Stuttgart-Hohenheim (agrar-PR) -
Forschungsverbund um Universität Hohenheim und IBM präsentieren Konzept und Handlungsempfehlungen für einen effektiven Verbraucherschutz Lückenlose Transparenz maximieren und
schwarze Schafe sofort zur Verantwortung ziehen: IT FoodTrace könnte
diese Vision jetzt Wirklichkeit werden lassen. Im Forschungsverbund mit
30 Partnern entwickelten die Universität Hohenheim und die IBM
Deutschland ein IT-Konzept, das Verbraucherinteressen erstmals
umfassend wahrt und gleichzeitig Arbeitsabläufe in der
Lebensmittelwirtschaft und Verwaltung verschlankt.
Bislang
herrscht Babylon zwischen den Software-Formaten, mit dem die Landwirte,
Futterlieferanten, Schlachthöfe, Einzelhandel und Gastronomie ihre
Produktion organisieren. Wodurch es fast unmöglich ist, alle
Beteiligten am Produktionsprozess eines konkreten Stück Fleischs zu
identifizieren.
So umfangreich ist der Datendschungel, der sich um
jedes Lebensmittel rankt, dass ein großflächigerer Forschungsverbund
antrat, um exemplarisch die Produktion von Fleisch und Fleischprodukten
bis in die feinste Verästelung der Wertschöpfungskette auszuleuchten.
Drei Jahre beschäftigten sich Fachleute von der
Universität Hohenheim, IBM Deutschland und 30 weiteren Partnern mit dem
digitalen Abbildern von Tierhaltungssystemen, Gesundheitsdaten,
Lieferantenbewertungen und den Schnittstellen dazwischen,
vereinheitlichten Datenformate, klärten juristische Fragen um
Datenrecht bis Datenschutz, um dann die Erkenntnisse in einem
einheitlichen, für alle Anwender akzeptablen IT-Konzept zu verweben.
„Mit IT FoodTrace haben wir nun ein Modell für ein
integratives IT-Gesamtsystem, das die Interessen aller Beteiligten von
Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Verbrauchern zufriedenstellend
löst, auf Machbarkeit geprüft ist und die komplette Wertschöpfungskette
für Fleisch vom Futtermittel bis zum Verbraucher abdeckt“, berichtet
Prof. Dr. Rainer Doluschitz als wissenschaftlicher Sprecher des
Projektes auf dem Abschlusskolloquium an der Universität Hohenheim.
Um das System in der Praxis umzusetzen,
entwickelten die Forscher Handlungsempfehlungen für die Stakeholder der
Wertschöpfungskette Fleisch. Demnach sollten Halb- und Fertigprodukte
in Zukunft eindeutig gekennzeichnet werden, relevante Lebensmitteldaten
sollten bevorzugt dezentral statt zentral bereitgestellt werden, was
auch im Sinne des Datenschutzes ist. Weiterhin empfiehlt der
Forschungsverbund die Abstimmung mit weiteren EU-Staaten und
Handelsorganisationen, um eine für alle Beteiligten gewinnbringende
Lösung zu schaffen.
„Intensive Gespräche mit Vertretern aller
Interessensgruppen haben gezeigt, dass Erfolg und Akzeptanz auch stark
davon abhängt, dass eine noch einzurichtende Organisation neben
IT-Kompetenzen auch umfassende Branchenkenntnis besitzt“, sagt Kirsten
Brockhoff. Im Vorfeld sei es allerdings notwendig, Entscheidungsträger
in Politik, Verwaltung, Wirtschaft und die Verbraucher umfassend zu
informieren und für die Teilnahme zu sensibilisieren.
Derweil richten die Forscher den Blick schon einmal
weiter nach vorne: „Um Details zur Umsetzung und Implementierung zu
klären empfiehlt sich aus unserer Sicht noch ein kleineres
Folgeprojekt“, meint Projektsprecher Prof. Dr. Doluschitz. „Außerdem
wäre es denkbar, das IT FoodTrace-Konzept nach diesem
Entwicklungserfolg auch auf international gehandelte Waren und auf
andere Produktgruppen als Fleisch auszuweiten“, ergänzt Steffen
Schäfer, Executive IT Architect bei der IBM.