Potsdam (agrar-PR) -
In der Neuzeller Niederung nahmen heute (20. August, 10.30 Uhr) Brandenburgs Agrar- und Umweltstaatssekretär Dietmar Schulze und der Präsident des für den Deichbau zuständigen Landesumweltamtes Matthias Freude das erste rückverlegte Deichstück in der Neuzeller Niederung ab. „Noch in diesem Jahr werden zu diesen 1,1 Kilometern weitere 1,9 dazukommen“, kündigte Schulze an. „Bis 2013 werden wir mit insgesamt gut 6 Kilometern Deichrückverlegung mehr als
70 Hektar Überflutungsraum in der Neuzeller Niederung schaffen.“ Das Hochwasser von 1997 hinterließ auf dem mehr als 10 Kilometer
langen Deich zwischen Ratzdorf und Eisenhüttenstadt erhebliche Schäden:
Standsicherheitsprobleme, Risse und Böschungsabbrüche. Nur der
intensive Tag- und Nachteinsatz von Bundeswehr, Katastrophenschutz und
Freiwilligen konnte einen Deichbruch abwenden.
„Damals wurde klar, dass wir die die Oderregion mittel- und
langfristig nur sichern können, wenn wir mehr Räume haben, über die wir
Hochwässer gefahrlos ableiten können“, erinnerte sich Freude an den
Beginn der Planungen für die Rückverlegung.
Neben den Ertüchtigungs- und Reparaturmaßnahmen in der
Hauptdeichlinie wurden auch Überflutungs- und Polderflächen geplant.
„Die Sanierung schlechter, aber bestehender Hochwasserschutzanlagen auf
der vorhandenen Deichlinie ist relativ zügig umzusetzen“, erläuterte
Schulze. „Die Menschen vor Ort wollen verständlicherweise Sicherheit –
und zwar sofort. Eine Deichrückverlegung hingegen ist ein langwieriges
und schwieriges Geschäft.“
Mit der Schließung der Deichlücke in der Ortslage Ratzdorf begann
2005 die Sanierung in der Hauptdeichlinie. Die jetzt erfolgte
Deichrückverlegung auf 1,1 Kilometer (Baulos 48a bei Ratzdorf) führten
die Firmen EUROVIA Beton GmbH Magdeburg und EUROVIA VBU GmbH aus Lindow
in 14 Monaten Bauzeit mit einem Finanzvolumen von 2,7 Millionen Euro
aus. Bis Ende des Jahres ist ein weiteres, 1,9 Kilometer langes
Deichstück zurückverlegt (Baulos 49 bei Wellmitz) und damit ein
insgesamt 32 Hektar großer Überschwemmungsraum entstanden. Bis 2013 –
so die Planung - werden mit weiteren 3,1 rückverlegten Deichkilometern
40 Hektar Retentionsfläche gewonnen, die auch einen 33 Hektar großen
Hartholzauwald wieder an das Überflutungsregime der Oder anschließt.
Mit zwei Hochwässern der Alarmstufe 1 im Frühjahr 2009 hat das neue
Deichstück seine „Feuertaufe“ bereits erfolgreich bestanden. Die
Überflutungsflächen wurden bis zum neuen Deichfuß überströmt und
stellten damit ihre Funktionsfähigkeit unter Beweis. Der bis dato
eingeengte Abflussquerschnitt der Oder verbreitert sich hier um bis zu
100 Meter.
Mit der heutigen Übergabe kommt nun auch die Deichrückverlegung an
der brandenburgischen Oder in Fahrt. „Seit mehreren Jahren ist diese
Form natürlichen Hochwasserschutzes unser Alltagsgeschäft“, berichtete
Freude. „Rund 50 Hektar, vor allem im Staffelder Polder im Nationalpark
Unteres Odertal, hat die Oder schon zurückbekommen.“
Sind die gut 10 Kilometer Hauptdeich saniert, plant das
Landesumweltamt eine zweite Deichlinie im Hinterland der Neuzeller
Niederung. Matthias Freude: „Zusammen mit dem Frontdeich haben wir dann
einen
1.500 Hektar großer Flutungspolder, der im Extremfall mindestens
50 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen kann.“