Stuttgart (agrar-PR) -
Universitäten Tübingen, Stuttgart und Hohenheim gründen ein gemeinsames Forschungsinstitut mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Globale Veränderungen des Klimas und der Landnutzung sowie
vom Menschen verursachte Schadstoffemissionen werden auch künftig
weitreichenden Einfluss auf den Wasserzyklus und auf die Dynamik der
Verteilung von Schad- und Spurenstoffen im Wasser, im Boden, an der
Landoberfläche und der Atmosphäre ausüben. Um diese Veränderungen
abzuschätzen und Strategien zur Vermeidung und zum Management der
entstehenden Umweltprobleme zu entwickeln, kooperieren das
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig und die
Universitäten Tübingen, Stuttgart und Hohenheim. Sie gründen hierzu das
Forschungsinstitut Water & Earth System Science (WESS). Ein
Kooperationsvertrag wurde vor wenigen Tagen unterzeichnet. Finanziert
wird das neue Institut zu 50 Prozent aus Haushaltsmitteln des UFZ und
Geldern der Helmholtz-Gemeinschaft. Die zweite Hälfte der Mittel
schießt das Land Baden-Württemberg zu. Bis 2013 stehen 6,6 Millionen
Euro zur Verfügung.
Ziel des neuen Instituts mit Sitz in Tübingen ist
insbesondere die zur Lösung der Umweltprobleme notwendige,
fachübergreifende Grundlagenforschung. Gleichzeitig soll WESS als
landes- und bundesweites Kompetenzzentrum auch Beratungsleistungen in
diesem Bereich erbringen.
„Die überregionale Vernetzung der Universitäten der
Region mit einer bedeutenden außeruniversitären Forschungseinrichtung
der Helmholtz-Gemeinschaft trägt ganz erheblich zur Profilbildung und
Positionierung der beteiligten Hochschulen im internationalen
Wettbewerb bei“, begrüßt der Tübinger Rektor Prof. Dr. Bernd Engler den
neuen Zusammenschluss. Auf Seiten der Universität Tübingen ist das
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften (ZAG) beteiligt. Das ZAG ist
eines der europaweit führenden Zentren in der Wasserforschung,
insbesondere in den Bereichen Hydrogeologie, Geochemie und
Schadstoffforschung.
Es ist geplant, WESS im neu zu errichtenden Geo-
und Umweltforschungszentrum (GUZ) der Universität Tübingen
unterzubringen.
Die Universität Stuttgart bringt in die neue
Kooperation ihr umfangreiches Know-how aus der Wasserforschung sowie
auch aus dem Bereich der Strömungssimulationen ein. Bereits im Jahr
2008 wurden mit der Gründung des Wasserforschungszentrums Stuttgart
(wfz) die Grundlagen für die nun auch universitätsübergreifende
Zusammenarbeit gelegt. „Diese Bündelung der Kompetenzen in der
Wasserforschung wird auch Ausgangspunkt für weitere nationale und
internationale Forschungsanträge sein“, kommentiert der Stuttgarter
Uni-Rektor Prof. Dr. Wolfram Ressel die neue Forschungsallianz.
Für den Bereich Grundwasser und Boden gibt es schon
eine etablierte Kooperation der Hohenheimer Bodenwissenschaften mit den
Tübinger Geowissenschaftlern. „Dank WESS können wir diese Achse nun um
weitere Hohenheimer Kompetenzen aus den Life Sciences bereichern“,
freut sich der Hohenheimer Rektor Prof. Dr. Hans-Peter Liebig. Dazu
gehören die Wetter- und Klimaforschung der Physik und Meteorologie, die
Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und
Landoberfläche, internationale agrarische Aspekte und die
gesellschaftlichen Folgen von Umweltveränderungen im Bereich
Landwirtschaft.
WESS ist Teil der vom UFZ koordinierten nationalen
Wasserforschungsallianz (Water Science Alliance). Diese wurde Ende März
2009 bereits von einem internationalen Gutachtergremium positiv
bewertet und hat zum Ziel, Kapazitäten der Universitäten und
außeruniversitären Forschungszentren zu bündeln. „WESS ergänzt in
idealer Weise die vom UFZ koordinierte Wasserforschung im
Helmholtz-Forschungsprogramm Erde und Umwelt, da es insbesondere auf
die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen
fokussiert“, betont Prof. Dr. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher
Direktor des UFZ. Schwerpunkte des UFZ sind hierbei vor allem das
integrierte Wasserressourcenmanagement unter Berücksichtigung globaler
Veränderungen, der Aufbau und Betrieb von Umweltobservatorien sowie die
Umweltsystemmodellierung.
Das UFZ wird insbesondere dazu beitragen, die
methodischen Forschungsansätze von WESS an Referenzstandorten zu
validieren.
Untersuchungsgebiete in WESS sind zum einen der
Bereich des Neckartals mit seinen Zuflüssen und das ländlich geprägte
Einzugsgebiet der Bode im Harz als Vergleichsstandort. Das
Einzugsgebiet der Bode ist zugleich auch Teil von TERENO, der Plattform
für Terrestrische Umweltobservatorien der Helmholtz-Gemeinschaft.
Ein Forschungsrahmenprogramm für die kommenden fünf
Jahre haben die beteiligten Wissenschaftler bereits ausgearbeitet.
Schwerpunkte sind die vom Menschen verursachten und die natürlichen
Stoffflüsse in Wasserkreisläufen als Resultat der sich ändernden
(Umwelt-/Klima-)Rahmenbedingungen. Im Vordergrund stehen das
prozessbasierte Verständnis des Systems
Wasser-Boden-Landoberfläche-Atmosphäre und die Entwicklung geeigneter
integrierter Modelle. Daraus wollen die Forscher Langzeitprognosen für
die Wasserqualität und -quantität im Hinblick auf globale Klima- und
Landnutzungsänderungen ableiten und geeignete Vermeidungs- und
Anpassungsstrategien entwickeln.
WESS wird eng mit einer Reihe internationaler
Wasserzentren zusammenarbeiten, unter anderem mit dem Department of
Earth Sciences der University of Waterloo, Kanada, und dem Catalan
Institute for Water Research (ICRA), Gerona, Spanien. Weitere
Kooperationen sind in Vorbereitung.