29.04.2010 | 00:00:00 | ID: 5561 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Modellversuch zur Müllverwertung gestoppt

Wiesbaden (agrar-PR) - „Gelb in Grau“: Finanzieller Aufwand ist zu hoch – ökologischer Nutzen fraglich
Der geplante Modellversuch zur Müllverwertung in der hessischen Landeshauptstadt wird gestoppt. Die Ergebnisse einer aktuellen Vorstudie hätten ergeben, dass der finanzielle Aufwand zu hoch sei und der Nutzen für die Umwelt fraglich, teilten Umweltministerin Silke Lautenschläger und die Wiesbadener Stadträtin Birgit Zeimetz am Donnerstag mit. Mit dem Versuch sollte ursprünglich untersucht werden, ob die getrennte Erfassung von Verpackungsabfällen und Restmüll noch zweckmäßig ist, um die Verwertung der Verpackungsabfälle in ausreichendem Maße sicherstellen zu können. Als Modellkommune war Wiesbaden ausgesucht worden.

Nach den Ergebnissen der Vorstudie würde die Durchführung des Versuchs mehr als 2 Millionen Euro kosten. Der Hauptgrund liege in den hohen Sortierkosten, da nicht nur die Verpackungsabfälle aus der Gelben Tonne, sondern der gesamte Müll und damit die zehnfache Menge sortiert werden müsse. Die Kosteneinsparung bei der Einsammlung und Abfuhr könne diese Mehrkosten nicht ausgleichen. Erst die am Beispiel einzelner Stadtteile Wiesbadens durchgeführte Vorstudie habe erkennen lassen, dass den Mehrkosten keine finanziellen Vorteile gegenüberstünden.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass nach Abwägung aller Vor- und Nachteile die gemeinsame Erfassung von Restmüll und Leichtverpackungen keine Zukunft hat“, erläuterte Lautenschläger. Die Ministerin wies darauf hin, dass ferner der ökologische Nutzen der gemeinsamen Erfassung sich erst noch hätte zeigen müssen. Schließlich sei es fraglich, ob die Qualität der Wertstoffe nach dem engen Kontakt mit dem Restmüll in der gemeinsamen Tonne noch ausreiche, um sie zu verwerten.

Zum Hintergrund:

Seit einigen Jahren wird verstärkt darüber diskutiert, ob im Hinblick auf die verbesserten Sortiertechniken sowie die teilweise hohen Fehlwurfquoten sowohl im Restmüll als auch im Gelben Sack / in der Gelben Tonne die getrennte Erfassung noch notwendig ist. Mit dem Modellversuch sollten daher Erkenntnisse gewonnen werden, ob Verpackungsabfälle und sonstige Wertstoffe aus gemeinsam erfasstem Restmüll und Leichtverpackungen in hinreichender Qualität aussortiert werden können.

Zur Begleitung des Versuchs war eine Lenkungsgruppe gebildet worden, an der neben dem Ministerium die interessierten Kommunen sowie alle neun zugelassenen dualen Systeme mitwirkten. Im Verlauf der Beratungen wurde deutlich, dass zur Vorbereitung und Planung des Versuchs eine Vorstudie erforderlich war, in der neben Auswahl des Versuchsgebietes und der Erarbeitung eines technischen Konzepts insbesondere die Kosten des Versuchs zu untersuchen waren. Diese Vorstudie „Randbedingungen zum Modellversuch zur gemeinsamen Erfassung von Restmüll und Leichtverpackungen in Hessen“ war vom Institut für Abfall, Abwasser, Site und Facility Management e.V. (INFA-ISFM e.V.) erstellt worden.

Die Ergebnisse der Vorstudie zeigen, dass die Durchführung des Modellversuchs – unabhängig von der zu erwartenden Qualität der aussortierten Wertstoffe – aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll ist.

In diesem Zusammenhang ist auch von Bedeutung, dass die Getrenntsammlung von Abfallwertstoffen nach dem aktuellen Arbeitsentwurf für eine Novelle des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes künftig verstärkt werden soll. Dies betrifft Regelungen zur grundsätzlichen Getrennthaltungspflicht von Bioabfällen, Papier, Metall, Kunststoff und Glas sowie die Verankerung einer Wertstofftonne im Gesetz.
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