Wiesbaden (agrar-PR) -
„Gelb in Grau“: Finanzieller Aufwand ist zu hoch – ökologischer Nutzen fraglich Der geplante Modellversuch zur Müllverwertung in der hessischen
Landeshauptstadt wird gestoppt. Die Ergebnisse einer aktuellen Vorstudie
hätten ergeben, dass der finanzielle Aufwand zu hoch sei und der Nutzen
für die Umwelt fraglich, teilten Umweltministerin Silke Lautenschläger
und die Wiesbadener Stadträtin Birgit Zeimetz am Donnerstag mit. Mit dem
Versuch sollte ursprünglich untersucht werden, ob die getrennte
Erfassung von Verpackungsabfällen und Restmüll noch zweckmäßig ist, um
die Verwertung der Verpackungsabfälle in ausreichendem Maße
sicherstellen zu können. Als Modellkommune war Wiesbaden ausgesucht
worden.
Nach den Ergebnissen der Vorstudie würde die Durchführung des
Versuchs mehr als 2 Millionen Euro kosten. Der Hauptgrund liege in den
hohen Sortierkosten, da nicht nur die Verpackungsabfälle aus der Gelben
Tonne, sondern der gesamte Müll und damit die zehnfache Menge sortiert
werden müsse. Die Kosteneinsparung bei der Einsammlung und Abfuhr könne
diese Mehrkosten nicht ausgleichen. Erst die am Beispiel einzelner
Stadtteile Wiesbadens durchgeführte Vorstudie habe erkennen lassen, dass
den Mehrkosten keine finanziellen Vorteile gegenüberstünden.
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, sind aber zu
dem Schluss gekommen, dass nach Abwägung aller Vor- und Nachteile die
gemeinsame Erfassung von Restmüll und Leichtverpackungen keine Zukunft
hat“, erläuterte Lautenschläger. Die Ministerin wies darauf hin, dass
ferner der ökologische Nutzen der gemeinsamen Erfassung sich erst noch
hätte zeigen müssen. Schließlich sei es fraglich, ob die Qualität der
Wertstoffe nach dem engen Kontakt mit dem Restmüll in der gemeinsamen
Tonne noch ausreiche, um sie zu verwerten.
Zum Hintergrund:
Seit einigen Jahren wird verstärkt darüber diskutiert, ob im Hinblick
auf die verbesserten Sortiertechniken sowie die teilweise hohen
Fehlwurfquoten sowohl im Restmüll als auch im Gelben Sack / in der
Gelben Tonne die getrennte Erfassung noch notwendig ist. Mit dem
Modellversuch sollten daher Erkenntnisse gewonnen werden, ob
Verpackungsabfälle und sonstige Wertstoffe aus gemeinsam erfasstem
Restmüll und Leichtverpackungen in hinreichender Qualität aussortiert
werden können.
Zur Begleitung des Versuchs war eine Lenkungsgruppe gebildet worden,
an der neben dem Ministerium die interessierten Kommunen sowie alle neun
zugelassenen dualen Systeme mitwirkten. Im Verlauf der Beratungen wurde
deutlich, dass zur Vorbereitung und Planung des Versuchs eine Vorstudie
erforderlich war, in der neben Auswahl des Versuchsgebietes und der
Erarbeitung eines technischen Konzepts insbesondere die Kosten des
Versuchs zu untersuchen waren. Diese Vorstudie „Randbedingungen zum
Modellversuch zur gemeinsamen Erfassung von Restmüll und
Leichtverpackungen in Hessen“ war vom Institut für Abfall, Abwasser,
Site und Facility Management e.V. (INFA-ISFM e.V.) erstellt worden.
Die Ergebnisse der Vorstudie zeigen, dass die Durchführung des
Modellversuchs – unabhängig von der zu erwartenden Qualität der
aussortierten Wertstoffe – aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll
ist.
In diesem Zusammenhang ist auch von Bedeutung, dass die
Getrenntsammlung von Abfallwertstoffen nach dem aktuellen Arbeitsentwurf
für eine Novelle des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes künftig
verstärkt werden soll. Dies betrifft Regelungen zur grundsätzlichen
Getrennthaltungspflicht von Bioabfällen, Papier, Metall, Kunststoff und
Glas sowie die Verankerung einer Wertstofftonne im Gesetz.