28.01.2016 | 20:50:00 | ID: 21801 | Ressort: Umwelt | Klima

„Extrem zu warm“

Dresden (agrar-PR) - Wetter trifft auf Klima - 2015
Über das Wetter 2015 in Sachsen ist schon viel geschrieben worden. Ein Superlativ löste den anderen ab und in der Statistik wird das Jahr 2015 nach dem Spitzenreiter 2014 als zweitwärmstes seit Beginn der Wetteraufzeichnungen geführt.

Jetzt liegen aktuelle Auswertungen vor, wie sich die Extreme und Besonderheiten im Witterungsverlauf 2015 in die sächsischen Klimaprojektionen einordnen lassen. Der Bezugszeitraum ist die Klimareferenzperiode 1961 – 1990. Das Sächsische Landesamt  für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie hat die Ergebnisse heute gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst in Dresden vorgestellt.

Das Jahr 2015 ordnet sich mit seiner Abweichung der Jahresmitteltemperatur von +1,9 Grad, 21 Prozent mehr Sonnenstunden und einem Niederschlagsdefizit von durchschnittlich zehn, im Vogtland sogar 25 Prozent, als „extrem zu warm“, „viel zu sonnenreich“ und „zu trocken“ ein.

Hinsichtlich Temperatur und Sonnenstunden wiesen alle Jahreszeiten eine ähnliche Tendenz auf. Markant für die Abweichung bei der Lufttemperatur waren der Winter mit +2,0 Grad und der Sommer mit +2,5 Grad. Bei den Sonnenstunden war es das Frühjahr mit +25 Prozent und der Sommer mit +20 Prozent. Besonders heraus sticht der Dezember mit +5,9 Grad, 80 Prozent mehr Sonnenstunden und 60 Prozent weniger Niederschlag.

Die um 2,5 Grad erhöhte Sommertemperatur resultiert den Experten zufolge aus mehr Sommertagen (Tagesmaximum > 25 Grad Celsius) und deutlich mehr heißen Tagen über 30 Grad. Diese erhöhten sich im Vergleich zum Referenzwert beispielsweise in Plauen um das Siebenfache, in Görlitz um das Sechs- und in Leipzig um das Dreifache. Hingegen gab es weniger Frost- und deutlich weniger Eistage. Beispiele von sechs für Sachsen charakteristischen Messstationen können der Anlage entnommen werden.

Im Winter 2014/2015 gab es 20 Prozent weniger Niederschlag und das Frühjahr war mit einem Defizit von 30 Prozent „viel zu trocken“. „Extrem zu trocken“ und damit Spitzenreiter waren die Monate Februar mit einem Defizit von 80 Prozent und der Mai mit 70 Prozent weniger Niederschlag.

Die besonderen Witterungsbedingungen 2015 blieben nicht ohne Folgen. Insbesondere das sehr hohe Temperaturniveau führte in Kombination mit einem kumulativen Wasserdefizit (Vorjahr(e) einbezogen) zu einer durchgreifenden landwirtschaftlichen, forstlichen und hydrologischen Trockenheit. So stellte sich in ganz Sachsen ab dem Frühsommer eine verschärfte Niedrigwassersituation in den Flüssen ein. Angefangen von kleinen Bächen, die trocken lagen bis hin zu Tiefstständen im Elbestrom und im Flussgebiet der Lausitzer Neiße.

Die Durchflüsse lagen dort mit geringen Unterbrechungen über Monate unter den langjährigen mittleren Niedrigwasserabflüssen. Grundwasser hat ein noch längeres Gedächtnis: Seit dem Hochwasserereignis 2013 haben sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen landesweit quasi kontinuierlich verringert.

Nachdem bereits im Winter 2013/14 keine Grundwasserneubildung registriert werden konnte, fiel diese auch im Winter 2014/15 praktisch aus. Das in den Talsperren gespeicherte Wasser hat wesentlich dazu beigetragen, die Trinkwasserversorgung in Sachsen auf einem hohen Niveau zu halten und durch Abgabe die ökologische Situation in den durch die Trockenheit belasteten Flüssen zu stabilisieren.

Das außergewöhnlich hohe Niederschlagsdefizit von Februar bis einschließlich Mai stellte die Landwirtschaft in der ersten Hälfte der pflanzenaktiven Phase auf eine harte Probe. Erst die Niederschläge im Juli und August waren deutlich höher als die Verdunstung und wirkten dem Prozess der Bodenwasserentnahme entgegen. Sie beendeten die extreme landwirtschaftliche Dürre und führten zu einer Erholung der Bestände, so dass bei der Ernte Anfang August noch gute bis mittlere Erträge eingefahren werden konnten. Nur beim Mais konnten die Folgen des Wasserdefizits nicht aufgeholt werden, was zu schlechteren Erträgen führte.

Die anhaltend hohen Temperaturen und Sonnenstunden im Sommer führten dazu, das erstmals nach 2010 wieder die Zielwerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Vegetation nicht nur auf dem Erzgebirgskamm, sondern auch im Flachland nicht eingehalten wurden. (smul)
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