Stuttgart (agrar-PR) -
Carl-Zeiss-Stiftung fördert Precision-Farming-Projekt der Universität Hohenheim mit 800.000 Euro Sensibler als jeder Gärtner sollen
Mähdrescher, Schlepper und Co in wenigen Jahren auf die Bedürfnisse des
individuellen Ackers eingehen und so die Hälfte des Düngers oder ein
Viertel des Pflanzenschutzmittels einsparen. Die Technik dazu reift im
Projekt „Hohenheimer Multisensorenplattform und
Geodatenmanagementsystem für Precision Farming Experimente“. 800.000
Euro Fördergeld der Carl-Zeiss-Stiftung machen das Projekt zu einem
Schwergewicht der Forschung an der Universität Hohenheim.
Mit
ihren neuen High-Tech-Geräten macht den Hohenheimer
Agrarwissenschaftlern Traktorfahren wieder richtig Spaß. Dabei protzten
die Landmaschinen nicht etwa mit PS oder gigantischen Ausmaßen. Dafür
haben die Wissenschaftler ihnen den vollautomatischen Grünen Daumen
eingebaut.
„Die individuellen Bedürfnisse von Böden und Pflanzen unterscheiden
sich je nach den äußeren Umständen sehr stark voneinander“, erklärt
Prof. Dr. Roland Gerhard, Leiter des interdisziplinären
Forschungsprojekts. „Wir bringen Landmaschinen bei, präzise zu
ermitteln, was Pflanzen und Boden tatsächlich benötigen. Der Clou
dabei: Was früher im Labor ausgewertet werden musste, geschieht künftig
live auf dem Acker. So können die Geräte unmittelbar reagieren und die
Menge an Dünger, Wasser oder Pflanzenschutzmittel sofort anpassen."
Geschickt kombiniert: Bodenmessungen, Weltraum-Bilder und Datenbanken
Wie viel Nährstoffe ein Acker benötigt, ermittelt ein
Präzisions-Düngerstreuer beispielsweise mittels einer kleinen Kamera,
die vorne am Fahrzeug montiert ist. Dunkelgrüne Blätter sind satt
versorgt, hellgrüne leiden unter Nährstoffmangel. Während der optische
Sensor vorne noch misst, regulieren die Spritzen hinten bereits die
Düngermenge.
Doch um die Einschätzung wirklich präzise zu machen, ziehen die
Wissenschaftler noch weitere Daten heran: „Die optimale Düngermenge
ergibt sich neben der Blattfarbe beispielsweise auch aus den
Ernteerträgen des Vorjahrs“, erklärt Prof. Dr. Wilhelm Claupein, vom
Lehrstuhl für Pflanzenbau. "Dazu muss der Düngerstreuer zunächst via
GPS seinen Standort bestimmen und dann online auf alte Ertragskarten
zugreifen.“
Einige Sensoren befinden sich nur wenige Zentimeter über dem Boden.
Andere Daten stammen aus dem Weltraum. Statt mit Widerstandsmessern
mühsam die Feuchtigkeit der Erde zu ermitteln, analysieren die
Landmaschinen beispielsweise die Farbe von Satellitenaufnahmen: Je
heller die Ackerfläche hier erscheint, desto trockener ist der Boden.
Agrarexperten erwarten Durchbruch in den kommenden Jahren
Prof. Dr. Gehard sieht in der Technik großes Potential: "Wer
Düngermittel gezielt einsetzte kann bis zu 50% sparen. Auch
Pflanzenschutzmittel lassen sich aller Voraussicht nach um 25%
reduzieren. Damit ist neben dem ökonomischen auch der ökologische
Faktor nicht zu unterschätzen."
Noch reift das Equipment auf den Forschungsäckern der Universität
Hohenheim. Doch bald könnte es sehr schnell gehen: "Navigationsgeräte
haben innerhalb weniger Jahre das Autofahren revolutioniert. Mit der
Technik des Precision Farming könnten wir etwas Ähnliches im Bereich
der Landmaschinen erleben.“, schätzt Prof. Dr. Gehard.
Die Zutaten dazu sind bereits allgemein verfügbar: Sensorentechnik,
GPS-Empfang und mobiles Internet. Die Aufgabe der Hohenheimer Forscher
besteht nun darin, unterschiedliche Datenquellen für den Einsatz auf
dem Acker optimal aufeinander abzustimmen.
Die Carl-Zeiss-Stiftung hat für das Projekt "Hohenheimer
Multisensorenplattform und Geodatenmanagementsystem für Precision
Farming Experimente" 800.000 Euro zur Verfügung gestellt. Der
Förderzeitraum läuft bist Oktober 2013.
Hintergrund: Schwergewichte der Forschung
Rund 32 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Forscher der
Universität Hohenheim allein im vergangenen Jahr – gut 20 % mehr als im
Vorjahr. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der
Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem
Drittmittelvolumen von mindestens einer viertel Million Euro bzw.
125.000 Euro in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.