16.11.2009 | 00:00:00 | ID: 3627 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Pflanzenschutzmittel – wie viel im Gewässer?

Wädenswil (agrar-PR) - Vor der Zulassung eines neuen Pflanzenschutzmittels für die Landwirtschaft sind viele Fragen zu klären: Eine davon ist, ob Gewässerorganismen gefährdet werden. Falls ja sind Massnahmen zur Risikominderung oder eine Ablehnung des Zulassungsgesuchs nötig.
Für diese Abschätzungen ist es wichtig, die zu erwartenden Mengen an Pflanzenschutzmitteln,
die in die Gewässer gelangen, möglichst genau berechnen zu können. Deshalb arbeiten die Ökotoxikologie-Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW an Berechnungs-Methoden, die eine laufende und zweckmässige Anpassungen an die neuesten Methoden und Verbesserungen erlauben – dies zum Schutz der Umwelt.

Der klare Bergbach gilt als Inbegriff der Reinheit. Damit auch tiefer gelegene Gewässer genügend vor Verschmutzung geschützt sind, braucht es beispielsweise für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft Abklärungen zur Umweltgiftigkeit (Ökotoxikologie). Um diese Abklärungen weiter zu verbessern, haben die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW und das Bundesamt für Land-wirtschaft BLW kürzlich in Wädenswil eine wissenschaftliche Tagung organisiert und mit Vertretern zahlreicher Organisationen die Optimierung der angewandten Methodik diskutiert.

Viele Einflussfaktoren und zwei Sorgenkinder

Bei der Berechnung der Menge an Pflanzenschutzmitteln, die aus der Landwirtschaft in Oberflächengewässer gelangen, sind sehr viele Faktoren einzubeziehen: Neben der Einhaltung einer guten landwirtschaftlichen Praxis und der Wahl der Spritzmethodik beeinflussen auch Umweltfaktoren wie etwa Wind oder Regen, lokale geographische Gegebenheiten und die Eigenschaften der Pflanzenschutzmittel die zu erwartenden Konzentrationen in den Gewässern.

Die Windverfrachtung der Pflanzenschutzmittel beim Spritzen etwa lässt sich ziemlich zuverlässig berechnen. Kopfzerbrechen bereitet den ACW-Experten jedoch der Regen, der die Substanzen direkt durch Abschwemmung oder via Entwässerungseinrichtung (Drainage) in die Gewässer transportiert. Einerseits sind in diesen Fällen die Berechnungsmethoden weniger gut von einem Standort auf den anderen übertragbar, andererseits scheinen diese beiden Faktoren bedeutender für die Gewässerbelastung zu sein als etwa die Windverfrachtung - in der Schweiz trifft dies mindestens im Falle von Herbiziden im Feldbau zu.

Mehr Realitätsnähe soll Klarheit schaffen

In Europa werden verschiedene Methoden für die Berechnung der Pflanzenschutzmittel-Menge in Gewässern verwendet. Die ACW-Experten arbeiten an der Entscheidung, welche dieser Methoden für die Schweiz die geeignetste ist. In Zukunft sollen zudem verschiedene neue Ansätze geprüft werden, um eine grössere Realitätsnähe zu schaffen. Darunter fällt etwa der Einsatz von geographischen Informationssystemen (GIS), um den Einfluss der Landschaft zu berechnen. Auch ein gezieltes Monitoring kommt in Frage, um die Berechnungen zu überprüfen. Zudem sind risikomindernde Massnahmen zu prüfen in landwirtschaftlichen Feldern, die Probleme verursachen.

Die ACW-Fachleute sind zugunsten der Umwelt einen wichtigen Schritt näher zu einer genaueren Berechnung von Pflanzenschutzmittel-Konzentrationen in Gewässern gekommen - eine Annäherung wird es aber immer bleiben, denn natürliche Systeme sind und bleiben schwer berechenbar.
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