10.04.2024 | 11:04:00 | ID: 39165 | Ressort: Energie | Verbrauch & Versorgung

Primärenergieverbrauch 2022 um 1,9 % gesunken

Stuttgart (agrar-PR) - Deutlicher Rückgang bei Erdgas – Steinkohleverbrauch legt zu
Der Primärenergieverbrauch in Baden-Württemberg lag 2022 nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Landesamtes bei 1 289 Petajoule (PJ) und damit 1,9 % unter dem Vorjahreswert. Die Entwicklung des Energieverbrauchs wurde 2022 vor allem durch die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine geprägt. Die zunächst verringerten und dann ganz eingestellten Gasimporte aus Russland sowie die damit einhergehenden sprunghaft angestiegenen Energiepreise führten insbesondere beim Erdgas zu einem deutlichen Verbrauchsrückgang. Verbrauchssteigernd wirkte sich hingegen der insbesondere durch die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bedingte Bevölkerungszuwachs im Südwesten aus.

Mit einem Anteil von 35,7 % blieben die Mineralöle 2022 die bedeutendsten Energieträger im Land. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Mineralölverbrauch um 1,7 % auf 460 PJ an. Merklich zurückgegangen ist hingegen der Erdgasverbrauch. Dieser sank um 12,9 % auf 254 PJ. Damit verringerte sich der Erdgasanteil am Primärenergieverbrauch auf 19,7 % (2021: 22,2 %). An dritter Position folgten die erneuerbaren Energieträger. Der Primärenergieverbrauch erneuerbarer Energien sank im Vergleich zu 2021 um 1 % auf 223 PJ. Da der Primärenergieverbrauch insgesamt etwas stärker zurückging, erhöhte sich der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch leicht von 17,2 % im Jahr 2021 auf 17,3 % im Jahr 2022.

Der Steinkohleverbrauch in Baden-Württemberg ist 2022 erneut deutlich gestiegen, nachdem dieser bereits im Vorjahr kräftig zugelegt hat (2021: +57,1 %). Gegenüber 2021 hat der Primärenergieverbrauch von Steinkohle um 14,5 % auf 156 PJ zugenommen. Ihr Anteil am Primärenergieverbrauch stieg damit auf 12,1 %. Der Anstieg ist vor allem auf den erheblich höheren Steinkohleeinsatz in den baden-württembergischen Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung als Folge der gestoppten russischen Gaslieferungen zurückzuführen. Der Primärenergieverbrauch der Kernenergie lag mit 122 PJ auf dem Niveau des Vorjahres (−0,1 %). Damit wurden 2022 noch 9,4 % des baden-württembergischen Primärenergiebedarfs durch Kernenergie gedeckt.

Aufgrund der gegenüber dem Vorjahr gestiegenen Stromerzeugung im Land (+6,5 %) wurde 2022 weniger Strom per Saldo aus anderen Bundesländern und dem Ausland eingeführt als 2021. Die Nettostrombezüge in Baden-Württemberg gingen im Vergleich zum Vorjahr um 17,9 % auf 50 PJ zurück. Ebenfalls rückläufig war der Verbrauch von Braunkohle (−22,6 %) und der sonstigen Energieträger (−2,0 %).

Haushalte und sonstige Verbraucher sowie Industriebetriebe verbrauchten 2022 weniger Energie

Der Endenergieverbrauch im Südwesten betrug 2022 rund 992 PJ. Dies bedeutet ein Minus von 3,4 % gegenüber dem Vorjahr. Knapp die Hälfte davon verbrauchten die Haushalte und sonstigen Kleinverbraucher, beispielsweise aus Handel und Gewerbe (485 PJ bzw. 48,9 %). Im Vergleich zu 2021 ging der Endenergieverbrauch der Haushalte und sonstigen Verbraucher um 5,1 % zurück. Insbesondere der Erdgasverbrauch sank in dieser Verbrauchergruppe deutlich (−13,6 %). Auch der Strom- und Fernwärmeverbrauch waren gegenüber dem Vorjahr rückläufig (−1,5 % bzw. −1,8 %). Neben den Einsparbemühungen der Haushalte beim Gas- und Stromverbrauch und den gestiegenen Energiekosten war auch die vergleichsweise milde Witterung während der Heizperiode ursächlich für den Verbrauchsrückgang.

Auch der Endenergieverbrauch der Industriebetriebe ist 2022 mit einem Minus von 13,4 PJ bzw. 6,2 % spürbar gesunken und liegt nun bei 204 PJ. Dies entsprach 20,6 % des gesamten Endenergieverbrauchs im Land. Der Rückgang ist vor allem auf die hohen Energiepreise, bestehende Lieferprobleme bei Rohstoffen und Vorprodukten, aber auch auf die unsichere Lage bei der Gasversorgung zurückzuführen. So sank der Gasverbrauch in diesem Sektor um 13,0 % im Vergleich zu 2021. Verbrauchsrückgänge waren in nahezu allen Branchen zu erkennen. Am höchsten waren diese in den Wirtschaftszweigen »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« (−2,3 PJ bzw. −9,3 %), »Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden« (−2,1 PJ bzw. −7,4 %), »Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus« (−1,5 PJ bzw. −4,8 %) sowie »Maschinenbau« (−1,5 PJ bzw. −7,9 %).

Im Verkehrssektor wurde 2022 hingegen etwas mehr Endenergie verbraucht als noch im Vorjahr (+1,4 %). Der Verbrauch entwickelte sich jedoch je nach Kraftstoff unterschiedlich. Während der Dieselkraftstoffverbrauch um 1 % zurückging, nahm der Ottokraftstoffverbrauch um 2,9 % zu. Der Flugverkehrssektor profitierte 2022 von der Aufhebung der Corona-Beschränkungen. Nachdem der Flugkraftstoffverbrauch im Land 2020 in Folge der Corona-Pandemie um 67,3 % eingebrochen ist, stieg dieser 2022 das zweite Jahr in Folge kräftig an (2021: +15,7 %, 2022: +57,4 %). Dennoch erreichte der Flugkraftstoffverbrauch noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau (2022: 7,8 PJ, 2019: 13,0 PJ). Insgesamt wurde im Verkehrssektor 30,5 % der Endenergie Baden-Württembergs verbraucht.
Tabelle 1
Primärenergieverbrauch in Baden-Württemberg 2021 und 2022 nach Energieträgern
Energieträger1) 2021 20222) Veränderung
2022 ggü. 2021
Anteile
2021 20222)
Petajoule %

1) Die Energieverbrauchswerte enthalten teilweise Schätzungen, insbesondere bei den Energieträgern Mineralöle und Mineralölprodukte.

2) Vorläufige Ergebnisse.

3) Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Klärgas, Deponiegas, sonstige erneuerbare Energieträger.

Datenquelle: Energiebilanzen für Baden-Württemberg, Stand: 7. März 2024.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2024

Steinkohle 136 156 +20 +14,5 10,4 12,1
Braunkohle 7 6 −2 −22,6 0,6 0,4
Mineralöle 453 460 +8 +1,7 34,5 35,7
Erdgas 291 254 −37 −12,9 22,2 19,7
Kernenergie 122 122 −0 −0,1 9,3 9,4
Nettostrombezüge 61 50 −11 −17,9 4,7 3,9
Erneuerbare Energieträger3) 226 223 −2 −1,0 17,2 17,3
Sonstige Energieträger 18 17 −0 −2,0 1,3 1,3
Insgesamt 1.314 1.289 −25 −1,9 100,0 100,0
Tabelle 2
Endenergieverbrauch in Baden-Württemberg 2021 und 2022 nach Verbrauchssektoren
Verbrauchssektor1) 2021 20222) Veränderung
2022 ggü. 2021
Anteile
2021 20222)
Petajoule %

1) Die Energieverbrauchswerte enthalten teilweise Schätzungen, insbesondere bei den Energieträgern Mineralöle und Mineralölprodukte.

2) Vorläufige Ergebnisse.

3) Einschließlich Gewinnung von Steinen und Erden.

Datenquelle: Energiebilanzen für Baden-Württemberg, Stand: 7. März 2024.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2024

Haushalte und sonstige Verbraucher 511 485 −26 −5,1 49,7 48,9
Verkehr 299 303 +4 +1,4 29,1 30,5
Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe3) 218 204 −13 −6,2 21,2 20,6
Insgesamt 1.028 992 −35 −3,4 100,0 100,0
Tabelle 3
Endenergieverbrauch im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg 2021 und 2022 nach Wirtschaftszweigen
WZ 2008 Wirtschaftszweig (H.v. = Herstellung von …) 2021 20221) Veränderung
2022 gegenüber 2021
Anteile
2021 20221)
Petajoule %

1) Vorläufige Ergebnisse.

2) Einschließlich Gewinnung von Steinen und Erden.

Datenquelle: Energiebilanzen für Baden-Württemberg, Stand: 7. März 2024.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2024

B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden2) 2,2 2,1 −0,1 −4,0 1,0 1,0
C Verarbeitendes Gewerbe 215,6 202,3 −13,3 −6,2 99,0 99,0
10 H. v. Nahrungs- und Futtermitteln 15,6 15,0 −0,6 −4,0 7,2 7,3
13 H.v. Textilien 1,6 1,6 −0,1 −5,4 0,8 0,8
16 H.v. Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) 10,2 9,3 −0,8 −8,3 4,7 4,6
17 H.v. Papier, Pappe und Waren daraus 31,8 30,3 −1,5 −4,8 14,6 14,8
20 H.v. chemischen Erzeugnissen 14,8 14,0 −0,8 −5,2 6,8 6,8
22 H.v. Gummi- und Kunststoffwaren 10,7 10,2 −0,4 −4,2 4,9 5,0
23 H.v. Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung v. Steinen u. Erden 27,6 25,5 −2,1 −7,4 12,7 12,5
24 Metallerzeugung und -bearbeitung 15,3 14,8 −0,5 −3,2 7,0 7,2
25 H.v. Metallerzeugnissen 18,7 17,6 −1,1 −5,9 8,6 8,6
26 H.v. Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen 4,7 4,5 −0,2 −3,5 2,2 2,2
28 Maschinenbau 19,0 17,5 −1,5 −7,9 8,7 8,6
29 H.v. Kraftwagen und Kraftwagenteilen 25,1 22,8 −2,3 −9,3 11,5 11,2
Übrige Wirtschaftsabteilungen 20,6 19,2 −1,4 −6,7 9,4 9,4
B, C Insgesamt 217,8 204,4 −13,4 −6,2 100,0 100,0
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