Wiesbaden (agrar-PR) - Für die Sanierung des Rüstungsaltstandortes Hessisch
Lichtenau-Hirschhagen hat die Hessische Landesregierung rund 105
Millionen zur Verfügung gestellt. Dies teilte der hessische
Umweltstaatssekretär Mark Weinmeister am Mittwoch in Hessisch Lichtenau
(Werra-Meißner-Kreis) bei der Abschlussveranstaltung zur Bodensanierung
der Schleifschlammhalde auf dem Rüstungsstandort Hessisch Lichtenau
mit. Von 1992 bis 2009 wurden über 200.000 Tonnen mit Chemikalien
verseuchter Boden entsorgt und mehr als 100 Tonnen Schadstoffe
entfernt. In den verschiedenen Sanierungsbereichen wurden rund 20
Tonnen Sprengstoffe geborgen. Das weit verzweigte Kanalnetz wurde auf
einer Länge von mehr als 35 Kilometern von Sprengstoffablagerungen
gereinigt, nicht mehr relevante Abschnitte wurden stillgelegt.
„Nach 17 Jahren sind die Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen und damit
gehört die Hinterlassenschaft des zweiten Weltkriegs in Hessisch
Lichtenau endgültig der Vergangenheit an. Dies ist ein guter Tag für
Hessisch Lichtenau“, betonte Weinmeister. Durch Verbrennung in einer
thermischen Behandlungsanlage konnten laut Weinmeister hoch giftige
Schadstoffe in Böden und anderen Materialien unschädlich gemacht
werden. Die Sanierungsmaßnahmen hätten einen wesentlichen Beitrag zum
Erhalt des Industriestandortes geleistet. Durch die Nutzbarkeit der
Areale könnten zahlreiche Arbeitsplätze erhalten, gesichert und sogar
ausgebaut werden, sagte der Staatssekretär.
„Die Gesundheit der Menschen und die Sicherung von Arbeitsplätzen
hat für die Hessische Landesregierung oberste Priorität“, unterstrich
Weinmeister. Die Beseitigung von Altlasten sei wichtig und werde daher
vom Land gefördert. Die Hessische Landesregierung stelle laut dem
Staatssekretär im laufenden Jahr 29 Millionen Euro für die Sanierung
von gewerblichen Altlasten und Rüstungsaltlasten zur Verfügung.
Insgesamt seien die Sanierung von Rüstungsaltlasten von 1992 bis 2009
mit 255 Millionen Euro, die Sanierung von gewerblichen Altlasten mit
270 Millionen Euro und die Sanierung von kommunalen Altlasten mit 150
Millionen Euro gefördert worden.
Hintergrund:
In Hessisch Lichtenau befindet sich – neben Stadtallendorf – ein
weiteres ehemaliges Sprengstoffwerk. Die Fläche beträgt rund 233
Hektar. Bei dem Gelände handelt es sich um ein Industrie- und
Gewerbegebiet, welches in Teilen auch zu Wohnzwecken genutzt wird.
Wegen der Ende der 60er Jahre festgestellten Belastungen durch
sprengstofftypische Verbindungen (Nitroaromaten) an Trinkwasserbrunnen
im Nahbereich des Standortes wurden diese in den 70er Jahren
stillgelegt und Ersatzbrunnen weit außerhalb der Reichweite der
Rüstungsaltlast errichtet.
Der Boden war großflächig kontaminiert. Von den insgesamt rund 440
Flurstücken bestand für 130 Sanierungsbedarf. Mit dem Abschluss der
Schleifschlammhaldensanierung ist die Sanierung des
Rüstungsaltstandortes Hessisch Lichtenau abgeschlossen.
1990 wurde mit der Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG) als
Rechtsnachfolgerin der ehemaligen Grundstückseigentümerin Montan GmbH
ein Vergleich über 25 Millionen DM (unter Einbeziehung des Standortes
Stadtallendorf, DAG-Gelände) geschlossen. Die IVG ist damit von der
Sanierung freigestellt. Aus diesem Grund saniert seit 1992 der Träger
der Altlastensanierung (HIM GmbH) im Auftrag des Landes, das auch die
Mittel bereitstellt. Das Regierungspräsidium Kassel hat im Auftrag des
Landes im Zuge der Sanierung allen Grundstückseigentümern und
Nutzungsberechtigten den Abschluss von öffentlich-rechtlichen Verträgen
("Sanierungsvereinbarungen") angeboten. In diesen Verträgen wurden die
Rechte und Pflichten von Land und Eigentümern im Hinblick auf die
Sanierung der Grundstücke festgelegt. Damit bestand für alle
Beteiligten Rechtssicherheit. Die betroffenen Grundstücke wurden im
Anschluss an die Sanierung auf Kosten des Landes wieder rekultiviert.