Frankfurt / Doha (agrar-PR) -
Fischereinationen torpedieren Konferenz: Hai, Koralle und Tunfisch werden nicht besser geschützt. / WWF: Tiger und Elefant zählen zu den wenigen Gewinnern Mit Anträgen zum Schutz der Roten Koralle, des
Blauflossentunfischs und diverser Haiarten hätte die internationale
Staatengemeinschaft auf der UN-Artenschutzkonferenz in Doha die
Gelegenheit gehabt, die Artenvielfalt in den Meeren besser zu schützen.
Doch diese Chance wurde nach Einschätzung des WWF verspielt. Alle
Anträge zum Schutz der Meeresbewohner sind bei den Abstimmungen
durchgefallen. Selbst dem seltenen Heringshai, der zunächst ein
positives Votum erhielt, wurde am letzten Tag der Konferenz doch noch
der Schutz verweigert. „Die Meeresbewohner sind offenbar in den Augen
vieler Staaten nicht schützenswert. Das ist ein Kniefall vor der
Fischereilobby. Kurzfristige, wirtschaftlichen Interessen scheinen von
größerer Bedeutung als das Überleben der Arten“, kritisiert Volker
Homes, Leiter WWF-Artenschutz. Mit der Ablehnung des Handelsverbots für
den hoch bedrohten Blauflossenthunfisch wird dieser weiterhin als
Sushi-Delikatesse auf dem japanischen Markt enden – und das, obwohl die
Population nach WWF-Angaben um bis zu 85 Prozent eingebrochen ist.
Ähnlich dramatisch sei die Situation von Weißspitz-Hochseehai und
Hammerhai. Die großen, charakteristischen Flossen dieser Raubfische
landen wohl auch in Zukunft in der Suppenschüssel. Afrikanischer Elefant
und Tiger gehören nach Einschätzung des WWF zu den wenigen Gewinnern
der Konferenz.
„Bei den Anträgen zum Blauflossentunfisch und den
Haien ging es darum, das dauerhafte Überleben dieser Arten zu sichern.
Es ist eine Schande, dass sich hier Staaten durchsetzen konnten, die
schonungslos ihre Gewinninteressen verfolgen“, sagt Volker Homes. Vor
allem Japan, China und ihre Verbündeten hätten die Konferenz offen und
aggressiv torpediert. So feierte beispielsweise die japanische
Delegation die Entscheidung zum Blauflossenthunfisch mit Sushi-Häppchen,
die aus eben dieser hoch bedrohten Fischart hergestellt wurden. „Es ist
fraglich ob es bei der nächsten UN-Artenschutzkonferenz in drei Jahren
noch genügend Blauflossenthunfische im Mittelmeer gibt, damit sich ihr
Fang überhaupt lohnt“, sagt Volker Homes. Auch die Rote Koralle, als
Bestandteil von Schmuck und Medizinprodukten beliebt, sei weiterhin der
starken kommerziellen Nutzung schutzlos ausgeliefert. Inzwischen gibt es
nach WWF-Angaben im Mittelmeer fast nur noch kleine, nicht
fortpflanzungsfähige Kolonien. „Es findet ein Ausverkauf des
Mittelmeeres an den Meistbietenden statt“, fasst Homes die
Entscheidungen zusammen. Verbrauchern rät der WWF auf Hai-Produkte wie
Schillerlocke (Dornhai) oder Kalbsfisch (Heringshai) zu verzichten.
Afrikanischer Elefant und Tiger gehören nach
Einschätzung des WWF zu den wenigen Gewinnern der Konferenz. So sind
Tansania und Sambia mit ihren Anträgen gescheitert, eine Lockerung des
Verbots beim Elfenbeinhandel herbeizuführen. „Besonders die Ablehnung
des Antrags von Tansania ist von entscheidender Bedeutung für den Schutz
afrikanischer Elefanten. Die Vertragsstaaten haben sich mit ihrem Votum
klar zum Schutz dieser Art bekannt“, erklärt WWF-Experte Homes.
Tansania hatte einen Antrag eingereicht, der die Erlaubnis für den
Handel mit Jagdtrophäen für nichtkommerzielle Zwecke beinhaltet.
Außerdem wollte das afrikanische Land seine staatlichen Lagerbestände an
Rohelfenbein (rund 90.000 Kilogramm) verkaufen und das Handelsverbot
für Häute, Lederwaren und lebende Tiere lockern. Als Erfolg wertet der
WWF außerdem eine Resolution zum effektiveren Schutz der letzten 3.200
Tiger in freier Wildbahn. Der von der Europäischen Union eingebrachte
Text war in seiner ursprünglichen Form zwar am Widerstand der
Tigerverbreitungsstaaten gescheitert. Immerhin konnten sich die
Verhandlungsdelegationen auf einen Kompromissvorschlag einigen. Demnach
soll die grenzübergreifende Zusammenarbeit im Kampf gegen Wilderei und
Schmuggel mit Tigern verbessert werden. Außerdem wurde angekündigt, eine
internationale Tiger-Datenbank für ein besseres Monitoring aufzubauen.
Der WWF kritisiert jedoch, dass eine der Hauptbedrohung, nämlich die
asiatischen Tigerfarmen,im finalen Text keine Berücksichtigung mehr
finden. Aktuell gibt es Bestrebungen von entsprechenden Lobbygruppen
nationale Handelsverbote für Zuchttiger zu lockern. Das würde, so
befürchtet der WWF, die Wilderei allerdings weiter anheizen.
Eine Verschnaufpause gewährt die internationale
Staatengemeinschaft auch dem Zagros-Molch aus dem Iran. Der boomende
Internethandel hatte die Art an den Rand der Ausrottung geführt.
Zukünftig dürfen die wegen ihres Musters bei Sammlern sehr begehrten
Tiere nicht mehr im Ausland verkauft werden. In freier Wildbahn leben
nach WWF-Angaben derzeit weniger als 1000 Exemplare.