10.12.2010 | 14:14:00 | ID: 7305 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Neues Monitoring-Werkzeug erleichtert den Schutz bedrohter Rinderrassen in Deutschland

Freising (agrar-PR) - Rinderrassen und ihre vielfältigen genetischen Eigenschaften sind ein wertvolles Kulturgut und für den Erhalt gesunder und robuster Nutztiere unerlässlich.
Durch die Spezialisierung weniger Rassen auf hohe Milch- oder Fleischleistung sind mittlerweile auch in Deutschland viele lokale Rinderrassen in ihrer Existenz bedroht. Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) wurde deshalb ein Verfahren entwickelt, um die Populationsdaten von 22 deutschen Rinderrassen automatisiert und regelmäßig beobachten zu können. Damit steht ein Werkzeug als Entscheidungsgrundlage für die Politik zur Verfügung, mit dem die aktuelle Gefährdungssituation einer Rasse erfasst und entsprechender Handlungsbedarf abgeleitet werden kann. Neben der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Institut für Tierzucht, waren das Rechenzentrum in Verden sowie die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter in Bonn an dem Projekt beteiligt.

Ob eine Rasse gefährdet ist oder nicht, lässt sich nicht alleine an der Tierzahl bemessen. Vielmehr sind aufwändige Analysen der Stammbäume der heutigen Tiere notwendig, um eine Gefährdung rechtzeitig erkennen zu können. Im Rahmen des Projekts erfassten die Wissenschaftler in einem automatisierten Monitoringverfahren sämtliche Abstammungsinformationen der 22 Rinderrassen und berechneten Kennzahlen der genetischen Vielfalt für jede Rasse. An der LfL wurden die Rassen Ansbach-Triesdorfer, Braunvieh, Fleckvieh, Fleckvieh Fleisch, Gelbvieh, Hinterwälder, Murnau-Werdenfelser, Original Braunvieh, Pinzgauer, Pinzgauer Fleisch und Vorderwälder bearbeitet.

Für die meisten untersuchten Rassen ergab sich wie erwartet eine effektive Populationsgröße zwischen 60 und 100 Tieren. Die effektive Populationsgröße ist ein Maß für die Höhe der Inzucht in einer Population und sollte über 50 liegen. Lediglich die Rasse Murnau-Werdenfelser lag mit 20 effektiven Tieren deutlich unter dieser Mindesttieranzahl und ist daher als stark gefährdet zu bezeichnen.

Grundsätzlich ist eine permanente Überwachung der Populationsdaten erforderlich. Denn auch Rassen mit aktuell hohen Tierzahlen können innerhalb weniger Jahre in ihrer Existenz bedroht sein, falls ihre Haltung unpopulär wird oder zahlreiche Betriebe die Rinderhaltung insgesamt aufgeben. (LfL)
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