Hamburg (agrar-PR) -
Einjähriges Messexperiment gibt Aufschluss über Grönlands Gletscherschmelze Ein Jahr nachdem Greenpeace zusammen mit Klimaforschern Messinstrumente im Kangerdlugssuaq-Fjord auf Grönland installiert hat, werden die Messbojen jetzt wieder eingesammelt und die Daten ausgewertet. Das fünfköpfige Team aus Wissenschaftlern und Greenpeace Klimaexperten ist für zehn Tage auf der Süd-Ostseite Grönlands unterwegs. Gelingt die Expedition, stehen erstmalig Langzeit-Daten über das Fjordwasser zur Verfügung. Mit diesen Daten lassen sich weitere Rückschlüsse über die Gletscherschmelze ziehen.
Jedes Stück Gletscher, das auf Grönland ins Meer rutscht, wirkt sich direkt auf den Anstieg des Meerespiegels aus, sagt Iris Menn, Meeresbiologin von Greenpeace. Die
Forschung zur Gletscherschmelze Grönlands ist deshalb für uns alle von
besonderer Bedeutung. Um die Prognosen zum Meeresspiegelanstieg zu
konkretisieren, ist es notwendig, langfristige Datenreihen zu erheben.
Dafür wurden Messbojen in den Fjord installiert, die Salzgehalt,
Temperatur und den Sauerstoffanteil entlang von Tiefenprofilen
aufzeichnen. Solche Daten gab es bisher aus dieser abgeschiedenen Region nicht, sagt Menn. Zusätzlich wird das Team vor Ort mit GPS-Sendern und Kameras die Eisbewegungen direkt auf dem Gletscher messen.
Subtropische Strömungen schmelzen Grönlands Gletscher
Während der Greenpeace Expedition 2009 fanden die Forscher der University of Maine und des Woods Whole Oceanographic Institutes (beide USA)
die ersten Belege für ihre Theorie zur Gletscherschmelze, die nun mit
Hilfe der neuen Langzeit-Daten weiter überprüft werden soll. Der Theorie
zufolge gelangt warmes subtropisches Wasser aufgrund des Klimawandels
bereits bis in die Fjorde von Grönland. Dadurch schmelzen dort die
Gletscher stark
von unten und rutschen schneller ins Meer. Diese Gletscherschmelze
von unten
kann zehn- bis zwanzigmal stärker sein als die von der Oberfläche und
beschleunigt so den weltweiten Anstieg des Meeresspiegels.
Dr. Gordon Hamilton (University of Maine) und Dr. Fiamma Straneo
(Woods Whole Oceanographic Institute) hatten von 2004 auf 2005 eine
Verdreifachung der Schmelze des Kangerdlugssuaq-Gletschers festgestellt.
Basierend auf der Beobachtung, dass der massive Verlust des
Grönländischen Eises sich mit der Erwärmung und Veränderung des
Nord-Atlantik Stroms überschneidet, entwickelten die Forscher damals
ihre Theorie.
Die Arktis ist eine der letzten fast unberührten Regionen dieser
Welt und am stärksten vom Klimawandel betroffen. Aber auch die
Extremwetter-Ereignisse in Osteuropa, in Vietnam oder die Brände in
Russland zeigen uns ganz klar, dass der Klimawandel bereits jetzt mitten
unter uns stattfindet. Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen die
Industrienationen den Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2020 um 40
Prozent vermindern. Dazu brauchen wir ein starkes, verbindliches
Klimaabkommen, sagt Menn.