Wiesbaden (agrar-PR) -
Sorge wegen Kronenverlichtung von alten Eichen im Rhein-Main-Gebiet Der Zustand des hessischen Waldes hat sich weiter verbessert. „Der
positive Trend hält an. Der hessische Wald ist in einem guten Zustand“,
sagte Umweltministerin Lucia Puttrich bei der Vorstellung des
Waldzustandsberichts bei Königstein im Taunus. Die mittlere
Kronenverlichtung habe sich von 23 auf 22 Prozent in diesem Jahr
verbessert. „Das ist ein wesentlicher Indikator, um die Vitalität der
Bäume zu bewerten“ erläutete die Ministerin. Darüber hinaus hätten für
den Wald günstigere Witterungsbedingungen zu einem guten Wachstum
beigetragen. „Während wir uns über die überdurchschnittlichen
Niederschläge im Sommer gegrämt haben, hat der Wald davon sehr
profitiert“, sagte Puttrich. Die Auswirkungen des Trockenjahres 2003
seien jetzt überwunden.
Die positive Entwicklung insgesamt werde auch durch die äußerst
geringe Absterberate von nur 0,1 Prozent unterstrichen. Bei der Buche
liegt die Absterberate sogar noch unter 0,1 Prozent. „Wir sehen das als
ein deutliches Zeichen für eine stabile ökologische Situation.
Schließlich prägt die Buche Hessens Wälder“, so Puttrich.
Lucia Puttrich unterstrich, dass der Wald ein Wirtschaftsfaktor, ein
Erholungsgebiet und von großer Bedeutung für den Naturschutz
gleichermaßen sei. „42 Prozent der Fläche Hessens ist von Wald bedeckt.
Das sind mehr als 880.000 Hektar. Allein diese Zahlen zeigen, welchen
Wert wir auf die Stabilität und gute Entwicklung des Waldes legen
müssen“, so Puttrich.
Besonders im Fokus steht der Waldboden. „Wir haben allein in diesem
Jahr 13.200 Hektar Wald gekalkt. Dafür wurden insgesamt 2,5 Millionen
Euro ausgegeben, davon sind 2 Millionen Euro Landesmittel“, so Puttrich.
Die Bodenschutzkalkung sei ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der
Waldböden, sagte die Ministerin. „Der Kalk hilft, den Boden zu
entsauern. Das stärkt das Wurzelwachstum und es fühlen sich wichtige
Bodenorganismen wie Regenwürmer wieder wohler“, so Puttrich.
Die Bodenzustandserhebung in hessischen Wäldern liefert wichtige
Informationen über den Zustand und die Entwicklung der Böden. „Auch wenn
die Auswertung noch läuft, lässt sich sagen, dass sich die Waldböden in
Hessen in den vergangenen 20 Jahren in den oberen Schichten leicht
erholt haben“, sagte Ministerin Puttrich. Und weiter: „Die Kalkung hat
sich als eine wirksame Maßnahme zum Schutz des Bodens erwiesen und wird
von uns deshalb weiter fortgeführt.“ Im Verhältnis zum Nutzen für den
Boden, werde das Waldökosystem durch die Kalkung nur wenig
beeinträchtigt.
Traditionell wird die Waldzustanderhebung im Sommer durchgeführt. Sie
findet auf einem für die hessischen Wälder repräsentativen 8 auf 8
Kilometer großen Dauerbeobachtungsnetz statt. Dies umfasst die Erhebung
des Kronenzustandes auf 139 Flächen. „Um das den Wald im
Rhein-Main-Gebiet und seine Besonderheiten besser abzubilden, haben wir
auch in diesem Jahr zusätzlich ein Erhebungsraster von 4 auf 4 Kilometer
im Rhein-Main-Gebiet dazu genommen und so rund 1.200 Bäume extra
erfasst“, so Puttrich. Das Ergebnis sei auch hier leicht besser als im
Vorjahr. Sorge bereite dem Umweltministerium allerdings die
Kronenverlichtung der jüngeren Bäume und der älteren Eichen in der
Rhein-Main-Ebene. „Bei diesen Bäumen im Rhein-Main-Gebiet haben wir nach
wie vor eine deutlich höhere Kronenverlichtung als im
Landesdurchschnitt.“
Insgesamt sei die Entwicklung des hessischen Waldes erfreulich. „Das
darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Verhältnisse in
unserem Waldökosystem fragil sind“, so die Ministerin. Leicht könnten
Klimaänderungen und eine veränderte Niederschlagsverteilung zu Problemen
führen. „In Hessen sind wir auf einem guten Weg. Die Maßnahmen zur
Luftreinhaltung und die Bodenschutzkalkungen zeigen positive Effekte“,
sagte die Ministerin und betonte, dass diese Maßnahmen weiter
fortgesetzt würden. „Der Wald ist in Hessen in guten Händen“, lobte die
Ministerin abschließend. Die gute Arbeit werde von der Forstverwaltung
ebenso aber von den vielen Kommunen und privaten Waldbesitzern und nicht
zuletzt von Bürgerinnen und Bürgern geleistet.
Weitere Ergebnisse im Detail:
- Die ältere Buche (über 60 Jahre) weist eine mittlere
Kronenverlichtung von 28 % auf, ein erheblicher Rückgang nachdem dieser
Wert im Vorjahr noch bei 33 % lag.
- Der mittlere Blattverlust der älteren Eiche liegt in diesem
Jahr bei 27 % und ist damit um 3 %-Punkte schlechter als 2009 (24 %).
- Bei der älteren Fichte wurde mit 27 % mittlerer Nadelverlust ein günstigerer Kronenzustand festgestellt (2009: 30 %).
- Die mittlere Kronenverlichtung bei der älteren Kiefer nahm geringfügig auf 25 % zu (2009: 24 %).
- Bei den jüngeren Bäumen (bis 60 Jahre) aller Baumarten ging die
Kronenverlichtung um 1 %-Punkt auf 10 % leicht zurück.
- Die Ergebnisse
der jüngeren Bäume bei den einzelnen Hauptbaumarten liegen jeweils im
Trend der älteren Bäume.
- Das Ausbleiben der Buchenmast in diesem Jahr hat maßgeblich zum
besseren Zustand der älteren Buchenkronen beigetragen.
- Die Blüte und
die anschließende Fruchtbildung belasteten den Stoffhaushalt im
vergangenen Jahr - als 97 % der älteren Buchen fruktifizierten - noch
erheblich.
- Aufgrund der günstigen Witterungssituation war der Befall durch
Borkenkäfer an der Fichte in diesem Jahr insgesamt auf einem geringen
Schadniveau.
- Nach dem Rückgang der Fraßschäden durch Eichenwickler und
Frostspanner (beides Schmetterlinge - Raupenfraß) in den Jahren 2008 und
2009 hat sich das sofortige Wiederauftreten dieser Fraßgesellschaft
negativ auf den Kronenzustand der Eiche ausgewirkt. Die Fraßintensität
war nur schwach ausgeprägt, aber zum ersten Mal im Beobachtungszeitraum
gab es keine mehrjährige Erholungsphase für die Eiche zwischen den
Massenvermehrungen.