14.07.2011 | 12:35:00 | ID: 10110 | Ressort: Verbraucher | Verbrauch & Konsum

Keine Lebensmittel in den Müll

Bonn (agrar-PR) - Warum wird weltweit rund die Hälfte aller Lebensmittel weggeworfen?

Schätzungen zufolge werden in Deutschland pro Jahr 10-20 Mio. t Lebensmittel weggeworfen. Genaue Zahlen gibt es derzeit nicht. Jedoch hat die Gesellschaft für Konsumforschung auf der Grundlage einer österreichischen Studie errechnet, dass im Schnitt jeder deutsche Haushalt jährlich Lebensmittel für knapp 400 Euro wegwirft.

Die Vernichtung von Nahrungsmitteln ist nicht nur ein ethisches, sondern auch ein ökologisches Problem. Immerhin werden sowohl für die Produktion als auch für die Vernichtung von Waren Energie und Wasser benötigt. Mit jedem Nahrungsmittel, das unnötig im Müll landet, werden also auch wertvolle Umweltressourcen verschwendet.


Wer ist dafür verantwortlich?

In allen Bereichen der Lebensmittelindustrie, von der Produktion über die Verarbeitung bis hin zum Konsumenten, werden Nahrungsmittel weggeworfen. Rund die Hälfte davon wird entsorgt, bevor sie den Endverbraucher überhaupt erreicht.


Innerhalb der EU stammen Lebensmittelabfälle aus ...

Privathaushalten (zu 42 %) der Lebensmittelindustrie (zu 39 %) dem Verkauf (zu 5 %) Service/Catering (zu 14 %)  


Warum werden Lebensmittel weggeworfen?

Ob landwirtschaftliche Überproduktion, produktionsbedingter Ausschuss, Fehlplanungen in Großküchen oder mangelndes Problembewusstsein beim Verbraucher - die Gründe für die Vernichtung von Essbarem sind vielfältig und betreffen alle Glieder der Lebensmittelkette.


In der Landwirtschaft und Industrie entsteht Ausschuss wegen ...

Überproduktion, auch kurzfristig nach schlechtem Wetter und Umsatzeinbrüchen nicht normgerechtem Wachstum und somit schlechterer Vermarktbarkeit von Früchten oder Gemüse (Form, Farbe, Größe) Schädlingsbefall oder Fäulnis industrieller Verarbeitung (z. B. Fischfilets oder Pommes werden auf eine bestimmte Form zugeschnitten)


Im Supermarkt landen Lebensmittel im Müll, weil ...

sie nicht mehr frisch sind (z. B. Brot) sie einen Makel haben (z. B. braune Stellen bei Bananen) Packungen aufgerissen sind und nicht mehr verkauft werden dürfen das Haltbarkeitsdatum abläuft das Sortiment wechselt und Produkte aussortiert werden


Großküchen und Restaurants entsorgen Essbares, wenn ...

zu große Mengen gekauft wurden und Vorräte verderben die Kühlkette leicht verderblicher Ware unterbrochen wurde Speisen wegen Fehlern in der Zubereitung ungenießbar sind Essensreste auf dem Teller bleiben


Zuhause landen Nahrungsmittel im Mülleimer ...

wenn Produkte nicht mehr haltbar, faulig oder schimmelig sind weil Waren irrtümlich für nicht genießbar gehalten werden wenn zu viel gekocht wurde und bei schlechter Resteverwertung aufgrund von Fehlkäufen zu viel Inhalt in Fertiggerichten Was können Sie tun?

Schnell wandern einige Lebensmittel in den häuslichen Müll. Doch das muss nicht sein, wenn ein wenig bewusster geplant, gekauft und gekocht wird.

Die Lebensmittelvielfalt in Supermärkten ist verführerisch. Neue Produkte animieren zum Probieren, die Obst- und Gemüsetheke lockt mit ihrer Farbenpracht und XXL-Packungen gibt es zum Schnäppchenpreis. Schnell wandern mehr Lebensmittel in den Einkaufskorb als nötig. Und einige davon landen schließlich im häuslichen Müll. Doch das muss nicht sein, wenn ein wenig bewusster geplant, gekauft und gekocht wird. Das spart übrigens bares Geld, denn der Durchschnittskonsument wirft derzeit jedes Jahr Lebensmittel für circa 300 Euro weg.


Das können Sie tun:

Der gute alte Einkaufszettel!

Welche Lebensmittel sind noch vorhanden? Welche Produkte sind nicht mehr lange haltbar und sollten bald verbraucht werden? Wie können Vorräte sinnvoll den Speiseplan ergänzen? Kommt Besuch oder ist die Hälfte der Familie diese Woche ohnehin kaum zu Hause? Den Einkauf sinnvoll zu planen und Fehlkäufe zu vermeiden ist nicht schwer, wenn man sich eine Liste macht.


Kann ich das noch essen?

Vielen Menschen fällt es schwer zu beurteilen, ob ein Produkt noch genießbar ist. Einige besonders leicht verderbliche tierische Produkte tragen ein Verbrauchsdatum und müssen dann auch wirklich gegessen sein. Die meisten Produkte tragen aber ein Mindesthaltbarkeitsdatum und sind manchmal noch lange nach dessen Ablauf ohne Gefahr essbar. Prüfen Sie das Produkt sorgfältig! Fällt ein untypischer Geruch auf? Hat sich Schimmel gebildet? Dann weg damit! Die besten Kontrolleure sind hier Augen, Nase und Zunge.


Schnäppchen sinnvoll einkaufen!

Familien-Portionen und XXL-Packungen locken zwar mit günstigen Preisen, jedoch sind sie unterm Strich teuer, wenn ein Teil schließlich im Müll landet. Vor allem Single-Haushalte können Lebensmittelabfälle vermeiden, indem sie nur kleine Portionen kaufen. Tipp: Großpackungen mit Freunden oder Nachbarn teilen oder in kleinen Mengen einfrieren.

Durch das eigene Kaufverhalten kann jeder dazu beitragen, den Warenausschuss im Supermarkt zu reduzieren: Ein Joghurt, der sofort gegessen wird, muss kein Mindesthaltbarkeitsdatum haben, das weit in der Zukunft liegt. Weitere Tipps: Für Semmelknödel reicht auch das Brotangebot vom Vortag, und eine Bananenmilch schmeckt meist sogar besser, wenn die Schale unansehnlich braun ist.


Richtig lagern

Damit Lebensmittel möglichst lange ihre Qualität bewahren, müssen sie richtig gelagert werden. Hier ist vor allem wichtig, die Kühlkette bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie Fisch oder Fleisch nicht zu unterbrechen. Viele Gemüsesorten wie Kartoffeln lagern am besten kühl und dunkel, sollten jedoch nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden. In den Kühlschrank dürfen zum Beispiel Beeren, frische Kräuter, Spargel oder Karotten. Ausführliche Tipps finden Sie in der Rubrik "Lagerung".


Leckere Resteküche: Spart Abfall, Zeit und Geld

"Esst erst das alte Brot, dann gibt es das neue!" - Nicht in allen Familien gibt es diese Regel, sonst würde nicht so viel altes Brot weg geworfen. Dabei lassen sich aus Brot leckere Rezepte wie Semmelknödel, Arme Ritter, Brotsuppe oder Bruschetta zaubern.

Manchmal lassen sich Portionsgrößen schlecht einschätzen, und es bleiben Reste. Doch selbst bei kleinen Mengen lohnt es sich, diese aufzubewahren oder einzufrieren. So lässt sich zum Beispiel ein Rest Tomatensoße bei der nächsten Mahlzeit als Pizzabelag verwenden, und übrig gebliebene Kartoffeln kommen als Bauernomelette zu neuen Ehren. Mit ein wenig Fantasie und Spaß am Kochen lässt sich aus fast jedem Rest etwas Neues kreieren. Weniger wegwerfen! - Mit gutem Beispiel voran

Um die Verschwendung von Nahrung zu stoppen, ist weltweit ein bewussterer Umgang mit Lebensmitteln nötig. Dutzende von staatlichen und privatwirtschaftlichen Initiativen wurden hierzu in den letzten Jahren ins Leben gerufen. Nicht bei allen ist der Erfolg direkt messbar, jedoch regen viele dieser Konzepte zum Nach- und Umdenken an.


Weitergeben statt wegwerfen: Die Tafel

Ein Erfolgsprojekt, das mittlerweile seit 1993 in Deutschland existiert, ist die Tafel. Mittlerweile gibt es rund 900 dieser gemeinnützigen Einrichtungen, die insgesamt etwa eine Million Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Die Tafeln sind Vermittler zwischen Überfluss und Mangel. Sie geben an Bedürftige weiter, was der Handel an Essbarem aussortiert. So werden jedes Jahr zehntausende Tonnen qualitativ einwandfreier Nahrungsmittel vor ihrer Vernichtung bewahrt.


Verwerten statt vernichten: Food Cycle Cafés

Ein noch recht junges Konzept sind die Food Cycle Cafés in England. Derzeit gibt es in London und Umgebung erst gut ein Dutzend dieser Gemeindeküchen. Der Grundgedanke ist ähnlich wie bei der Tafel: Lebensmittel, die der Handel aus dem Wirtschaftskreislauf nimmt, werden von ehrenamtlichen Helfern eingesammelt. Während deutsche Tafeln die Lebensmittel jedoch meist unverarbeitet und kostenlos an Bedürftige abgeben, werden in Food Cycle Cafés daraus günstige Mahlzeiten zubereitet. Tipps und Tricks rund um das Thema Kochen und gesunde Ernährung gibt es inklusive.


Je später, desto preiswerter ... so macht es die Hofpfisterei

Verbraucher, die gewohnt sind, auch um 18 Uhr noch volle Regale im Backshop vorzufinden, werden in der Öko-Bäckerei Hofpfisterei in München enttäuscht. Eine Stunde vor Ladenschluss werden die noch vorhandenen Produkte bereits reduziert, eine halbe Stunde vor Geschäftsende kriegt man noch mal einen Nachlass. Die jetzt noch übrig gebliebenen Brote - meist sind es nicht allzu viele - werden am nächsten Tag im Restebrotladen besonders günstig verkauft. Das Konzept geht auf: Kunden, die lange haltbares Brot preiswert kaufen und eine Bäckerei ohne "Reste".


Aus dem Müll in den Topf: Containern

Obwohl der Einzelhandel aussortierte Nahrungsmittel oft an Einrichtungen wie die Tafel weitergeben, landet noch immer tonnenweise Essbares in den Abfallcontainern der Supermärkte. Einige Menschen durchsuchen diese Abfallbehälter regelmäßig nach Genießbarem - entweder aufgrund großer Armut oder als Zeichen der Kritik an der Wegwerfgesellschaft. Die Sammelaktionen bewegen sich an der Grenze der Legalität, deshalb erfolgt das Containern, auch Dumpstern genannt, in der Regel nachts.


Aufklären und aufrühren: Beispiele aus Großbritannien ...

Internetseite der Kampagne Love food, hate waste Statistiken zeigen, dass Haushalte in Großbritannien pro Jahr rund ein Drittel der gekauften Lebensmittel wegwerfen. Um dem entgegenzuwirken wurde 2008 im Rahmen des staatlichen Waste and Resource Action Programms (kurz WRAP) die Aufklärungskampagne Love food, hate waste ins Leben gerufen. Herzstück der Kampagne ist ein Internetportal mit verbrauchernahen Koch- und Einkaufstipps. Ein erster Erfolg: Seit Einführung der Kampagne reduzierten die 1,8 Mio. teilnehmenden Haushalte ihren Lebensmittelmüll um 130.000 t.


... Dänemark und Italien

Stop wasting food ist eine unabhängige Bewegung aus Dänemark, die sich sowohl mit konkreten Alltagstipps an den Konsumenten wendet als auch politisch Position bezieht. So ist sie neben der italienischen Organisation last minute market (deren Konzept es ist, gemeinnützige Einrichtungen direkt mit dem lokalen Einzelhandel zu vernetzen) Mitinitiator der Joint Declaration Against Food Waste. Die Unterzeichner forderten im Oktober 2010 die Vereinigten Nationen sowie die EU auf, sich für eine Reduzierung des globalen Lebensmittelmülls um 50 % bis zum Jahre 2025 einzusetzen. (aid) 
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