14.05.2009 | 00:00:00 | ID: 566 | Ressort: Umwelt | Wissenschaft & Forschung

Auenwiesen können sich nur sehr langsam selbst regenerieren

Leipzig (agrar-PR) - Wiederherstellung der botanischen Vielfalt erfordert Nachhilfe
Dessau-Roßlau/Halle (Saale). Die botanische Vielfalt der Auenwiesen in Mitteldeutschland, wie sie vor der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung herrschte, wird in absehbarer Zeit nicht von selber wiederkehren. Das schlussfolgern Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung aus Untersuchungen im Überschwemmungsgebiet der Flüsse Elbe, Saale, Luppe und Elster. Die Geschwindigkeit, mit der zwei der untersuchte Pflanzenarten ihren früheren Lebensraum auf natürliche Weise zurückerobern, sei mit etwa drei Metern pro Jahr sehr langsam. Pläne zur Revitalisierung der Auenwiesen sollten daher auch künstliche Methoden wie das Verstreuen von Heu aus artenreichen Wiesen oder das gezielte Aussäen von Samen in Betracht ziehen, schreiben die Forscher im Fachblatt Journal of Applied Ecology. Insgesamt wurden für die Studie sieben Arten von mehrjährigen Wiesenstauden auf 33 verschiedenen Probeflächen über einen Zeitraum von 15 Jahren untersucht.

In der Mitteldeutschen Studie betrug die "effektive Verbreitungsgeschwindigkeit" auf natürlichen Weg bei der Gewöhnlichen Wiesensilge (Silaum silaus) lediglich 40 Meter in 15 Jahren. Die zweite experimentell untersuchte Art, die Färber-Scharte (Serratula tinctoria), kam sogar auf nur 15 Meter. "Zur Verbreitung des Samens können Fluten oft wenig beitragen, da diese meist im Frühjahr auftreten, also viel zu lange nach dem Abfallen der Früchte im Herbst", erklärt Guido Warthemann, der die Untersuchung zusammen mit Dr. Armin Bischoff und Dr. Stefan Klotz durchgeführt hat. "Mähmaschinen und Weidetiere haben dagegen je nach Art das Potenzial, die Samen schneller über weite Strecken zu tragen."

Die Auenwiesen, also die Grünländer zwischen Fluss und Deich, sind gekennzeichnet durch Lehmböden und regelmäßige Überflutungen - meist am Ende des Winters oder im Frühjahr. Die Standorte von Auenwiesen sind nährstoffreich, da die Überflutungen Sedimente eintragen. Auf den Auenwiesen der Elbe schwankt der Wasserstand je nach Jahreszeit um bis zu fünf Meter. Durch geringe Niederschläge (langjähriges Mittel: 480 bis 560 mm pro Jahr) können die Bedingungen zwischen den Fluten ausgesprochen trocken sein. Seit dem Beginn der Kultivierung vor 3000 Jahren wurde der natürliche Auenwald schrittweise weitgehend durch Auenwiesen ersetzt. Der Zeitraum intensiver landwirtschaftlicher Nutzung von den 1960er Jahren bis zur Wende führte zu einem Rückgang der Artenvielfalt. Seit den frühen 1990er Jahren hat die Nutzungsintensität teilweise wieder das Niveau vor der intensiven Nutzung erreicht, weil die Viehdichten zurückgegangen sind und agrarstrukturelle Fördermaßnahmen eingeführt wurden. Diese können Düngung verbieten, die Anzahl der Weidetiere auf 1,4 Kühe pro Hektar beschränken und den Beginn der Weide- bzw. Mahdsaison festlegen. Meist ist das der 15. Juni. Das führt dazu, dass diese Wiesen jetzt höchstens zweimal pro Jahr gemäht oder extensiv beweidet werden. Solche Maßnahmen wirken sich auf die Artenvielfalt positiv aus, wenn die ursprünglichen, wertvollen Arten noch vorhanden sind.

Bis in die frühen 1990er Jahre dachte man, das Nährstoffabsenkungen der Wiesenstandorte ausreichen könnten, um die Artenvielfalt wieder zu erhöhen, da vermutet wurde, dass sich Wiesenarten schneller ausbreiten. Heute ist klar, dass dies bei Fehlen der Arten in der unmittelbaren Umgebung alleine nicht ausreicht. Deshalb wird zunehmend empfohlen, zur schnellen Erzielung von Artenvielfalt in artenarmen Wiesen mit Mahdgut- oder Samenübertragungsprogramme nach zu helfen.
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Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ
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