturschutz stellt
heute am Federsee auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für
Landwirtschaft, Fremdenverkehr und Kurbetrieb dar, der mithilfe der
Glücksspirale deutlich gestärkt werden kann", betonte der Minister.
Durch die gute Zusammenarbeit von Land und Glücksspirale konnte nicht
nur ein wesentlicher Beitrag zum Schutze der Natur geleistet, sondern
konnten auch weitere Mittel der EU eingeworben werden, welche einen
großen Mehrwert für die Region und das Gemeinwohl bedeuten.
Naturparke dienen der Harmonisierung von Naturschutz- und Tourismusinteressen
"Ein Markenzeichen baden-württembergischer Naturparke ist die
integrierte Entwicklung sensibler Naturräume", erklärte Peter Hauk. Im
Naturpark Obere Donau an den Schwarzachtalseen könne man sich von
dieser erfolgreichen Einbindung überzeugen. Eine Reihe von Maßnahmen
zur Harmonisierung von Naturschutz- und Tourismusinteressen konnten
unter anderem auch durch die Erträge der Toto-Lotto GmbH realisiert
werden. Dazu zählen neben der Stärkung der Regionalvermarktung, der
Umweltbildung und dem barrierefreien Naturerleben für Menschen mit
Mobilitätseinschränkungen, vor allem eine integrierte Entwicklung der
Schwarzachtalseen als Erholungsschwerpunkt und geschützter Lebensraum.
Zusatzinformationen
Stiftung Naturschutzfonds
Projektinformation "Wiedervernässung von bisher intensiv genutztem Feuchtgrünland im NSG "Nördliches Federseeried""
A. Maßnahmenbeschreibung
Das Federsee‑Becken im Landkreis Biberach ist aufgrund seiner
überaus reichen Flora, seiner kaum zu überschätzenden Bedeutung für den
Vogelschutz und wegen der vielen prähistorischen Fundstätten weit über
die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Es ist das größte
zusammenhängenden Moorgebiet Südwestdeutschlands, das auch die
umgebende Landschaft großräumig prägt. Auf 2.920 Hektar finden sich
zahlreiche besonders schutzwürdige Lebensräume wie basenreiche Sümpfe,
regenerierungsfähige Hochmoore, Übergangsmoore und Moorwälder. Außerdem
ist dieses Gebiet Heimat für bedeutsame Populationen seltener Tier- und
Pflanzenarten, zum Beispiel der Fischarten Schlammpeitzger und
Steinbeißer, der Schmalen Windelschnecke, der Schmetterlingsart
Goldener Scheckenfalter oder dem Karlszepter, dem einzigen Vorkommen
dieser Moorpflanze in Südwestdeutschland.
Aufgrund seiner überragenden Bedeutung als Lebensraum für Sumpf- und
Wasservögel wurde das das Federseemoor vom Internationalen Rat für
Vogelschutz zum "Europareservat" ernannt. Es ist sowohl als FFH- und
Vogelschutzgebiet eines der größten Bausteine im Schutzgebietsnetz
"Natura 2000" in Baden-Württemberg.
Das Naturschutzgebiet 'Nördliches Federseeried' wird größtenteils
als Grünland mit unterschiedlicher Intensität genutzt. Größere Flächen
werden im Auftrag der Naturschutzverwaltung gepflegt. Die gesamten
Flächen sind intensiv entwässert. Demzufolge sind die Lebensräume nur
kleinflächig naturnah ausgebildet, es fehlen viele moortypische Arten
oder sie haben nur geringe Bestände. Durch oxidative Torfzersetzung
verschlechtern sich die Verhältnisse rasch.
Rund 90 Hektar mit günstigem Potenzial sollen deshalb wiedervernässt
und anschließend in schonender Weise genutzt bzw. gepflegt oder in eine
gelenkte Sukzession überführt werden. Die international bedeutenden
Bodendenkmale (mehrere Dörfer aus der Stein- und Bronzezeit, u. a. die
ältesten Räder der Welt) können damit ebenfalls gesichert werden. Eine
detaillierte Vernässungsplanung mit Entwicklungsplan liegt bereits vor.
Eine Flurbereinigung zur Konzentration des derzeit verstreuten
Landesbesitzes auf die Vernässungsflächen wurde durchgeführt und die
zur Vernässung notwendigen Grundstücke wurden verlegt. Das Land
Baden-Württemberg ist seit Januar 2008 Eigentümerin der
Vernässungsflächen. Weiterer Grunderwerb ist nicht geplant und nicht
notwendig.
Das naturschutzfachliche Potenzial der Flächen ist hoch.
Insbesondere die Lebensräume Kalkreiche Niedermoore und Feuchte
Hochstaudenfluren können sich massiv ausdehnen und neue Standorte
einnehmen. Damit erhält auch ein breites Artenspektrum neue Lebensräume
und kann seine Populationen stabilisieren (z.B. Weißstorch, Kornweihe,
Rohrweihe, Wachtelkönig, Merlin, Bekassine, Großer Brachvogel,
Rotmilan, Schwarzmilan, Braunkehlchen, Goldener Scheckenfalter).
B. Information zum Life+-Projekt "Restauration von Habitaten im Federseemoor (ReHa Federseemoor)"
Das Life+-Projekt hat ein Gesamtvolumen von rund 1,3 Millionen Euro,
wovon 50 Prozent von der EU kofinanziert wurden. Die Projektleitung
liegt beim Regierungspräsidium Tübingen, das Projektmanagement wird
zusammen mit dem NABU-Landesverband Baden-Württemberg, vertreten durch
das örtliche Naturschutzzentrum Federsee in Bad Buchau, durchgeführt.
Eingebunden in das Projekt sind außerdem der Landkreis Biberach, die
Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, Vermögen und Bau Ulm und
das Landesamt für Denkmalpflege.
Ziele des Life-Projektes:
1. Renaturierung und
Wiedervernässung entwässerter und intensiv genutzter Wiesenflächen
sowie Etablierung wertvoller Lebensräume wie „Kalkreiche Niedermoore,
Feuchte Hochstaudenfluren, Pfeifengraswiesen, Hoch- und Übergangsmoore
und Moorwälder“.
2. Vervollständigung der Naturschutzgebietskulisse im Federseemoor.
3. Bekämpfung von sich etablierenden Neophyten im Federseemoor, um eine massenhafte Ausbreitung zu verhindern.
4. Sicherstellung der Pflege und Entwicklung der Landschaft.
5. Besucherlenkung
im Federseemoor und Umweltbildung zur Entlastung wertvoller Habitate
und zur Information der Besucher über die Schutzwürdigkeit des Gebiets.
Naturpark Obere Donau
Projektinformation Schwarzachtalseen Ertingen / Herbertingen
In der Talaue der Schwarzach nördlich von Bad Saulgau (Landkreis
Sigmaringen) sind in den vergangenen Jahrzehnten mehrere durch schmale
Dämme voneinander getrennte Seen durch Kiesabbau entstanden. Bereits
seit der Gründung des Naturparks Obere Donau im Jahr 1980 gehört dieses
an der Landkreisgrenze von Biberach zu Sigmaringen gelegene Gebiet zur
Naturparkfläche. Die beiden Gemeinden Herbertingen (SIG) und Ertingen
(BC) betreiben seit langem gemeinsam einen Zweckverband, der eine
behutsame touristische Entwicklung und Nutzung des Gebiets sowie eine
Harmonisierung von Naturschutz- und Tourismusinteressen zum Ziel hat.
Während im nördlichen Bereich das Kiesvorkommen erschöpft ist und
eine Freizeitnutzung stattfindet, wird am südlichsten See noch
Kiesabbau betrieben. Neben der Heuneburg und ihrem Umfeld
(archäologischer Schwerpunktbereich) stellen die Schwarzachtalseen
mittlerweile die touristische Attraktion in dieser östlichsten
Naturparkregion dar. Die Nutzung des Badesees ist kostenfrei.
Die vom Zweckverband „Schwarzachtalseen“ durchgeführten Teilprojekte
mit einer Investitionssumme von insgesamt 190.000 Euro wurden im Rahmen
der Naturparkförderung mit 98.000 Euro unterstützt.
Die Schwarzachtalseen zeigen beispielhaft, wie mit integrierten
Entwicklungskonzeptionen umweltgerechte Erholungsnutzung und der Schutz
sensibler Naturräume vereinbart werden können. Gleichzeitig strahlt die
Gesamtkonzeption positiv auf die Entwicklung der ländlichen Räume als
Arbeits- und Lebensraum großer Bevölkerungsteile aus.
Erläuterung:
Life-Natur (L' Instrument Financier pour l'Environnement -
Finanzierungsinstrument für die Umwelt) ist ein Förderprogramm der
Europäischen Union ausschließlich für Natura 2000-Gebiete, in denen
durch verschiedenste Maßnahmen Lebensräume erhalten und entwickelt
sowie bedrohte Tier- und Pflanzenarten auch für kommende Generationen
bewahrt werden sollen. In Baden-Württemberg wurden bislang
13 Life-Natur-Projekte von der EU gefördert. Durch diese werden nach
Abschluss über 23 Millionen Euro zusätzliche Naturschutzmittel in die
beteiligten Raumschaften geflossen sein, davon die Hälfte direkt von
der EU.
LIFE+-Natur und biologische Vielfalt ist das Nachfolgeprogramm von Life-Natur.
Die europäische Kommission fördert die LIFE+-Projekte mit
50 Prozent, die restlichen Kosten teilen sich Antragsteller,
Projektpartner und weitere Kofinanzierer wie die Stiftung
Naturschutzfonds. Ein großer Anteil der jeweiligen Projektsummen kommt
direkt den Regionen zugute.
Weitere Informationen zum Thema Naturschutzmaßnahmen sind auf der
Internetseite des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum
www.mlr.baden-wuerttemberg.de abrufbar. Auch die Seiten des Naturschutzfonds und des Naturparkes enthalten unter
www.stiftung-naturschutz-bw.de sowie
www.naturpark-obere-donau.de weitere Informationen.