22.04.2013 | 09:40:00 | ID: 14931 | Ressort: Umwelt | Wissenschaft & Forschung

Umweltminister Robert Habeck informiert sich über Forschungsprojekt zur Nutzung von Niedermooren: „Dauergrünland schützt vor weiteren Schäden des Klimas“

Bergenhusen (agrar-PR) - Umwelt- und Landwirtschaftsminister Robert Habeck hat sich am Freitag (19. April 2013) erste Ergebnisse des Projektes „Klimarelevanz landwirtschaftlicher Nutzung von Niedermooren in Schleswig-Holstein“ in der Alten-Sorge-Schleife angesehen und mit den Forschern darüber diskutiert.
Die Arbeitsgruppe des Kieler Wissenschaftlers Prof. Dr. Friedhelm Taube von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erforscht die Freisetzung von Treibhausgasemissionen aus landwirtschaftlicher Nutzung von Moorböden in der Eider-Treene-Sorge-Niederung. „Mit welchem Aufwand und mit welcher Intensität die Messungen hier stattfinden, ist beeindruckend“, stellte Habeck fest.

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die landwirtschaftliche Nutzung auf Niedermoorstandorten in Schleswig-Holstein zu einem erheblichen Torfabbau führt. Allerdings kann das Ausmaß des Torfabbaus maßgeblich durch die Art der Nutzung beeinflusst werden. „Wird also auf solchen Standorten beispielsweise Mais für Biogasanlagen angebaut, ist keine CO2-Einsparung erreicht, sondern es findet eine zusätzliche Freisetzung von Treibhausgasen statt. Dauergrünland dagegen schützt vor weiteren Schäden des Klimas“, so Habeck. Grünland sei aus verschiedenen Gründen wertvoll, es hat bedeutende Ökosystemfunktionen und schützt neben dem Klima Natur, Boden und Gewässer. „Es ist ein wesentliches Ziel der Landesregierung, Dauergrünland deshalb möglichst umfassend zu erhalten“, sagte Minister Habeck weiter.

Im Anschluss besuchte Robert Habeck das Michael-Otto-Institut des NABU in Bergenhusen, um mit Wissenschaftlern, Landwirten, Naturschützern sowie Verbands-vertretern über die zukünftige Nutzung von Grünland wie beispielsweise in der Eider-Treene-Sorge-Niederung zu diskutieren.

Hintergrund: Unter Dauergrünland sind große Mengen an Nährstoffen und Kohlenstoff gebunden. Die Umwandlung von Dauergrünland in Ackerland führt auf vielen Böden durch den verstärkten Humusabbau zu erheblichen Klima relevanten Treibhausgas- und Stickstoffemissionen. Zusätzlich besteht die Gefahr einer Freisetzung von Nährstoffen, die vor allem mit erheblichen Nitrateinträgen in das Grund- und Oberflächenwasser verbunden sind. Dauergrünland bietet zudem eine hervorragende Erosionsvermeidung und ist von besonders hoher Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität. Für viele Vogelarten ist der Erhalt des Grünlandes zur Nahrungssuche, speziell während des Brutgeschäftes, von herausragender Bedeutung. Dazu zählen beispielsweise Wiesenvögel, wie in der Eider-Treene-Sorge-Niederung, aber auch viele Greifvogel- und Kleinvogelarten. Dies gilt ähnlich auch für Amphibien und an die Nutzung angepasste Pflanzenarten.

In Schleswig-Holstein werden gegenwärtig circa 337.000 Hektar landwirtschaftlicher Flächen als Dauergrünland bewirtschaftet.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Taube stellte fest, dass eine ackerbauliche Bewirtschaftung insbesondere nach Grünlandumbruch innerhalb weniger Jahre zu einer massiven Torfdegradierung führt. Über einen Zeitraum von fünf Jahren nach einem Grünlandumbruch wurden in ersten Berechnungen Treibhausgasemissionen von über 70 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr kalkuliert.

Die traditionelle Grünlandnutzung in den schleswig-holsteinischen Regionen verursacht unterschiedliche Treibhausgasemissionen in Abhängigkeit des Grundwasserstandes. Durch höhere Grundwasserstände werden bei gleichzeitiger Grünlandnutzung der Torfabbau und die Treibhausgasemissionen deutlich reduziert und weitere Ökosystemfunktionen des Grünlandes als Habitat für Wiesenvögel oder Futterbereitstellung erhalten. Diese weiteren Ökosystemfunktionen sind bei kompletter Wiedervernässung (Brache) nicht gegeben, allerdings führt eine solche Maßnahme mittelfristig zu Torfakkumulation und damit den geringsten Treibhausgasemissionen (erste Ergebnisse zeigten zwei Tonnen CO2- Äquivalente/ha/Jahr nach 15 Jahren Wiedervernässung). Unter dem alleinigen Aspekt des Klimaschutzes sind solche Maßnahmen als positiv einzustufen.

Die Arbeitsgruppe leitet aus diesen Ergebnissen ab, dass gut durchdachte räumlich differenzierte Strategien im Bereich der landwirtschaftlichen Nutzung (Grünland mit hohen Grundwasserständen) und des Naturschutzes (Wiedervernässung) gleichermaßen die landesweite Treibhausgasbilanz verbessern und weitere Ökosystemfunktionen des Grünlands sichern. Die Rückumwandlung von Ackerflächen in Dauergrünland mit hohen Grundwasserständen wird dabei als vordringlichste Maßnahme angesehen. (PD)
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