Leipzig (agrar-PR) -
Forscher widerlegen These von natürlichen Kohlevorkommen als Quelle der Umweltverschmutzung Schadstoffe aus den natürlichen Kohlenvorkommen im Golf von Alaska
sind im Gegensatz zum Rohöl aus der Tankerkatastrophe der Exxon Valdez
nicht leicht bioverfügbar. Damit ist die These, dass natürliche
Kohlevorkommen an den beobachteten Umweltschäden Schuld wären,
widerlegt. Nach dem Abklingen der akuten Ölschäden hatten verschiedene
Forscher Langzeitfolgen an Meeresorganismen beobachtet. Für die
anhaltende Schädigung des Ökosystems vor der Küste Alaskas werden so
genannte PAK-Schadstoffe verantwortlich gemacht. In der Wissenschaft
entbrannte daraufhin ein Streit über die Herkunft dieser Schadstoffe.
Das Rohöl aus der Exxon Valdez sei die Hauptquelle der bioverfügbaren
PAK-Schadstoffe, scheibt nun ein internationales Forscherteam im
Fachblatt Environmental Science & Technology.
Die Wissenschaftler der Tennessee Technological
University, der Universität Lausanne, des Calvin Colleges und des
Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) hatten polyzyklische
aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) aus Proben vom Tankeröl und aus
Kohlenvorkommen verglichen. Bei der Untersuchung mit bakteriellen
Biosensoren zeigte sich, dass nur die PAKs aus dem Tankeröl
Auswirkungen auf
Organismen hatten.
Der Nachweis gelang den Wissenschaftlern im Labor mit Hilfe von
genetisch modifizierten Bakterien, die mit den Schadstoffen reagieren.
"Diese Biosensoren beruhen auf Bakterien, die polyzyklische aromatische
Kohlenwasserstoffe als Nahrung nutzen. Wenn diese Bakterien in Kontakt
mit den Stoffen kommen, dann wird ein biologischer Schalter betätigt
und die Bakterien beginnen zu leuchten", erklärt Prof. Hauke Harms vom
UFZ. "Diese neue forensische Anwendung hat klare Vorteile: Beim
Nachweis entfällt der Umweg über aufwändige chemische Analysen." Da die
verwendeten Bakterien sehr lichtstark sind können die Wissenschaftler
die Prozesse in einer hohen Auflösung untersuchen - bis hin auf die
Mikroebene
einzelner Organismen.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind natürlicher
Bestandteil von Kohle und Erdöl. Aufgrund ihrer Langlebigkeit und
Giftigkeit wurden 16 dieser Substanzen bereits in den 1980er Jahren von
der US-Amerikanischen Umweltbehörde EPA als besonders gefährliche
Umweltschadstoffe eingestuft. So wurden steinkohlenteerhaltige
Klebstoffe aufgrund der Gesundheitsgefährdung verboten. Einige PAKs
sind eindeutig krebserregend - vorausgesetzt sie werden vom Organismus
im Stoffwechsel umgesetzt. Die Bioverfügbarkeit entscheidet daher über
die Giftigkeit. Bioverfügbarkeit ist meist nur dann gegeben, wenn die
Stoffe wasserlöslich sind.
Beim Auflaufen des Tankers Exxon Valdez auf ein Riff liefen im März
1989 etwa 40.000 Tonnen Rohöl aus und verschmutzten den
Prinz-William-Sund. Schätzungen zufolge kamen dabei allein über eine
Viertel Million Seevögel um. 2.000 Kilometer Küste wurden mit Öl
verseucht. Mit dem Fischfang brach die Lebensgrundlage vieler
Küstenbewohner zusammen. Nach Angaben von ExxonMobil, Eigentümer des
Tankers, habe das Unternehmen mehr als 3,8 Milliarden Dollar für
Entschädigung, Aufräumarbeiten, außergerichtliche Einigungen und
Strafen bezahlt, heißt es in einer Stellungnahme zum 20. Jahrestag der
Ölpest.
Trotz groß angelegter Säuberungsaktionen halten die Auswirkungen auf
die Umwelt weiter an. Geschätzte 80.000 Liter Öl sollen in Form von Öl-
und Teerklumpen immer noch die Küste Alaskas verschmutzen. Auch wenn
die Folgen jetzt nicht mehr offensichtlich sind, so ist führen sie
jedoch dazu, dass Meeresorganismen geschädigt sind und die
Nahrungskette nicht mehr so funktioniert wie früher. Hauptproblem ist,
dass sich die im Öl enthaltenen polyzyklischen aromatischen
Kohlenwasserstoffe aufgrund der niedrigen arktischen Temperaturen nur
sehr langsam natürlich abbauen.