01.04.2009 | 00:00:00 | ID: 238 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Minister Peter Hauk MdL: "Streuobstwiesen als Lebensraum für seltene Vogelarten erhalten"

Stuttgart (agrar-PR) - EU-weit größtes Schutzprojekt zum Vogelschutz in Streuobstwiesen gestartet
"Ich bin beeindruckt von dem Willen aller Projektbeteiligten, sich gemeinsam für den Erhalt der Streuobstwiesen, dem Herzstück unserer Kulturlandschaft, einzusetzen. Im Vorland der Mittleren Schwäbischen Alb und des Mittleren Remstales sollen diese Flächen als Lebensraum für seltene Vogelarten erhalten bleiben. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat es verstanden, engagierte Mitstreiter für dieses ambitionierte Vorhaben zu mobilisieren und daraus einen erfolgreichen LIFE+-Antrag zu schmieden", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, anlässlich des Projektstarts des LIFE+-Projektes 'Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlands und des Mittleren Remstals', der zusammen mit einer Streuobsttagung der Akademie Ländlicher Raum am Mittwoch (1. April) in Beuren (Landkreis Esslingen) stattfand.

Das Finanzvolumen des Projektes, das von 2009 bis 2013 laufen wird, umfasst rund 5,2 Millionen Euro und wird zur Hälfte von der EU gefördert. An dem Projekt sind neben dem Regierungspräsidium Stuttgart sechs direkt involvierte Projektpartner (Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee, Marketinggesellschaft Baden-Württemberg (MBW), Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg, Gemeinde Dettingen/Teck und Manufaktur Jörg Geiger) sowie 34 Gemeinden aus dem Projektgebiet mit finanziellen Beiträgen beteiligt. Das Projektgebiet umfasst etwa 450 Quadratkilometer, darunter rund 150 Quadratkilometer Streuobstwiesen.

Durch zunehmende Nutzungsänderungen und -aufgaben sind Streuobstwiesen als Baden-Württemberg prägende und charakteristische Lebensräume besonders bedroht und damit deren Artenvielfalt besonders gefährdet. Das Projekt zielt auf den Schutz bedrohter Vogelarten der traditionellen Streuobstwiesen ab, darunter Halsbandschnäpper, Wendehals, Neuntöter und Grauspecht.

"Die erstmalige Förderung eines derart großen Schutzprojekts für Streuobstwiesen durch die Europäische Kommission zeigt, dass die durch den erheblichen Rückgang dieser Lebensräume entstandene Bedrohung der dort lebenden Vogelarten in Brüssel Ernst genommen und der dringende Handlungsbedarf erkannt wurde. Damit soll dem weiteren Rückgang der Streuobstwiesen in Baden-Württemberg noch entschiedener entgegengetreten werden. Die Förderung zeigt auch, dass die umfassende Meldung von Vogelschutzgebieten richtig war und Chancen für die Gemeinden birgt", erläuterten Minister Hauk und Regierungspräsident Schmalzl den Nutzen der Natura 2000-Gebietsmeldungen. Die Förderung von Projekten im LIFE+-Teilbereich Natur ist ausschließlich in Natura 2000-Gebieten möglich.

Vogelschutz wird verbessert

Zum Schutz der gefährdeten Vogelarten der Streuobstwiesen wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket erarbeitet. Die wichtigsten Maßnahmen sind die Sicherung der verbliebenen, häufig überalterten Baumbestände und die Stärkung von naturschutzfachlichen Pflegegrundsätzen bei der Bewirtschaftung. So sollen beispielsweise Pflegeschnitte, so genannte Revitalisierungen, an den Obstbäumen vorgenommen werden. Damit wird die Lebensdauer der für die Vogelwelt interessanten Brutbäume verlängert. Die Pflegemaßnahmen sollen überwiegend von speziell geschulten Obstbaumpflegern durchgeführt werden. Außerdem soll die Möglichkeit der Grünlandbewirtschaftung verbessert werden, indem praxistaugliche Bewirtschaftungseinheiten geschaffen werden.

Baden-Württemberg stellt sich aber auch über das LIFE+-Projekt hinaus seiner besonderen Verantwortung für den Erhalt der Streuobstwiesen. Das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum erstellt aktuell ein Maßnahmenpaket "Streuobstwiesen in Baden-Württemberg – Maßnahmen, Handlungsfelder, Förderung", um dem Schutz der Streuobstwiesen neue Impulse zu geben. Das neue LIFE+-Projekt ist Teil dieses Konzeptes zum Erhalt der Streuobstwiesen. Bei der Tagung der Akademie Ländlicher Raum wurden auch Informationen zu anderweitigen Förder- und Unterstützermöglichkeiten an die Teilnehmer weitergegeben.

Zusatzinformationen

LIFE+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Unterstützung von Projekten im Umwelt- und Naturschutz und steht als Abkürzung für L’Instrument Financier pour l’Environnement (das Finanzierungsinstrument für die Umwelt).

Im Antragsjahr 2007 wurden bei der Europäischen Kommission mehr als 700 LIFE+-Anträge öffentlicher und privater Einrichtungen aus den 27 Mitgliedstaaten eingereicht. Davon wurden 143 Vorschläge für eine Kofinanzierung über die drei Programmkomponenten 'Natur und biologische Vielfalt', 'Umweltpolitik und Verwaltungspraxis' sowie 'Information und Kommunikation' ausgewählt. Aus Deutschland werden sechs Projekte gefördert, darunter zwei aus Baden-Württemberg.

Einschließlich der neuen wurden oder werden in Baden-Württemberg über das europäische Umweltförderinstrument LIFE und das Nachfolgeprogramm LIFE+ insgesamt 13 Naturschutzprojekte gefördert. Nach Abschluss der noch laufenden LIFE Natur-Projekte 'Lebendige Rheinauen bei Karlsruhe', 'Oberer Hotzenwald' und 'Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach' und der neu hinzugekommenen LIFE+-Projekte werden insgesamt über 24,5 Millionen Euro in spezielle Naturschutzmaßnahmen im Land geflossen sein.

Natura 2000

Mit dem Naturschutzkonzept Natura 2000 haben sich die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten zur Aufgabe gemacht, in Europa charakteristische Lebensräume sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Herzstück von Natura 2000 ist ein Netzwerk von Gebieten, die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie geschützt sind. Baden-Württemberg mit seinen vielgestaltigen Landschaften und einer reichen Artenausstattung trägt durch die Meldung von 17,3 Prozent der Landesfläche zum Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und damit zum Erhalt der Artenvielfalt im Land und in der Europäischen Union bei.

LIFE+ Natur und biologische Vielfalt

Life+-Natur ist ein Förderprogramm der Europäischen Union ausschließlich für Natura 2000-Gebiete, in denen durch verschiedenste Maßnahmen Lebensräume erhalten und entwickelt sowie bedrohte Tier- und Pflanzenarten auch für kommende Generationen bewahrt werden sollen.

Die europäische Kommission fördert die LIFE+-Projekte mit 50 Prozent, die restlichen Kosten teilen sich Antragsteller, Projektpartner und weitere Kofinanzierer wie die Stiftung Naturschutzfonds. Ein großer Anteil der jeweiligen Projektsummen kommt direkt den Regionen zugute.

Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg

Anstöße geben, neue Strukturen schaffen und vielfältige Kooperationen ins Leben rufen, das sind die kennzeichnenden Merkmale für Projekte, die von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg unterstützt werden. Seit ihrer Gründung im Jahr 1978 hat die Stiftung Naturschutzfonds über 3.000 Projekte mit rund 88 Millionen Euro gefördert. Weitere Informationen finden Sie unter www.stiftung-naturschutz-bw.de.

Streuobstkonzeption "Streuobstwiesen in Baden-Württemberg – Maßnahmen, Handlungsfelder, Förderung

Die Konzeption finden Sie auf der Internetseite des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de.
Pressemeldung Download: 
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
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