31.07.2014 | 12:26:00 | ID: 18330 | Ressort: Umwelt | Klima

MeteoSchweiz: Klimabulletin Juli 2014

Zürich (agrar-PR) - Der Juli 2014 brachte vor allem der westlichen Hälfte der Schweiz Rekordniederschläge, und in der Region Genfersee, im Wallis und im Berner Oberland führte das anhaltende Regenwetter zu einer Rekord-Sonnenarmut. Die Julitemperatur lag schweizweit gemittelt 0.8 Grad unter der Norm 1981-2010.
Herbst im Sommer

Statt mit heißem Badewetter startete der Juli im Mittelland mit vormittäglichen Nebel- und Hochnebelfeldern. Die Morgentemperaturen lagen in den ersten drei Tagen bei frischen 6 bis 14 Grad. In Aadorf-Tänikon in der Ostschweiz wurde mit 5.5 Grad die tiefste Julitemperatur seit über 10 Jahren gemessen.

Die Tagesmitteltemperaturen lagen in den ersten Tagen 3 bis 4 Grad, auf der Alpensüdseite 3 bis 5 Grad unter der Norm 1981–2010. Wirklich sommerlich warm war es nur am 4. und 6. Juli mit Tagesmitteltemperaturen von 3 bis 5 Grad über der Norm, am 6. auf der Alpennordseite und im Wallis begleitet von sonnigen Verhältnissen.

Nass und kalt

Nichts von Sommer brachte die zweite Juliwoche. Häufige und oft auch kräftige Regenfälle bestimmten den Witterungsablauf. Gegen Monatsmitte wurden die normalen Julisummen in weiten Teilen der Schweiz bereits erreicht, lokal auch schon deutlich überschritten. Das viele Wasser führte zu übersättigten Böden, sodass der anhaltende Regen vor allem zwischen dem 11. und 13. Juli an verschiedenen Orten zu Überschwemmungen und Hangrutschen führte.

Zumindest ein Hangrutsch hatte weitreichende Folgen, indem er die hochfrequentierte Bahnlinie zwischen Fribourg und Bern für längere Zeit lahmlegte. In Bern erreichte die Aare einen kritischen Pegelstand. Dank Sicherungsmaßnahmen kam es jedoch zu keinen Schäden.

Neben der Nässe wurde die Schweiz vom 8. bis 10. Juli zusätzlich von einer wenig sommerlichen Kälte erfasst. In der aus Norden zufließenden Luftmasse sank die Schneefallgrenze auf rund 2.000 m, im Jura sogar auf 1.800 m. Die Höchsttemperaturen erreichten im Flachland nördlich der Alpen gerade noch 13 bis 17 Grad, was rund 10 Grad unter der Norm 1981-2010 liegt. Im Tessin gab es mit Nordföhn und recht sonnigem Wetter angenehme 24 bis 26 Grad.

Nach ein paar Tagen Sommer...

Eine schon fast lang anmutende Schönwetterphase stellte sich vom 15. bis zum 19. Juli ein. Die Temperaturen stiegen am 18. und 19. verbreitet über 30 Grad. Unter Föhneinfluss wurden in Bad Ragaz mit 34.9 Grad und in Chur mit 34.7 Grad die höchsten Werte verzeichnet. Der Föhn brachte einigen Föhnstandorten, aber auch dem Messstandort Zürich-Fluntern, vom 19. auf den 20. Juli eine Tropennacht mit Temperaturen nicht unter 20 Grad.

...wieder häufig und viel Regen

Vom 20. bis 22. wurde die Schweiz aus Westen von einem Tiefdruckgebiet überquert. Auf der Alpennordseite und im unteren Wallis fielen dabei verbreitet 50 bis 100 mm Niederschlag. Im Tessin waren es 20 bis 60 mm und im zentralen und oberen Wallis sowie in Graubünden 15 bis 30 mm. Auf der Alpennordseite führte der erneut ergiebige Niederschlag lokal zu Überschwemmungen von Bächen und kleineren Flüssen.

Nach einer kurzen Regenpause wurde die über den Alpen liegende feuchte Luft reaktiviert. Am Morgen des 24. Juli bildete sich am zentralen und östlichen Alpennordhang ein Gewitterlinie. Ungewöhnlich heftige Niederschläge gingen dabei über dem oberen Emmental in der Region Bumbach-Schangnau-Marbach nieder. Die kantonale Messstation Marbachegg registrierte in rund vier Stunden über 70 mm Regen, wobei 50 mm innerhalb von zwei Stunden fielen. Entsprechend verheerend waren in diesem Gebiet die Schäden durch Hochwasser und Hangrutschungen.

Nur zwei Tage später brachte ein über die Schweiz ziehendes Tiefdruckgebiet erneut regional große Niederschlagsmengen. Wieder traf es besonders das obere Emmental und das obere Entlebuch. An der kantonalen Messstelle Marbachegg fielen am 26. Juli nochmals 60 mm. Ergiebigen Regen erhielt aber auch der östliche Alpennordhang. Von Glarus bis St. Gallen waren es 45 bis 60 mm.

Am 28. entwickelten sich gegen Abend nach einer vormittäglichen sonnigen Aufheizphase und unter Zufuhr feuchter Luftmassen aus Südwesten vielerorts kräftige Gewitter, besonders entlang des Alpennordhangs. Massive Überschwemmungsschäden erlitt Altstätten im St. Galler Rheintal. Die höchsten Niederschlagsmengen lagen zwischen 30 und 70 mm innerhalb weniger Stunden. Einmal mehr gehörte auch das Gebiet Emmental- Entlebuch-Napfgebiet mit 60 bis 70 mm zu den stark betroffenen Regionen, wobei vor allem Schüpfheim stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

In der ersten Tageshälfte des 29. Juli herrschte im Südtessin eine starke Gewitteraktivität. welche maximale Niederschlagsmengen zwischen 120 und über 140 mm lieferte. In Stabio fielen dabei innerhalb einer Stunde über 50 mm.

Rekord-Niederschlagssummen

Insbesondere westlich der Reuss wurden an zahlreichen Messstationen neue Rekordsummen für den Monat Juli gemessen. Aber auch im Zürcher Oberland und im Thurgau gab es punktuell neue Juli-Höchstwerte. Beeindruckend ist die schweizweit extremste Juli-Summe von 500 mm am Messstandort Les Avants oberhalb Montreux. Das entspricht rund dem dreifachen der normalen Julimenge. Dagegen sieht der bisherige Rekord vom Juli 2007 mit 366 mm schon fast bescheiden aus.

Für Les Avants liegen Daten seit 1974 vor. An der Messstelle Escholzmatt im Entlebuch fielen 421 mm Regen. Der bisherige Rekord-Juli 2007 lieferte rund 100 mm weniger. Daten sind hier seit 1959 verfügbar. Auch in den beiden 150jährigen Messreihen von Engelberg (366 mm, bisher 337 mm, Juli 1891) und Bern-Zollikofen (242 mm, bisher 240 mm, Juli 1965) ist ein neuer Juli-Rekord zu verzeichnen. Das mag die Bedeutung der aktuellen Niederschlagsverhältnisse unterstreichen.

An einigen Messstandorten wurden sogar die bislang höchsten Monatswerte überhaupt registriert. So fielen in Langnau im Emmental 357 mm Regen. Die höchste Monatsmenge lieferte hier bisher der August 1968 mit 342 mm. In Sempach fielen 280 mm, während der bisherige Monatsrekord vom Juni 2000 hier bei 265 mm lag.

Rekord-Sonnenarmut

Das häufige Regenwetter bescherte der Schweiz auch extrem trübe Verhältnisse. In den Region Genfersee, im Wallis und im Berner Oberland war der Juli 2014 der sonnenärmste seit Messbeginn. In Genf lieferte er nur 152 Sonnenstunden. Im bisher trübsten Juli 1980 waren es 182 Stunden. Ein durchschnittlicher Juli bringt in Genf 263 Sonnenstunden (Norm 1981-2010).

In Sion waren es aktuell 158 Stunden, während der bisherige Trüberekord von 1980 hier bei 199 Stunden lag (Norm 1981-2010: 263 Stunden). In Adelboden liegen die Werte aktuell bei 99 Stunden und bei 139 Stunden während des 1980er Trüberekords (Norm 1981-2010: 186 Stunden). Die Messreihen zur Sonnenscheindauer sind für Genf und Sion seit 1959 verfügbar, jene von Adelboden seit 1966.

Sommerlinden blühen im Höhenlagen um 1.000 m

Von Anfang bis Mitte Juli blühten die Sommerlinden in Höhenlagen um 1.000 m. Verglichen mit dem Mittel von 1981-2010 ist der Vorsprung dieser phänologischen Phase auf wenige Tage zurückgegangen und die Eintrittstermine können als normal eingeordnet werden. Mit der Blüte der Linden sind nun die meisten Blühphasen vorbei. Während der Sommerzeit gibt es, im Gegensatz zum Frühling, in der Phänologie weniger zu beobachten.

Der Sommer ist vor allem die Zeit der Reife. Im offiziellen phänologischen Beobachtungsprotokoll der MeteoSchweiz werden die Reifephasen der Vogelbeeren und des Roten und Schwarzen Holunders beobachtet. Die Beobachtung dieser Phasen ist viel schwieriger und subjektiver als diejenige der Blüte oder der Blattentfaltung und es ist nicht einfach zu entscheiden, wann die Früchte die notwendige Färbung erreicht haben. Reife Früchte des Roten Holunders und erste Beobachtung von reifen Vogelbeere wurden uns bereits gemeldet.

Monatsbilanz

Die Juli-Temperatur lag verbreitet zwischen 0.4 und 1.2 Grad unter der Norm 1981-2010. Auf der Alpensüdseite und im Genferseegebiet bewegten sich die Werte 1 bis 1.7 Grad unter der Norm. Über die ganze Schweiz gemittelt war der Juli 0.8 Grad kühler als die Norm 1981-2010.

Der Juli 2014 zeigte sich in vielen Gebieten extrem niederschlagsreich. Die Niederschlagssummen erreichten in der Westschweiz, im Wallis, am westlichen und zentralen Alpennordhang sowie im Südtessin zwischen 200 und 300 Prozent der Norm 1981-2010. In den übrigen Gebieten lagen die Werte zwischen 100 und 150 Prozent der Norm, lokal in den von Gewitterzügen betroffenen Regionen auch darüber.

Die Sonnenscheindauer blieb in der ganzen Schweiz massiv unterdurchschnittlich. Die Werte erreichten verbreitet nur 55 bis 70 Prozent der Norm 1981-2010, vereinzelt auch etwas mehr. (MeteoSchweiz)
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