07.03.2022 | 10:53:00 | ID: 32497 | Ressort: Verbraucher | Gesundheit

Macht die Coronakrise Frauen unglücklicher als Männer?

München (agrar-PR) - Frauen verlieren in der Coronakrise stärker an Lebenszufriedenheit als Männer. Überraschenderweise sind Studentinnen und junge Frauen am schwersten betroffen. Aber auch das Lebensglück von berufstätigen Müttern und weiblichen Selbständigen wird belastet. Die Ursachen reichen vom Homeschooling, über Einsamkeit aufgrund von Kontaktbeschränkungen bis zu beruflichen Einschränkungen.
In Sachen Glück hatten Frauen bis 65 bislang immer einen Vorsprung vor den Männern. Gemessen auf einer Skala von null bis zehn lagen sie in den Zeiten vor Corona um 0,04 Punkte vorn. In der Coronakrise verlieren alle Deutschen an Lebenszufriedenheit - aber Frauen deutlich mehr als Männer. Der "Happiness Gap" beträgt 0,19 Punkte. Je einschneidender die Corona-Maßnahmen, desto größer die Glücksverluste. In den Lockdown-Phasen betrug der Glücksabstand zu den Männern bis zu 0,4 Punkte (Mai 2021).

Die größten Verluste an Lebenszufriedenheit haben alleinlebende junge Frauen (0,9 Punkte), Alleinerziehende (0,9 Punkte), vollzeitberufstätige Mütter mit Schulkindern (1,0 Punkte) und Selbständige Frauen (0,8 Punkte). Männer erleiden durch Corona ebenfalls erhebliche Glückseinbußen, schneiden aber im Schnitt besser ab als Frauen gleichen Alters bzw. gleicher Position. (Zum Vergleich: Ein Rückgang um 0,3 Punkte entspricht dem Glücksverlust einer Scheidung).

Die Pandemie wendet den früheren kleinen Glücksvorsprung der Frauen ins Gegenteil. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Freiburg mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie. Im Rahmen des "SKL Glücksatlas" hat der wissenschaftliche Leiter Prof. Bernd Raffelhüschen das Ausmaß der Einbußen an Lebenszufriedenheit der Geschlechter untersucht. Insgesamt wurden seit Januar 2020 15.200 Deutsche repräsentativ befragt, zuletzt im Dezember 2021 und Januar 2022 insgesamt 2.075 Personen vom Institut für Demoskopie Allensbach.

Vor der Pandemie waren junge Frauen zufriedener als junge Männer, jetzt sind sie unglücklicher

"Überraschend sind die großen Glückseinbußen von jungen Frauen bis 25 Jahre", sagt "SKL Glücksatlas"-Studienleiter Professor Raffelhüschen. Diese jungen Frauen waren vor Corona nicht nur die glücklichsten Menschen der Republik, sie waren auch zufriedener als gleichaltrige junge Männer, ihr Glücksvorsprung betrug 0,2 Punkte. Während der Coronaphase verloren sie 0,6 Punkte, die jungen Männer aber nur 0,3 Punkte. Corona bewirkt bei jungen Frauen einen Kipp-Effekt: Vor der Pandemie waren sie zufriedener als die Männer, in der Pandemie sind sie eindeutig unglücklicher geworden.

Ähnlich sieht es bei Studentinnen und alleinlebenden jungen Frauen (bis 35) aus. Studentinnen verlieren in der Pandemie 0,8 Punkte, Studenten "nur" 0,2 Punkte. Alleinlebende junge Frauen verlieren 0,9 Punkte, alleinlebende Männer im gleichen Alter "nur" 0,6 Punkte. Als Hauptgründe ihrer Unzufriedenheit geben beide Frauengruppen Einsamkeit und Kontaktbeschränkungen an. 55 Prozent geben an, ihre wöchentlichen Treffen auf mindestens monatlich reduziert zu haben. Im Unterschied zu ihren männlichen Pendants leiden diese beiden Frauengruppen deshalb besonders stark unten den fehlenden sozialen Kontakten.

Vollzeitarbeitende Mütter verlieren am meisten an Lebensglück

In Vollzeit erwerbstätige Mütter verlieren 1,0 Punkte in der Pandemie, ihre Männer "nur" 0,4. Mütter sitzen in der "Multitasking Falle", denn bei ihnen schlagen sowohl das Homeschooling als auch die vermehrte Hausarbeit und hier auch das Homeoffice negativ auf die Lebenszufriedenheit zu Buche. Ihren familiären Zeitaufwand weiten zwar Mütter und Väter aus, Frauen hatten aber schon vor Corona mehr zu tun. Kontaktreduktionen betreffen sie hingegen kaum. Bei erwerbstätigen Müttern in Teilzeit sind die Glückseinbußen schwächer. Sie verlieren 0,7 Punkte, ihre (in Vollzeit arbeitenden) Männer 0,3.

Weibliche Selbständige büßen während der Pandemie deutlich mehr an Lebenszufriedenheit ein als männliche Selbständige. Sie verlieren 0,8 Punkte, selbstständige Männer dagegen nur 0,4 Punkte. Eine wichtige Rolle für die hohe Unzufriedenheit der weiblichen Selbständigen spielen wirtschaftliche Sorgen: Die Corona-Maßnahmen trafen besonders "weibliche Branchen" (wie körpernahe Dienstleistungen, Floristen, Kitabetreiber, Innenausstatter, Einzelhandel, Reinigungsgewerbe). Männlich dominierte Branchen wie das produzierende Gewerbe waren dagegen kaum von Einschränkungen und finanziellen Einbußen betroffen.

Ein Sonderfall sind die Rentnerinnen (über 65). Sie waren schon vor Corona etwas unzufriedener (0,1 Punkte) mit ihrem Leben als gleichaltrige Rentner. In der Coronakrise hat sich dieser Abstand vergrößert. Sie sind nunmehr 0,2 Punkte unzufriedener als Rentner.

Der SKL Glücksatlas

Die Studie "Happiness Gap der Frauen in der Coronakrise" erscheint im Rahmen des SKL Glücksatlas, der aktuellsten regelmäßigen Studie zur Lebenszufriedenheit der Deutschen. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. Der Glücksatlas wurde bis Ende 2021 von der Deutschen Post herausgegeben. Als neuer Partner ist seit 2022 die Süddeutsche Klassenlotterie (SKL) an Bord. "Mit unserem Engagement für den Glücksatlas wollen wir die Forschung über Zufriedenheit und Wohlbefinden in Deutschland erweitern und die Ergebnisse der Glücksforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen", sagt Dr. Bettina Rothärmel - Vorständin der GKL Gemeinsame Klassenlotterie der Länder AöR, Veranstalterin der SKL-Lotterien.

Mit Beginn der Partnerschaft initiiert die SKL zudem erstmals eine wissenschaftliche Glücksdatenbank für Journalistinnen, Journalisten und Interessierte: Unter skl-gluecksatlas.de werden kontinuierlich aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland bereitgestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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