Stuttgart (agrar-PR) -
Bewirtschaftung besser als Unterschutzstellung / Land unterstützt heimischen Streuobstbau jährlich mit rund zehn Millionen Euro / gesellschaftliches Engagement gefragt "Zehntausende von Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes engagieren
sich durch die regelmäßige Pflege ihrer Streuobstwiesen auch für die
Belange des Naturschutzes", sagte der baden-württembergische Minister
für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle
MdL, am Freitag (19. März) anlässlich der Tagung 'Streuobst 2010' in
Stuttgart-Hohenheim. Durch das Schneiden eines Obstbaumes oder das Mähen
einer Baumwiese könne jeder Einzelne sehr viel für den Artenschutz oder
für den Erhalt der biologischen Vielfalt tun. Die Bewirtschafter von
Streuobstwiesen sollten in Naturschutzfragen "ihr Licht nicht unter den
Scheffel stellen", betonte der Landwirtschaftsminister.
Wie in zahlreichen anderen Landnutzungsformen auch, lasse sich bei
der Streuobstbewirtschaftung das Handeln des wirtschaftenden Menschen
sehr gut in Einklang mit der Natur bringen. Im Falle der Streuobstwiesen
sei das Wirken des Menschen sogar die Grundvoraussetzung für den
Fortbestand dieser wertvollen Kulturlandschaft. "Sobald eine
Streuobstwiese nicht mehr genutzt und gepflegt wird, ist sie der
Verwahrlosung preisgegeben. Sie kann dann ihre vielfältigen
wirtschaftlichen und ökologischen Aufgaben nicht mehr erfüllen. Die
Artenvielfalt geht zurück, die Flächen verbuschen Zug um Zug", erklärte
Köberle. Vor allem seien von solch ungepflegten Beständen keine
zufriedenstellenden Obsterträge mehr zu erwarten. Eine bloße
Unterschutzstellung der Streuobstwiesen sei in keinem Falle zielführend.
Vielmehr müssten Anreize für eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung und
Pflege der Flächen und Bäume geschaffen werden.
"Das Land misst dem Streuobstbau im Hinblick auf seine ökologischen
und landschaftsprägenden Funktionen eine sehr große Bedeutung zu", so
der Minister. Streuobst sei ein wesentliches landschaftsprägendes
Element Baden-Württembergs. Mit rund 9,3 Millionen Streuobstbäumen stehe
nach allgemeinen Schätzwerten ungefähr jeder zweite Streuobstbaum
Deutschlands im Südwesten. Baden-Württemberg sehe seine Verpflichtung
und mache sich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der bestehenden
Streuobstkulisse stark. Im Rahmen mehrerer Programme werde der
Streuobstbau im Land mit rund zehn Millionen Euro gefördert. Im Jahr
2009 habe man eine umfassende Bestandsanalyse über die Situation der
Streuobstbestände im Südwesten erarbeiten lassen. Eine darauf aufbauende
Wertanalyse habe wichtige Maßnahmen zum Erhalt des Streuobstes auf
kommunaler und auf Landesebene identifiziert. Der Forschungsarbeit der
heimischen Hochschulen kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu.
"Der Erhalt der Streuobstbestände ist auf ein umfassendes
gesellschaftliches Engagement der Vereine und Verbände, der
Streuobstwiesenbewirtschafter sowie aller an Naturschutzfragen
partizipierender Gruppen dringend angewiesen", betonte der
Landwirtschaftsminister. Weder die oftmals spärlichen Erlöse aus dem
Verkauf des produzierten Streuobstes, noch Finanzmittel der öffentlichen
Hand könnten diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe alleine stemmen.