Stuttgart (agrar-PR) -
Lachsbesatz in der Alb bei Karlsruhe / Wanderfischprogramm des Landes erfolgreich / Weitere konsequente Umsetzung notwendig "Der heutige Verlauf des Rheins und seiner Zuflüsse hat mit der
Situation vor 200 Jahren nicht mehr viel gemein. Diese Veränderungen
und die dramatische Gewässerverschmutzung bis in die 1960er Jahre haben
den Lebensraum und auch die Kinderstuben der Wanderfische zerstört. Das
konsequente Handeln in den letzten 40 Jahren zeigt nun Erfolge. Der
Lachs, als ökologische Leitart, ist dabei, in unsere Gewässer zurück zu
kehren", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und
Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Samstag (11. Juli) beim Aussetzen
von rund 5.000 Junglachsen in die Alb in Karlsruhe.
Der Besatz mit den Jungfischen erfolgt im Rahmen des
Wanderfischprogramms Baden-Württemberg. Dies ist eine Umsetzung des
Aktionsprogramms Lachs 2000, das im Jahr 1986 durch die
Rheinministerkonferenz beschlossen worden war. Dessen Ziel lag darin,
das Ökosystem des Rheins in einen Zustand zu versetzen, dass die früher
vorhandenen Arten wie der Lachs im Rhein als großem europäischem Strom
wieder heimisch werden können. Träger des Wanderfischprogramm des
Landes Baden-Württemberg ist der Landesfischereiverband
Baden-Württemberg in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Anglervereinen.
Der Anglerverein Karlsruhe beispielsweise stellt schon seit Jahren sein
Bruthaus zur Verfügung, um dort Lachseier auszubrüten und Junglachse
aufzuziehen. Jährlich werden in Baden-Württemberg mehrere zehntausend
Junglachse ausgesetzt.
"Am Beispiel der Alb zeigt sich, wie erfolgreiche Naturschutzarbeit
gelingen kann. In enger Zusammenarbeit aller Beteiligten konnte die
Durchlässigkeit für weite Bereiche erreicht, das Gewässer in vielen
Teilen revitalisiert werden. Nachdem der Lachs in den 1950er-Jahren aus
dem Rhein verschwand, ist er seit rund 15 Jahren zurück. Inzwischen
werden immer mehr Lachse am Fischpass in Iffezheim gesichtet und auch
in den Nebenflüssen deutet sich an, dass die Anzahl der Laichplätze
zunimmt", betonte Naturschutzminister Hauk.
Damit ein Gewässer für die Ansiedlung von Wanderfischen geeignet
ist, muss neben der Wasserqualität auch die Durchlässigkeit sicher
gestellt werden. Dies erfolgt in der Regel durch Rückbau von Staustufen
oder dem Bau von Aufstiegshilfen beispielsweise im Bereich von
Wasserkraftwerken. Neben dem Rhein werden auch die Nebenflüsse wie die
Alb, die eigentlichen Laichgewässer, durch ökologische Maßnahmen
aufgewertet. Dies erfolgt häufig in Zusammenarbeit mit dem Kommunen. An
der Staustufe Iffezheim werden die Wanderfische durch eine Kamera
automatisch erfasst. Im Jahr 2008 wurden dort knapp 90 Lachse gezählt.
Neben dem Lachs profitieren von diesen Maßnahmen alle anderen
Fischarten und insbesondere auch weitere Wanderfischarten wie die
Meerforelle und die beiden Neunaugenarten Meerneunauge und
Flußneunauge.
"Der Lachs ist ein Symbol für saubere Gewässer. Geht es den Lachsen
bei uns gut, dann profitieren auch wir Menschen vom sauberen Wasser und
einer intakten Natur", ergänzte Hauk.
Zusatzinformationen:
Lebenszyklus des Atlantischen Lachs
Der Lachs laicht in Rhein-Zuflüssen ab, die Jungfische leben dort
ein bis zwei Jahre und wandern mit einer Größe von 15 bis 20 Zentimeter
ins Meer ab. Nach ein bis drei Jahren Aufenthalt im Meer erfolgt die
Rückkehr zum Ablaichen in die Heimatgewässer
Der Lachs im Rhein
Der Lachs war bis in die 1940er Jahre eine wirtschaftlich wichtige
Fischart im Rhein. Der Ertrag begann jedoch schon Anfang des 20.
Jahrhunderts zu sinken. Ursachen waren unter anderem die Verbauung der
Laichgewässer und der dadurch fehlende Zugang zu Laichgebieten und die
Verschlechterung der Gewässergüte. Um diesem Rückgang entgegen zu
wirken, wurden schon ab Beginn des letzten Jahrhunderts Lachseier in
Fischzuchten erbrütet und die geschlüpften Lachsbrütlinge im Rhein oder
in den Zuflüssen ausgesetzt. Diese Aktivitäten konnten den Rückgang und
letztlich das fast völlige Verschwinden des Lachses aus dem Rhein aber
nicht aufhalten. Die letzten Lachse wurden Ende der 1950er Jahre
gefangen.
Aktivitäten zur Wiederansiedelung in Baden-Württemberg
Neben Erbrütung und Aufzucht von Junglachsen und deren Besatz in die
Programmgewässer werden Strukturverbesserungen, Verbesserung der
Wasserqualität und Durchgängigkeit der Gewässer vorgenommen. Träger des
baden-württembergischen Lachswiederansiedlungsprogramms ist der
Landesfischereiverband Baden-Württemberg mit fachlicher Begleitung
durch die Fischereiverwaltung. Die in Baden-Württemberg aufgezogenen
Lachseier werden aus einer Zuchtanlage in Chanteuges, Frankreich, die
Lachse aus dem Loire/Allier Einzugsgebiet aufzieht, bezogen. Für die
Zukunft ist in Baden-Württemberg der Aufbau eines eigenen
Laichfischbestandes aus Rückkehrern vorgesehen, um längerfristig vom
Zukauf von Eiern unabhängig zu werden.
Alb
Die Alb ist ein strukturell hochwertiger kleiner Schwarzwaldfluss.
In den letzten Jahren erfolgten viele Verbesserungen. Heute hat die Alb
eine gute Wasserqualität und eine natürliche Reproduktion von Äschen,
Bachforellen, Flußneunaugen, Bachneunaugen. Vermutlich erfolgt auch das
natürliche Ablaichen von Lachsen. Der obere Bereiche der Alb ist
derzeit noch nicht für Fische durchgängig (Kleinwasserkraftwerke).
Anglerverein Karlsruhe
Der AV Karlsruhe ist mit mehr als 4.000 Mitgliedern der größte
Anglerverein in Baden-Württemberg mit sehr vielen Aktivitäten.
Beispiele sind: Aufzucht der Lachse im Bruthaus, Renaturierungen,
Jugendarbeit, Kontrolle der Abwanderung der Junglachse in der Alb,
Mitarbeit beim Totholzprojekt im Knielinger See.