Leipzig (agrar-PR) -
Universitäten Tübingen, Stuttgart und Hohenheim gründen ein gemeinsames Forschungsinstitut mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Globale Veränderungen des Klimas und der Landnutzung sowie vom
Menschen verursachte Schadstoffemissionen werden auch künftig
weitreichenden Einfluss auf den Wasserzyklus und auf die Dynamik der
Verteilung von Schad- und Spurenstoffen im Wasser, im Boden, an der
Landoberfläche und der Atmosphäre ausüben. Um diese Veränderungen
abzuschätzen und Strategien zur Vermeidung und zum Management der
entstehenden Umweltprobleme zu entwickeln, kooperieren das
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig und die
Universitäten Tübingen, Stuttgart und Hohenheim. Sie gründen hierzu das
Forschungsinstitut Water & Earth System Science (WESS). Ein
diesbezüglicher Kooperationsvertrag wurde Anfang August 2009
unterzeichnet. Finanziert wird das neue Institut zu 50 Prozent aus
Haushaltsmitteln des UFZ und Geldern der Helmholtz-Gemeinschaft. Die
zweite Hälfte der Mittel schießt das Land Baden-Württemberg zu. Bis
2013 stehen 6,6 Millionen Euro zur Verfügung.
Ziel des neuen Instituts mit Sitz in Tübingen ist insbesondere die
zur Lösung der Umweltprobleme notwendige, fachübergreifende
Grundlagenforschung. Gleichzeitig soll WESS als landes- und
bundesweites Kompetenzzentrum auch Beratungsleistungen in diesem
Bereich erbringen.
"Die überregionale Vernetzung der Universitäten der Region mit einer
bedeutenden außeruniversitären Forschungseinrichtung der
Helmholtz-Gemeinschaft trägt ganz erheblich zur Profilbildung und
Positionierung der beteiligten Hochschulen im internationalen
Wettbewerb bei", begrüßt der Tübinger Rektor Prof. Bernd Engler den
neuen Zusammenschluss. Auf Seiten der Universität Tübingen ist das
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften (ZAG) beteiligt. Das ZAG ist
eines der europaweit führenden Zentren in der Wasserforschung,
insbesondere in den Bereichen Hydrogeologie, Geochemie und
Schadstoffforschung. Es ist geplant, WESS im neu zu errichtenden Geo-
und Umweltforschungszentrum (GUZ) der Universität Tübingen
unterzubringen.
Die Universität Stuttgart bringt in die neue Kooperation ihr
umfangreiches Know-how aus der Wasserforschung sowie auch aus dem
Bereich der Strömungssimulationen ein. Bereits im Jahr 2008 wurden mit
der Gründung des Wasserforschungszentrums Stuttgart (wfz) die
Grundlagen für die nun auch universitätsübergreifende Zusammenarbeit
gelegt. "Diese Bündelung der Kompetenzen in der Wasserforschung wird
auch Ausgangspunkt für weitere nationale und internationale
Forschungsanträge sein", kommentiert der Stuttgarter Uni-Rektor Prof.
Wolfram Ressel die neue Forschungsallianz.
Für den Bereich Grundwasser und Boden gibt es schon eine etablierte
Kooperation der Hohenheimer Bodenwissenschaften mit den Tübinger
Geowissenschaftlern. "Dank WESS können wir diese Achse nun um weitere
Hohenheimer Kompetenzen aus den Life Sciences bereichern", freut sich
der Hohenheimer Rektor Prof. Hans-Peter Liebig. Dazu gehören die
Wetter- und Klimaforschung der Physik und Meteorologie, die
Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und
Landoberfläche, internationale agrarische Aspekte und die
gesellschaftlichen Folgen von Umweltveränderungen im Bereich
Landwirtschaft.
WESS ist Teil der vom UFZ koordinierten nationalen
Wasserforschungsallianz (Water Science Alliance). Diese wurde Ende März
2009 bereits von einem internationalen Gutachtergremium positiv
bewertet und hat zum Ziel, Kapazitäten der Universitäten und
außeruniversitären Forschungszentren zu bündeln. "WESS ergänzt in
idealer Weise die vom UFZ koordinierte Wasserforschung im
Helmholtz-Forschungsprogramm Erde und Umwelt, da es insbesondere auf
die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen
fokussiert", betont Prof. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Direktor
des UFZ. Schwerpunkte des UFZ sind hierbei vor allem das integrierte
Wasserressourcenmanagement unter Berücksichtigung globaler
Veränderungen, der Aufbau und Betrieb von Umweltobservatorien sowie die
Umweltsystemmodellierung. Das UFZ wird insbesondere dazu beitragen, die
methodischen Forschungsansätze von WESS an Referenzstandorten zu
validieren.
Untersuchungsgebiete in WESS sind zum einen der Bereich des
Neckartals mit seinen Zuflüssen und das ländlich geprägte Einzugsgebiet
der Bode im Harz als Vergleichsstandort. Das Einzugsgebiet der Bode ist
zugleich auch Teil von TERENO, der Plattform für Terrestrische
Umweltobservatorien der Helmholtz-Gemeinschaft.
Ein Forschungsrahmenprogramm für die kommenden fünf Jahre haben die
beteiligten Wissenschaftler bereits ausgearbeitet. Schwerpunkte sind
die vom Menschen verursachten und die natürlichen Stoffflüsse in
Wasserkreisläufen als Resultat der sich ändernden
(Umwelt-/Klima-)Rahmenbedingungen. Im Vordergrund stehen das
prozessbasierte Verständnis des Systems
Wasser-Boden-Landoberfläche-Atmosphäre und die Entwicklung geeigneter
integrierter Modelle. Daraus wollen die Forscher Langzeitprognosen für
die Wasserqualität und -quantität im Hinblick auf globale Klima- und
Landnutzungsänderungen ableiten und geeignete Vermeidungs- und
Anpassungsstrategien entwickeln.
WESS wird eng mit einer Reihe internationaler Wasserzentren
zusammenarbeiten, unter anderem mit dem Department of Earth Sciences
der University of Waterloo, Kanada, und dem Catalan Institute for Water
Research (ICRA), Gerona, Spanien. Weitere Kooperationen sind in
Vorbereitung.