26.08.2009 | 00:00:00 | ID: 1847 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Minister Peter Hauk MdL: "Federseeried und Schwarzachtalseen – Das große Los für den Naturschutz in Baden-Württemberg"

Stuttgart (agrar-PR) - Naturschutzprojekte in Oberschwaben stellen sich vor / Darstellung der gelungenen Zusammenarbeit von Toto Lotto mit der Stiftung Naturschutzfonds und den Naturparken
"Investitionen in den Naturschutz sind Zukunftsinvestitionen. Deshalb legt Baden-Württemberg in seiner Naturschutzpolitik großen Wert auf nachhaltige Projekte. Im Federsee-Becken und an den Schwarzachtalseen ist es gelungen, zwei Meilensteine für den Naturschutz im Land zu legen", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Mittwoch (26. August) anlässlich seines Besuches im Naturschutzgebiet Nördliches Federseeried (Landkreis Biberach) und an den Schwarzachtalseen (Landkreis Sigmaringen/Biberach).

Gemeinsam mit Dr. Friedhelm Repnik, Geschäftsführer der Toto-Lotto GmbH, informierte er sich über die Naturschutzmaßnahmen vor Ort. "Der Naturschutz im ländlichen Raum braucht verlässliche Partner. In der Lotterie Glücksspirale hat der Naturschutz einen solch starken Partner gefunden", lobte Hauk. So flossen aus den Mitteln der Glücksspirale rund 15,2 Millionen Euro in Naturschutzmaßnahmen. Davon haben insbesondere die Naturparke mit 8,2 Millionen Euro sowie die Stiftung Naturschutzfonds mit circa 5,3 Millionen Euro profitiert. Die Stiftung war allein durch die Unterstützung der Toto-Lotto GmbH in der Lage, 260 Projekte zu fördern. Außerdem wurden für rund 1,7 Millionen Euro verschiedene Einzelmaßnahmen gefördert.

Federsee als Musterbeispiel von geglücktem Naturschutz

Im nördlichen Federseeried wird in einer großflächigen Wiedervernässung von ehemaligen Moorgebieten wieder ein Lebensraum für die moortypische Fauna und Flora geschaffen. Eine starke Entwässerung sowie die intensive Nutzung des Feuchtgrünlandes hatte zu schweren Defiziten der natürlichen Lebensräume geführt. "Der Naturschutz stellt heute am Federsee auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für Landwirtschaft, Fremdenverkehr und Kurbetrieb dar, der mithilfe der Glücksspirale deutlich gestärkt werden kann", betonte der Minister. Durch die gute Zusammenarbeit von Land und Glücksspirale konnte nicht nur ein wesentlicher Beitrag zum Schutze der Natur geleistet, sondern konnten auch weitere Mittel der EU eingeworben werden, welche einen großen Mehrwert für die Region und das Gemeinwohl bedeuten.

Naturparke dienen der Harmonisierung von Naturschutz- und Tourismusinteressen

"Ein Markenzeichen baden-württembergischer Naturparke ist die integrierte Entwicklung sensibler Naturräume", erklärte Peter Hauk. Im Naturpark Obere Donau an den Schwarzachtalseen könne man sich von dieser erfolgreichen Einbindung überzeugen. Eine Reihe von Maßnahmen zur Harmonisierung von Naturschutz- und Tourismusinteressen konnten unter anderem auch durch die Erträge der Toto-Lotto GmbH realisiert werden. Dazu zählen neben der Stärkung der Regionalvermarktung, der Umweltbildung und dem barrierefreien Naturerleben für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, vor allem eine integrierte Entwicklung der Schwarzachtalseen als Erholungsschwerpunkt und geschützter Lebensraum.

 

Zusatzinformationen

Stiftung Naturschutzfonds

Projektinformation "Wiedervernässung von bisher intensiv genutztem Feuchtgrünland im NSG "Nördliches Federseeried""

A. Maßnahmenbeschreibung

Das Federsee‑Becken im Landkreis Biberach ist aufgrund seiner überaus reichen Flora, seiner kaum zu überschätzenden Bedeutung für den Vogelschutz und wegen der vielen prähistorischen Fundstätten weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Es ist das größte zusammenhängenden Moorgebiet Südwestdeutschlands, das auch die umgebende Landschaft großräumig prägt. Auf 2.920 Hektar finden sich zahlreiche besonders schutzwürdige Lebensräume wie basenreiche Sümpfe, regenerierungsfähige Hochmoore, Übergangsmoore und Moorwälder. Außerdem ist dieses Gebiet Heimat für bedeutsame Populationen seltener Tier- und Pflanzenarten, zum Beispiel der Fischarten Schlammpeitzger und Steinbeißer, der Schmalen Windelschnecke, der Schmetterlingsart Goldener Scheckenfalter oder dem Karlszepter, dem einzigen Vorkommen dieser Moorpflanze in Südwestdeutschland.

Aufgrund seiner überragenden Bedeutung als Lebensraum für Sumpf- und Wasservögel wurde das das Federseemoor vom Internationalen Rat für Vogelschutz zum "Europareservat" ernannt. Es ist sowohl als FFH- und Vogelschutzgebiet eines der größten Bausteine im Schutzgebietsnetz "Natura 2000" in Baden-Württemberg.

Das Naturschutzgebiet 'Nördliches Federseeried' wird größtenteils als Grünland mit unterschiedlicher Intensität genutzt. Größere Flächen werden im Auftrag der Naturschutzverwaltung gepflegt. Die gesamten Flächen sind intensiv entwässert. Demzufolge sind die Lebensräume nur kleinflächig naturnah ausgebildet, es fehlen viele moortypische Arten oder sie haben nur geringe Bestände. Durch oxidative Torfzersetzung verschlechtern sich die Verhältnisse rasch.

Rund 90 Hektar mit günstigem Potenzial sollen deshalb wiedervernässt und anschließend in schonender Weise genutzt bzw. gepflegt oder in eine gelenkte Sukzession überführt werden. Die international bedeutenden Bodendenkmale (mehrere Dörfer aus der Stein- und Bronzezeit, u. a. die ältesten Räder der Welt) können damit ebenfalls gesichert werden. Eine detaillierte Vernässungsplanung mit Entwicklungsplan liegt bereits vor. Eine Flurbereinigung zur Konzentration des derzeit verstreuten Landesbesitzes auf die Vernässungsflächen wurde durchgeführt und die zur Vernässung notwendigen Grundstücke wurden verlegt. Das Land Baden-Württemberg ist seit Januar 2008 Eigentümerin der Vernässungsflächen. Weiterer Grunderwerb ist nicht geplant und nicht notwendig.

Das naturschutzfachliche Potenzial der Flächen ist hoch. Insbesondere die Lebensräume Kalkreiche Niedermoore und Feuchte Hochstaudenfluren können sich massiv ausdehnen und neue Standorte einnehmen. Damit erhält auch ein breites Artenspektrum neue Lebensräume und kann seine Populationen stabilisieren (z.B. Weißstorch, Kornweihe, Rohrweihe, Wachtelkönig, Merlin, Bekassine, Großer Brachvogel, Rotmilan, Schwarzmilan, Braunkehlchen, Goldener Scheckenfalter).

B. Information zum Life+-Projekt "Restauration von Habitaten im Federseemoor (ReHa Federseemoor)"

Das Life+-Projekt hat ein Gesamtvolumen von rund 1,3 Millionen Euro, wovon 50 Prozent von der EU kofinanziert wurden. Die Projektleitung liegt beim Regierungspräsidium Tübingen, das Projektmanagement wird zusammen mit dem NABU-Landesverband Baden-Württemberg, vertreten durch das örtliche Naturschutzzentrum Federsee in Bad Buchau, durchgeführt. Eingebunden in das Projekt sind außerdem der Landkreis Biberach, die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, Vermögen und Bau Ulm und das Landesamt für Denkmalpflege.

Ziele des Life-Projektes:

1. Renaturierung und Wiedervernässung entwässerter und intensiv genutzter Wiesenflächen sowie Etablierung wertvoller Lebensräume wie „Kalkreiche Niedermoore, Feuchte Hochstaudenfluren, Pfeifengraswiesen, Hoch- und Übergangsmoore und Moorwälder“.

2. Vervollständigung der Naturschutzgebietskulisse im Federseemoor.

3. Bekämpfung von sich etablierenden Neophyten im Federseemoor, um eine massenhafte Ausbreitung zu verhindern.

4. Sicherstellung der Pflege und Entwicklung der Landschaft.

5. Besucherlenkung im Federseemoor und Umweltbildung zur Entlastung wertvoller Habitate und zur Information der Besucher über die Schutzwürdigkeit des Gebiets.

Naturpark Obere Donau

Projektinformation Schwarzachtalseen Ertingen / Herbertingen

In der Talaue der Schwarzach nördlich von Bad Saulgau (Landkreis Sigmaringen) sind in den vergangenen Jahrzehnten mehrere durch schmale Dämme voneinander getrennte Seen durch Kiesabbau entstanden. Bereits seit der Gründung des Naturparks Obere Donau im Jahr 1980 gehört dieses an der Landkreisgrenze von Biberach zu Sigmaringen gelegene Gebiet zur Naturparkfläche. Die beiden Gemeinden Herbertingen (SIG) und Ertingen (BC) betreiben seit langem gemeinsam einen Zweckverband, der eine behutsame touristische Entwicklung und Nutzung des Gebiets sowie eine Harmonisierung von Naturschutz- und Tourismusinteressen zum Ziel hat.

Während im nördlichen Bereich das Kiesvorkommen erschöpft ist und eine Freizeitnutzung stattfindet, wird am südlichsten See noch Kiesabbau betrieben. Neben der Heuneburg und ihrem Umfeld (archäologischer Schwerpunktbereich) stellen die Schwarzachtalseen mittlerweile die touristische Attraktion in dieser östlichsten Naturparkregion dar. Die Nutzung des Badesees ist kostenfrei.

Die vom Zweckverband „Schwarzachtalseen“ durchgeführten Teilprojekte mit einer Investitionssumme von insgesamt 190.000 Euro wurden im Rahmen der Naturparkförderung mit 98.000 Euro unterstützt.

Die Schwarzachtalseen zeigen beispielhaft, wie mit integrierten Entwicklungskonzeptionen umweltgerechte Erholungsnutzung und der Schutz sensibler Naturräume vereinbart werden können. Gleichzeitig strahlt die Gesamtkonzeption positiv auf die Entwicklung der ländlichen Räume als Arbeits- und Lebensraum großer Bevölkerungsteile aus.

Erläuterung:

Life-Natur (L' Instrument Financier pour l'Environnement - Finanzierungsinstrument für die Umwelt) ist ein Förderprogramm der Europäischen Union ausschließlich für Natura 2000-Gebiete, in denen durch verschiedenste Maßnahmen Lebensräume erhalten und entwickelt sowie bedrohte Tier- und Pflanzenarten auch für kommende Generationen bewahrt werden sollen. In Baden-Württemberg wurden bislang 13 Life-Natur-Projekte von der EU gefördert. Durch diese werden nach Abschluss über 23 Millionen Euro zusätzliche Naturschutzmittel in die beteiligten Raumschaften geflossen sein, davon die Hälfte direkt von der EU.

LIFE+-Natur und biologische Vielfalt ist das Nachfolgeprogramm von Life-Natur.

Die europäische Kommission fördert die LIFE+-Projekte mit 50 Prozent, die restlichen Kosten teilen sich Antragsteller, Projektpartner und weitere Kofinanzierer wie die Stiftung Naturschutzfonds. Ein großer Anteil der jeweiligen Projektsummen kommt direkt den Regionen zugute.

Weitere Informationen zum Thema Naturschutzmaßnahmen sind auf der Internetseite des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum www.mlr.baden-wuerttemberg.de abrufbar. Auch die Seiten des Naturschutzfonds und des Naturparkes enthalten unter www.stiftung-naturschutz-bw.de sowie
www.naturpark-obere-donau.de weitere Informationen.
Pressemeldung Download: 
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