21.12.2012 | 21:56:00 | ID: 14223 | Ressort: Umwelt | Klima

MeteoSchweiz - Klimabulletin Jahr 2012

Zürich (agrar-PR) - Die Schweizer Jahresmitteltemperatur 2012 lag rund ein Grad über dem Normwert 1961-1990. Die Jahresniederschläge brachten einen Überschuss von etwa fünf Prozent im Vergleich zur Norm.
Das Jahr startete sehr winterlich mit überdurchschnittlich viel Schnee in den Bergen und einer massiven Kältewelle im Februar. Extrem warm, sehr sonnig und recht trocken verlief der Frühling. Der Sommer kam dagegen nur langsam in Fahrt und den richtigen Hochsommer einschließlich einer Hitzewelle lieferte erst der August.

Nach ersten Wintervorboten im Früherbst mit Schnee bis in mittlere Lagen bescherte der Oktober der Schweiz erst einen prächtigen Altweibersommer, um es gleich darauf bis ins Flachland schneien zu lassen. Das Thema Schnee blieb aktuell mit einem kräftigen Wintereinbruch Ende November am Alpensüdhang, im Wallis und im Jura und mit landesweit ausgiebigen Schneefällen bis in tiefe Lagen in der ersten Dezemberhälfte.


Viel Schnee in den Bergen zum Jahresbeginn

Bereits auf das Jahresende 2011 hin lag in den Schweizer Alpen verbreitet überdurchschnittlich viel Schnee. Eine kräftige Nordwestströmung in den ersten Tagen des Jahres 2012 brachte in höheren Lagen nochmals große Schneemengen verbunden mit großer Lawinengefahr. In Andermatt in den Zentralalpen lag mit etwas über 2 m die dritthöchste Januar-Schneedecke seit Messbeginn 1966. Im Flachland blieb es derweil mild und weitgehend schneefrei.


Eisige Kälte im Februar

Nach einer Phase mit sonnigem und mildem Winterwetter wurde die Schweiz ab Februarbeginn von der massivsten Kältewelle seit 27 Jahren erfasst. Sibirische Kaltluft ließ in tiefen Lagen der Ostschweiz das Temperaturmittel vom 1. bis zum 14. Februar auf -9 bis -10 Grad sinken. In der Westschweiz lagen die Werte leicht, in der Südschweiz mit -2 bis -8 Grad deutlich höher. Die Minima sanken im Flachland nördlich der Alpen lokal unter -20 Grad, im hochgelegenen Engadin unter -30 Grad.

In der zweiten Februarwoche froren kleinere Mittellandseen zu. Der Pfäffikersee wurde begehbar und auch der Greifensee konnte für kurze Zeit freigegeben werden. Auch am oberen Zürichsee tummelten sich in der Bucht von Rapperswil massenhaft Schlittschuhläufer und entlang vieler Uferzonen bildeten sich ausgedehnte Eisflächen.

Während der Kältewelle fiel auf der Alpennordseite hin und wieder etwas Schnee, so dass in der ersten Februarhälfte auch in den Niederungen vielerorts permanent eine Schneedecke lag. Allerdings war diese meist von geringer Mächtigkeit.


Auf die extreme Kälte folgt extreme Wärme

In der zweiten Februarhälfte wurde es zunächst auf der Alpensüdseite ungewöhnlich mild. Am 25. Februar 2012 stieg die Temperatur in Locarno-Monti auf 23.3 Grad, was hier Februar-Rekord seit Messbeginn im Jahre 1935 bedeutet. Der bisherige Februarhöchstwert aus dem Jahr 1948 lag mehr als ein Grad tiefer.

Die ungewöhnliche Wärme erfasste schließlich die ganze Schweiz und zog sich bis in die ersten Apriltage hin. Landesweit war der März der zweitwärmste, auf der Alpensüdseite sogar der wärmste seit Messbeginn 1864. Auf der Alpennordseite erreichte zudem die Sonnenscheindauer in vielen Regionen Rekordwerte, während in den Alpen die bisherigen Rekordwerte egalisiert wurden.


Sommerwärme im Frühling

Nach der Rekordwärme verlief die Witterung bis gegen Ende April unbeständig und kühl. Ein Föhnsturm in den letzten Apriltagen brachte dann aber sommerliche Verhältnisse. Am 28. April erreichten die Temperaturen an einigen Messstandorten die höchsten Aprilwerte seit Messbeginn, so etwa in Bern mit 28.2 Grad (Messbeginn 1864) oder in Luzern mit 29.1 Grad (seit 1886).

Extrem mild war es aber auch in den Alpen. In Davos auf 1.600 m ü.M. stieg die Temperatur 19.4 Grad. Zusammen mit dem 25. April 2007 ist dies Aprilrekord seit Messbeginn 1877. Wenig später wurde es hochsommerlich. Bei strahlender Sonne gab es am 11. Mai verbreitet 27 bis 29 Grad, an einzelnen Orten einen Hitzetag mit über 30 Grad, was im Flachland der Deutschschweiz so früh im Monat Mai sehr ungewöhnlich ist. Die Nullgradgrenze kletterte auf 4.140 m ü.M., eine Höhe, welche in der ersten Maihälfte in den letzten 40 Jahren nie erreicht wurde.


Nass-trüber Sommerbeginn

Nur einen Tag nach der sommerlichen Hitze war die Schweiz wieder fest im Griff von polarer Kaltluft. Mit heftigem Regen stiegen die Temperaturen im Flachland nur wenig über 10 Grad. Auf Mitte Mai schneite es bis auf 600 m ü.M. hinunter. Weitere kräftige Niederschläge folgten im letzten Maidrittel. Die erste Junihälfte war landesweit trüb und nass und die Sonnenscheindauer erreichte nördlich der Alpen nur 10 bis 20 Prozent der langjährigen Durchschnittswerte.

Im Wallis und südlich der Alpen reichte es jedoch auch nur für rund 30 Prozent der üblichen Sonnenscheindauer. Unbeständige Witterungsphasen mit wiederholten Einbrüchen kühler Luftmassen dominierten auch die ersten drei Juliwochen. Am Ende dieser wenig sommerlichen Periode konnte am 21. Juli bei wechselhaftem, kühlen Westwindwetter auf dem unteren Zürichsee eine prächtige Wasserhose beobachtet werden.


Hochsommer erst im August

Verbreitet hochsommerlich war es seit Sommerbeginn nur kurze Zeit im letzten Juni- und im letzten Julidrittel, während im Tessin bereits im gesamten Juli sommerliche Verhältnisse herrschten. Über längere Zeit anhaltende sommerliche Verhältnisse für die ganze Schweiz brachte erst der August. Nach der Monatsmitte wurde die Schweiz gar von einer eigentlichen Hitzewelle erfasst.

Werte über 30 Grad traten bis in Höhenlagen über 1.500 m ü.M. auf, und an einzelnen höher gelegenen Messstandorten wurden Rekordwerte für den Monat August registriert. Auf dem Jungfraujoch stieg die Temperatur sogar auf ein neues, absolutes Temperaturmaximum von 12.8 Grad. Die höchste Temperatur meldete die Messstation Sion mit 36.9 Grad. Das war die höchste von MeteoSchweiz gemessene Temperatur in unserem Land seit dem Hitzesommer 2003. Allerdings wurden damals bedeutend höhere Werte erreicht.


Erste Wintervorboten

Ein kräftiger Polarlufteinbruch am Übergang August-September beendete den Hochsommer 2012. Am Alpennordhang fielen große Niederschlagsmengen und einige Alpenpässe mussten wegen Neuschnee geschlossen werden. Nach einer Phase mit sommerlichem Hochdruckwetter brachte ein weiterer kräftiger Kaltlufteinbruch vom 11. auf den 12. September erneut Schnee bis in mittlere Lagen.

Mit dem Einfließen der Kaltluft aus Norden konnten auf dem Bodensee am 13. September mehrere Wasserhosen beobachtet werden. Wenige Tage später wiederholte sich das Wechselspiel von mildem Spätsommerwetter und Kaltlufteinbruch mit Schnee in den Bergen.

In den letzten Septembertagen stellte sich eine ausgeprägte Föhnlage ein mit regional massiven Stauniederschlägen auf der Alpensüdseite. Die großen Niederschlagsmengen ließen die Maggia am 26. und 27. September gefährlich anschwellen.

Nach dem anschließenden schnellen Wechsel zwischen sonnig-milden und nass-trüben Tagen folgte zur Oktobermitte ein weiterer heftiger Kaltluftvorstoß mit kräftigen Niederschlägen. Entlang des östlichen Alpennordhangs bildete sich oberhalb von 800 m ü.M. eine geschlossene Schneedecke und im Bündnerland lagen oberhalb von 1.000 m ü.M. 10 bis 20 cm Neuschnee. Im Mittelland blieben die Temperaturen tagsüber unter 10 Grad.


Schöner Altweibersommer

Nach dem winterlichen Intermezzo bescherte der Oktober der Schweiz vom 17. bis zum 25. einen prächtigen Altweibersommer. Selbst in mittleren Höhenlagen stiegen die Temperaturen bei sonnigem Wetter zum Teil auf über 20 °C, was für die Jahreszeit außerordentlich mild ist. Entsprechend wurden an einigen Messstandorten in Berglagen neue Temperatur-Höchstwerte für die zweite Oktoberhälfte registriert. Ab dem 23. verschwanden auf der Alpennordseite die Regionen unterhalb von 1.000 bis 1.400 m ü.M. unter einer geschlossenen Hochnebeldecke.


Oktober-Winter bis ins Flachland

Ein massiver Polarluftvorstoß in den letzten Oktobertagen legte ein weißes Winterkleid über einen großen Teil der Schweiz. Am 28. lagen in der Deutschschweiz verbreitet 1 bis 10 cm Neuschnee, in leicht erhöhten Lagen 10 bis 20 cm, lokal auch deutlich mehr. Der anhaltende Schneefall bis in tiefe Lagen bescherte St. Gallen mit 33 cm einen neuen Oktober-Schneehöhenrekord, welcher den bisherigen Rekord von 18 cm (30./31.10.1974) weit übertraf (Messreihe ab 1959). In Langnau im Emmental waren es 30 cm mit bisheriger Rekordhöhe von 27 cm (30.10.2008; Messreihe ab 1958).

In tieferen Lagen gab es geringere Werte. In Zürich lagen am Morgen des 29. Oktobers 19 cm Schnee. Der Oktoberrekordwert vom 30.10.2008 beträgt 20 cm (Messreihe ab 1931). Die beiden Ereignisse sind also vergleichbar. Weiter Richtung Alpen waren die Schneehöhen im Vergleich zu früheren Oktober-Ereignissen nicht spektakulär. Schneefrei blieben das Genferseegebiet sowie die Tieflagen des Walliser Haupttals, des Tessins und des Aare-, Reuss- und Rheintales.


Milder und sonniger Spätherbst Mitte November

Ab dem 12. November stellte sich eine länger andauernde, herbstliche Hochdrucklage ein mit mildem und sonnigem Bergwetter. Die Nullgradgrenze stieg tagsüber auf über 3.000 m ü.M., so dass auf dem Jungfraujoch (3.580 m ü.M.) das Temperaturmaximum mehr als +3 Grad erreichte. In den Niederungen der Alpennordseite breitete sich der typische Novembernebel aus, während das Tessin viel Sonnenschein genießen konnte.


Kräftiger Schneefall am Alpensüdhang

In den letzten Novembertagen setzten im Westen und vor allem auf der Alpensüdseite kräftige Niederschläge ein. Im Jura sowie im Nordtessin und Simplongebiet sank die Schneefallgrenze auf rund 800 m hinunter. Entlang des Alpensüdhangs von der Monte Rosa über den Simplon und das Tessin bis ins Valle Mesolcina fielen zwischen 80 und 120 cm Neuschnee.

Am Alpenhauptkamm und im Oberwallis waren es 30 bis 50 cm und im Jura oberhalb 1.500 m ü.M. 40 bis 60 cm. Der Schwerpunkt der Starkniederschläge lag im Gebiet Valle Maggia - Locarnese. Am 29. November brachte aus Norden einfließende Kaltluft auch dem Flachland der Alpennordseite etwas Neuschee. Entlang des Voralpenrandes oberhalb von 700 bis 900 m ü.M. waren es bis 40 cm, während in Richtung Alpen geringere Neuschneemengen gemessen wurden


Viel Schnee zum Winterbeginn

Die eingeflossene Kaltluft bescherte vielen Gebieten der Alpennordseite genau auf den meteorologischen Winterbeginn (1.12.) den ersten Eistag mit Temperaturen ganztags unter dem Gefrierpunkt. Und um die Ankunft des Winters noch weiter zu verdeutlichen, überquerte tags darauf eine aktive Schneefront die ganze Alpennordseite. Dichtes Schneegestöber hüllte an diesem ersten Dezembersonntag das Flachland in eine pulvrige Neuschneedecke von 2 bis 10, lokal auch bis 20 cm.

Vom 3. auf den 4. Dezember wurde das Wallis eingeschneit. In Sion fielen 30 cm Neuschnee, Brig bekam einen halben Meter und in Ulrichen im Oberwallis wuchs die Schneedecke auf 80 cm an. Das zweite Dezember-Wochenende gab sich ebenfalls sehr winterlich. Nach einem kräftigen nächtlichen Schneefall war die Schweiz am Samstagmorgen (8.12.2012) weitgehend weiß.

Vom Genfersee bis zum Bodensee lag im Mittelland eine Schneedecke von 5 bis 35 cm, und am Alpennordrand waren es regional 50 bis 65 cm. Selbst in Locarno-Monti (367 m ü.M.) im Tessin wurde 1 cm Schnee gemessen.

In den Niederungen auf der Alpennordseite hielt die Schneedecke rund eine Woche, bevor am dritten Dezember-Wochenende mit Regen und milden Temperaturen der Schnee zerfloss. Auf der Alpensüdseite hingegen schneite es auf dieses Wochenende hin kräftig, sodass am 15.12. in den Niederungen des Tessins zwischen 10 und knapp 20 cm Schnee lagen.


Jahresbilanz

Über die gesamte Schweiz gemittelt war das Jahr 2012 rund 1 Grad zu warm im Vergleich zur Norm 1961-1990. Im Tessin erreichte der Temperaturüberschuss regional bis +1.6 Grad, im Wallis bis +1.8 Grad, in Tallagen des Alpennordhangs hingegen nur +0.6 bis +0.8 Grad.

In der Nordschweiz und regional am östlichen Alpennordhang fielen mit 120 bis 130 Prozent deutlich überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Die Täler der Alpensüdseite erhielten zum Teil zwischen 110 und 120 Prozent der Norm 1961-1990. Sonst fielen verbreitet 100 bis 115 Prozent der Norm.

Die Sonnenscheindauer erreichte im Mittelland vom Genfersee bis zum Bodensee 110 bis 120 Prozent der Norm 1961-1990. In den meisten übrigen Gebieten lagen die Werte im Bereich von 100 bis 110 Prozent. (MeteoSchweiz)
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