Hannover (agrar-PR) - Mit der zunehmenden Anzahl von Biogasanlagen hat auch der Maisanbau
in Deutschland zugenommen. Vielfach wird diese Entwicklung bereits als
„Vermaisung“ der Landschaft heftig kritisiert. Doch bei sachlicher
Betrachtung ist die Dominanz des Maises längst nicht so groß, schon gar
nicht als Rohstoff zur Energiegewinnung. Deutschlandweit wurden
Energiepflanzen insgesamt zur Ernte 2010 auf 1,834 Mio. Hektar (ha)
angebaut, das sind lediglich 15,7 Prozent der Ackerfläche und nur gut
ein Zehntel der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche
Deutschlands. In Niedersachsen ist der Flächenanteil sogar noch
geringer. Energiepflanzen wuchsen hier auf 225.000 ha, sie hatten damit
nur einen Anteil von 11,7 Prozent an der niedersächsischen Ackerfläche.
Und als Energiepflanze wird nicht nur Mais angebaut. Dazu zählen
beispielsweise auch Raps und Sonnenblumen als Ölfrüchte zur
Biodieselherstellung. Mais allein für alle Verwertungsrichtungen – also
auch als Futter und für Nahrungszwecke – brachte es in ganz Deutschland
auf eine Fläche von ungefähr 2,3 Mio. ha, also 19,4 Prozent der gesamten
Ackerfläche. Der Energiemais für Biogasanlagen nahm davon lediglich
500.000 ha oder vier Prozent der gesamten Ackerfläche ein. Allerdings
kommt es regional zu Konzentrationen.
Selbst als Substrat zur Biogasgewinnung kommt nicht nur Mais zum
Einsatz. Bereits jetzt setzen die Bauern daneben unter Anderem auch
Getreide, Zwischenfrüchte oder Gras ein, und die Züchter arbeiten an der
Erschließung weiterer Arten für Biogasanlagen. Eine große Zukunft wird
etwa der Hirse vorausgesagt, die den Mais ablösen könnte, der es aber
zurzeit noch an der nötigen Kältetoleranz mangelt. Neben den
Energiepflanzen werden in Biogasanlagen auch Gülle, Stallmist,
Bioabfälle und Nebenprodukte der Verarbeitung eingesetzt, tonnagemäßig
entfällt in Niedersachsen vom gesamten Gärsubstrat lediglich die Hälfte
auf Energiepflanzen. Mit 1,6 Mio. Tonnen (t) haben sie aber den größten
Anteil an der CO2-Vermeidung durch Energie aus Biogas in Höhe von 2,2
Mio. t.
In Niedersachsen spielt die Biogasgewinnung eine herausragende Rolle.
Immerhin werden hier 70 Prozent aller erneuerbaren Energien durch
Bioenergie erbracht, die damit weit vor Wind- und Solarenergie liegt.
Sechs Prozent des niedersächsischen Strombedarfs werden durch Biogas aus
gut 900 Anlagen mit einer Leistung von 467 Megawatt (MW) gedeckt. Dies
hat zweifellos zu einer weiteren Zunahme des Maisanbaus geführt. Mit
einer Fläche von 540.000 ha hat diese Kultur jetzt den Weizen als
bisherige Nummer eins auf den Feldern abgelöst – und fällt durch die
Größe der Pflanzen und die späte Ernte besonders ins Auge. Doch bereits
vor dem Biogasboom hatte der Maisanbau in Niedersachsen als Futter für
die umfangreiche Rindviehhaltung eine starke Position. (LPD 40/2010)